Ausnahme für Djokovic Mit den eigenen Bürgern ist Australien ziemlich streng

tafi

4.1.2022

Wirklich willkommen war in Australien wegen der Corona-Pandemie lange niemand, nicht einmal die Australier*innen selbst.
Wirklich willkommen war in Australien wegen der Corona-Pandemie lange niemand, nicht einmal die Australier*innen selbst.
Keystone

Novak Djokovic ist wohl ungeimpft, darf aber trotz strenger Impfregeln an den Australian Open teilnehmen – dank einer Ausnahmegenehmigung. Bei den eigenen Staatsbürgern ist Australien weniger grosszügig.

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Für die meisten Menschen sind die Aussengrenzen Australiens noch immer geschlossen. Immerhin dürfen seit einigen Wochen die eigenen Staatsbürger wieder aus aller Welt zurückkommen – relativ einfach. Das war seit Ausbruch der Pandemie für viele in anderen Ländern gestrandete Australier*innen unmöglich.

Sie sassen irgendwo auf der Welt fest, weil ihre eigene Regierung die Grenzen rigoros abschottete. Noch im November konnten 38’000 Menschen nicht in ihre Heimat zurück. Zu den Einreisebedingungen gehörten strenge Quarantänemassnahmen in eigens dafür eingerichteten Stationen. Nur reichten die Betten nicht aus.



«Ich versuche seit Oktober 2020, nach Hause zu kommen», berichtet die 21-jährige Jura-Studentin Holly Foster im Bayerischen Rundfunk und kritisierte, dass die australische Regierung nichts für ihre Bürger*innen tue. Foster wurde im Frühjahr 2020 während einer Europareise von der Pandemie überrascht und sitzt seitdem in London fest. «Wir haben kein Geld, keine Jobs und keine Unterkünfte. Es tut mir und den anderen gestrandeten Australiern weh, wie wir behandelt werden.»

Wer keinen australischen Pass besitzt, kam seit Anfang 2020 überhaupt nicht mehr ins Land. Anfang November lockerte die Regierung die Einreisebestimmungen zunächst für Staatsbürger, Personen mit ständigem Wohnsitz und deren Familien – vorausgesetzt, sie sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft.

Am 15. Dezember wurde dann ein Reisekorridor mit Singapur, Südkorea und Japan für Geimpfte eröffnet, die ebenfalls quarantänefrei nach Australien reisen können. Auch dringend gesuchte Fachkräfte und systemrelevante Personen sowie internationale Studierende sind down under wieder willkommen. Sie müssen allerdings strenge Visa-Vorgaben erfüllen und natürlich ebenfalls eine vollständige Impfung nachweisen.



Ausnahmen von der Impfpflicht sind nur bei medizinischen Indikationen möglich, die Vorgaben dafür aber eng gefasst. Anfang Dezember hatte der stellvertretende Premierminister James Merlino betont, es gebe nur eine begrenzte Anzahl von Gründen für eine Ausnahmegenehmigung. «Medizinische Ausnahmen sind genau das – es ist kein Schlupfloch für privilegierte Tennisspieler», so Merlino laut dem TV-Sender ABC. «Es ist eine medizinische Ausnahme unter aussergewöhnlichen Umständen, wenn man eine akute Erkrankung hat.»

Dass der Tennisstar Novak Djokovic diese aussergewönlichen Umstände würde geltend machen, konnte Merlino damals noch nicht wissen. Holly Foster, die in London gestrandete Studentin, hatte allerdings schon im November eine Ahnung: «Für die Tennisspieler bei den Australian Open hat man sich ein Bein ausgerissen, um Quarantäneplätze zu schaffen, aber für australische Staatsbürger geschieht nichts.»

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.