Polen Auschwitz-Museum kritisiert Werbespot der Regierungspartei

AP / tchs

31.5.2023

Das Auschwitzmuseum wirft der polnische Regierungspartei PiS vor, den Tod von 1,1 Millionen Menschen im deutschen Vernichtungslager für politische Zwecke zu missbrauchen.
Das Auschwitzmuseum wirft der polnische Regierungspartei PiS vor, den Tod von 1,1 Millionen Menschen im deutschen Vernichtungslager für politische Zwecke zu missbrauchen.
Bild: KEYSTONE

Die polnische Opposition zieht gegen ein Gesetz zu Felde, mit dem die Regierung ihre führenden Vertreter ausbooten könnte. Die Regierungspartei konterte mit einem geschmacklosen Video.

AP / tchs

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Auschwitzmuseum wirft der polnischen Regierungspartei vor, die Opfer des Holocaust für politische Zwecke zu instrumentalisieren.
  • Grund des Zorns ist ein Video der PiS, das Szenen aus dem deutschen Vernichtungslager zeigt.
  • In dem Wahlkampfspot wird ein geplanter Protestmarsch gegen ein umstrittenes Gesetz angeprangert.

Die polnische Regierungspartei PiS hat sich mit einer Wahlkampfbotschaft den Zorn des Auschwitz-Museums zugezogen. Die Partei habe versucht, den Tod von 1,1 Millionen Menschen im deutschen Vernichtungslager Auschwitz für politische Ziele zu instrumentalisieren, kritisierte das Museum am Mittwoch. «Es ist ein trauriger, schmerzhafter und inakzeptabler Ausdruck der moralischen und intellektuellen Verkommenheit der öffentlichen Debatte

Die PiS hatte in dem Spot einen für Sonntag geplanten Protestmarsch gegen ein umstrittenes Gesetz verurteilt und dabei Bilder des früheren Vernichtungslagers gezeigt, darunter das Tor mit dem berüchtigten Schriftzug «Arbeit macht frei». Dazu wurde in dem 14-Sekunden-Video gefragt: «Wollt ihr wirklich unter diesem Motto laufen?»

Antidemokratisches Gesetz?

Dabei bezog sich die Partei auf die Kritik des Journalisten Tomasz Lis an dem Gesetz, das eine Kommission ins Leben ruft, die den Einfluss Russlands in Polen überprüfen soll. Es wird von Kritikern, den USA und der EU als antidemokratisch verurteilt, weil es der Regierung die Möglichkeit gebe, Oppositionspolitiker wie den früheren Regierungschef Donald Tusk von politischen Ämtern auszuschließen.

Lis hatte sich der Kritik angeschlossen und getwittert, PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski und Präsident Andrzej Duda, der das Gesetz unterzeichnet hat, gehörten ins Gefängnis. Dabei verwendete er das polnische Wort Komora, das sowohl mit Zelle als auch mit Kammer übersetzt werden kann, wobei viele Polen Letzteres mit den Gaskammern der Nazis in Verbindung bringen.

Inzwischen wurde der Tweet gelöscht

Lis sprach von einer absurden Interpretation. «Es ist offensichtlich, dass ich an eine Zelle gedacht habe», sagte Lis. Er hätte jedoch vorhersehen müssen, dass ihm das Wort böswillig anders ausgelegt werden könnte. Lis löschte den Tweet und bat um Entschuldigung. «Ich hoffe, dass Herr Duda und Herr Kaczynski für ihre Verbrechen gegen die Demokratie bezahlen werden. Aber auf menschlicher Ebene wünsche ich ihnen Gesundheit und langes Leben. Ich habe niemandem den Tod gewünscht», sagte er.

Auch Duda kritisierte das PiS-Video und sprach von einem unwürdigen Akt. «Das Gedenken an die Opfer der deutschen Verbrechen in Auschwitz ist heilig und unantastbar; die Tragödie von Millionen von Opfern darf nicht für den politischen Kampf missbraucht werden», twitterte er.