Polizei ermitteltKabel-Sabotage löst Bahn-Chaos in Deutschland aus
dpa/amo
8.10.2022 - 15:15
Sabotage an Kabeln war Ursache für Bahn-Chaos
Sabotage an Kabeln war Ursache für Bahn-Chaos.
08.10.2022
Ausgerechnet zum Wochenendstart werden unzählige Reisende am Samstag ausgebremst. Die grossflächigen Störungen im Zugverkehr in Norddeutschland gehen nach Angaben auf Sabotage an zwei Standorten zurück.
DPA, dpa/amo
08.10.2022, 15:15
08.10.2022, 15:43
dpa/amo
Über Stunden geht nichts mehr auf den meisten Schienen im Norden: Eine technische Störung des Zugfunks hat am Samstag ein Chaos bei der Bahn ausgelöst und vielen Reisenden den Start ins Wochenende vermasselt.
Die erheblichen Störungen sind nach Angaben der Bundespolizei auf Fremdeinwirkung zurückzuführen. «Wir haben einen Tatort in Berlin-Höhenschönhausen», sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin der Deutschen Presse-Agentur. «Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen.»
Aus Sicherheitskreisen hiess es, es seien am Karower Kreuz in Berlin und in Herne in NRW vorsätzlich so genannte Lichtwellenleiterkabel beschädigt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen.
Polizei nimmt Ermittlungen auf
Die Ermittlungen würden mit Hochdruck in alle Richtungen geführt. «Aktuell ist von einer zielgerichteten Fremdeinwirkung von aussen auf Kabel der Deutschen Bahn auszugehen», sagte der Sprecher. Zu weiteren Details könne er auch aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft geben.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte zuvor gesagt, die Störungen gingen auf Sabotage an zwei Standorten zurück. «Es wurden Kabel mutwillig und vorsätzlich durchtrennt, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind.» Die Hintergründe seien noch nicht weiter bekannt. Auch die Deutsche Bahn hatte von Sabotage an Kabeln gesprochen.
Zugverkehr stand still
Betroffen waren der Fern- und teils auch der Regionalverkehr der Deutschen Bahn in weiten Teilen Norddeutschlands. Im Laufe des Vormittags meldete die Bahn dann, dass die Störung behoben sei, es aber weiter zu Beeinträchtigungen kommen könne.
⚠Zugfunkstörung behoben: Der Bahnverkehr im Norden läuft wieder an.
Unzählige Fahrgäste strandeten an den grossen Bahnhöfen wie Hannover, Hamburg und Berlin. An Auskunftsschaltern bildeten sich lange Warteschlangen, während an den grossen Anzeigetafeln in den Bahnhofshallen entweder pure Leere herrschte oder über «unbestimmt verspätete» Züge oder Komplettausfälle informiert wurde.
Viele Reisende stranden in Hannover
Am Bahnknotenpunkt Hannover, an dem sich wichtige Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen der Bahn treffen, bewahrten die wartenden Bahnreisenden weitgehend Ruhe, wie ein dpa-Reporter berichtete. Viele von ihnen hätten zwar kopfschüttelnd vor der grossen Anzeigetafel, die über die Zugausfälle informierte, gestanden. Aber eine aggressive Stimmung habe nicht geherrscht.
Bahn: Massive Zugausfälle nach Kabel-Sabotage - Gallery
Eine technische Störung führte in Norddeutschland zum kompletten Stillstand im Fernverkehr.
Bild: dpa
In Norddeutschlan fallen große Teile es Bahnverkehrs aus.
Bild: dpa
In Norddeutschland legt eine Störung den Fernverkehr lahm.
Bild: dpa
Bahn: Massive Zugausfälle nach Kabel-Sabotage - Gallery
Eine technische Störung führte in Norddeutschland zum kompletten Stillstand im Fernverkehr.
Bild: dpa
In Norddeutschlan fallen große Teile es Bahnverkehrs aus.
Bild: dpa
In Norddeutschland legt eine Störung den Fernverkehr lahm.
Bild: dpa
Später hat die Bahn damit begonnen, Kaffee und Tee an die Wartenden zu verteilen. Draussen hätten sich am Taxistand Grüppchen gebildet und versucht, sich in kleinen Fahrgemeinschaften per Taxi in die nächste Grossstadt durchzuschlagen.
In Hamburg verliess um 10.49 Uhr als erster Fernverkehrszug der ICE 509 nach München über Berlin und Erfurt den Hauptbahnhof, wie eine dpa-Reporterin dort berichtete. Er sei mit einer Verspätung von einer halben Stunde und stark überfüllt losgefahren.
Am Morgen hatte die Hiobsbotschaft gelautet: «Es gibt derzeit keine Reisemöglichkeiten mit dem Fernverkehr von/nach Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen in/aus Richtung Kassel-Wilhelmshöhe, Berlin und NRW.» Konkret war beispielsweise der gesamte ICE-Verkehr zwischen Berlin, Hannover und Nordrhein-Westfalen eingestellt, wie die Bahn in ihrem Internetauftritt mitgeteilt hatte.
Auch internationale Verbindungen waren betroffen. So fuhren IC-Züge zwischen Berlin und Amsterdam gar nicht. IC-Züge von Kopenhagen endeten an der dänisch-deutschen Grenze in Padborg. Stillstand herrschte teils auch bei Regionalzügen – so bei RE- und RB-Verbindungen in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein, wie die Bahn mitteilte.
Alternativverbindungen vollkommen überfüllt
Als Alternative schlug das Unternehmen Reisenden zwischen Berlin und Köln sowie zwischen Berlin und Baden-Württemberg und der Schweiz vor, Verbindungen des Fernverkehrs mit Umstieg in Erfurt und Frankfurt am Main zu nutzen. «Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die noch verkehrenden Züge teilweise ein sehr hohes Reisendenaufkommen zu verzeichnen haben», hiess es.
Viele Reisende, die etwa von Berlin nach Nordrhein-Westfalen fahren wollten, folgten der Empfehlung der Bahn und nahmen den Umweg mit Umstieg in Frankfurt auf sich. Die Folge waren völlig überfüllte Züge, wie ein dpa-Reporter aus dem ICE 934 auf der Fahrt nach Frankfurt berichtete. «Kein Durchkommen in den Gängen, weil alles mit sitzenden oder dort stehenden Fahrgästen blockiert ist», erzählte er.
Aufgrund einer Reparatur an der Strecke ist im in ganz #Norddeutschland derzeit keine Zugfahrten möglich. Bitte prüfen Sie Ihre Reiseverbindung und planen Sie mehr Reisezeit ein. mehr auf https://t.co/1RQL3VwEeg
— Deutsche Bahn Verkehrsmeldungen (@DB_Info) October 8, 2022
Die Bahn empfahl ihren Reisenden, sich kurz vor geplanten Fahrten über www.bahn.de/reiseauskunft, über die App «DB Navigator» oder telefonisch unter 030/2970 zu informieren. Ausserdem versprach die Bahn eine Sonderkulanz: Alle Fahrgäste, die ihre für den 8. Oktober geplante Reise wegen der Zugfunkstörung verschoben haben, können ihr bereits gebuchtes Ticket für den Fernverkehr innerhalb der nächsten sieben Tage flexibel nutzen, wie es hiess. «Zudem gelten bei Verspätung oder Zugausfall die allgemeinen Fahrgastrechte.»