Politik Bandenchef will über Regierung in Haiti mitverhandeln

SDA

30.3.2024 - 13:37

ARCHIV - Bewaffnete Banden-Mitglieder in Port-au-Prince. Foto: Odelyn Joseph/AP/dpa
ARCHIV - Bewaffnete Banden-Mitglieder in Port-au-Prince. Foto: Odelyn Joseph/AP/dpa
Keystone

Der Anführer einer der mächtigsten Banden im Krisenstaat Haiti hält eine Waffenruhe für möglich, falls er in Verhandlungen über eine neue Regierung einbezogen wird. «Wenn die internationale Gemeinschaft mit einem detaillierten Plan kommt, bei dem wir zusammensitzen und reden können, sie uns aber keine Entscheidungen aufdrücken, dann denke ich, dass die Waffen niedergelegt werden könnten», sagte Jimmy «Barbecue» Cherizier dem Sender Sky News am Freitag (Ortszeit).

Etwaige Schutztruppen aus Kenia würde er als Aggressoren und Eindringlinge betrachten, so Cherizier weiter. Kämen sie nach Haiti, würde das direkt zu noch mehr Gewalt führen: «Wenn die Kenianer kommen, werden sie als Erstes Massaker in den Armenvierteln verüben, weil die Oligarchen und die korrupten Politiker ihnen sagen werden, wo sie hingehen sollen.»

Hintergrund ist eine vom UN-Sicherheitsrat genehmigte multinationale Sicherheitsmission. Kenia hatte sich zunächst bereit erklärt, den Einsatz anzuführen und 1000 Polizeibeamte nach Haiti zu entsenden, will aber nun doch keine Truppen schicken, bis es eine neue Regierung gibt.

Schon vor der jüngsten Eskalation hatten verschiedene bewaffnete Gruppen nach UN-Angaben insgesamt etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle. Laut Sky News ist «Barbecue» nicht nur Anführer der einflussreichen Bande G9, sondern führt auch eine jüngst formierte Allianz verschiedener Gangs namens Viv Ansanm und geriert sich selbst als eine Art revolutionärer Freiheitskämpfer.

Die Situation im karibischen Krisenstaat mit seinen mehr als 11 Millionen Einwohnern hatte das UN-Menschenrechtsbüro zuletzt als katastrophal eingestuft. Die Sicherheitslage verhinderte die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise, dieser kündigte seinen Rücktritt an. Auch die bestehende Hungerkrise verschärfte sich.

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