Bericht schlägt Wellen China will die USA von Kuba aus mit Abhöranlagen überwachen

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12.6.2023

Friedensforscher: Atomwaffenstaaten stärken ihre Arsenale

Friedensforscher: Atomwaffenstaaten stärken ihre Arsenale

Die Atommächte der Erde investieren angesichts des Ukraine-Kriegs und der insgesamt verschlechterten Sicherheitslage auf der Welt in eine Modernisierung ihrer nuklearen Arsenale. Das geht aus dem am 12. Juni veröffentlichten Jahresbericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervor. Zwar ging der Gesamtbestand der nuklearen Sprengköpfe demnach von Anfang 2022 bis Anfang 2023 leicht zurück, dafür habe aber die Zahl der einsatzfähigen Atomwaffen zu steigen begonnen.

12.06.2023

Eine US-Zeitung berichtet, China würde gegen eine Milliardenzahlung Abhör-Anlagen auf Kuba aufbauen. Dann heisst es, es gebe so etwas schon seit 2019. Washington dementiert. Was stimmt denn nun?

P. Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das «Wall Street Journal» berichtet, dass Kuba China gegen eine Milliardenzahlung den Bau von Abhör-Anlagen erlaubt.
  • Ein anonymer Offizieller ergänzt, es gebe solche Aufklärungseinrichtungen schon seit 2019.
  • Die USA, China und Kuba dementieren diese Aussagen.

Die USA sind strategisch mit einer herausragenden Lage gesegnet: Im Osten und Westen schirmen der Atlantik und der Pazifik das Land ab. Mit den beiden Nachbarn Kanada und Mexiko pflegt Washington gute Beziehungen. Wer kann Onkel Sam in dieser Hinsicht das Wasser reichen?

Tatsächlich steckt ein Stachel im amerikanischen Fleisch: Es ist Kuba. Die Lage der Insel sorgt dafür, dass in den Golf von Mexiko zwei Nadelöhre führen: Das westliche liegt zwischen der mexikanischen Halbinsel Yukatan und dem Westen Kubas und ist rund 190 Kilometer weit.

Kuba ist bloss 190 Kilometer von den USA entfernt.
Kuba ist bloss 190 Kilometer von den USA entfernt.
Bild: Google Earth

Der zweite Engpass zwischen der Inselkette Florida Keys und dem Norden der Insel ist 150 Kilometer weit. Kuba könnte theoretisch Schiffsverkehr nach Houston, Texas, und New Orleans, Louisiana, unterbinden. Und: Das kommunistische Land eignet sich dank seiner Nähe auch ideal dafür, die USA zu überwachen.

«Das ist eine laufende Sache»

Das weiss auch China – und Peking will diese Lage nun offensichtlich ausnutzen: Laut «Wall Street Journal» (WSJ) haben sich beide Länder auf eine Kooperation geeinigt, die Washington schlaflose Nächte bereiten dürfte. Demnach zahlt China Kuba einen Milliardenbetrag und darf im Gegenzug Basen für den Geheimdienst auf der Insel einrichten. So sollen Mailverkehr, Telefonate und Satelliten-Kommunikation in den USA überwacht werden.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA kommentiert den Bericht indirekt. «Während ich über diesen spezifischen Artikel nicht sprechen kann, sind wir uns wohl über die Bemühungen der Volksrepublik China bewusst, weltweit in Infrastruktur zu investieren, die auch militärischen Zwecken dient – auch in dieser Hemisphäre», sagt John Kirby dem WSJ.

Chinas Präsident wird im Juli 2014 in Havana mit dem José-Martí-Orden ausgezeichnet.
Chinas Präsident wird im Juli 2014 in Havana mit dem José-Martí-Orden ausgezeichnet.
Bild: EPA

Die US-Regierung beobachte die Situation und treffe Gegenmassnahmen, versichert der frühere Konteradmiral Kirby. Wenn man «Politico» Glauben schenken will, ist die Kooperation aber nicht nur angedacht, sondern bereits Realität. «Das ist eine laufende Sache und keine neue Entwicklung», verrät ein Anonymus.

Abhör-Anlage seit 2019?

Demnach ist Peking auf der Insel schon länger aktiv: «Die Volksrepublik China hat ihre Einrichtungen zum Sammeln von Informationen auf Kuba 2019 ausgebaut. Das ist in den Geheimdienst-Akten dokumentiert.» Joe Biden habe das Thema zu Beginn seiner Amtszeit ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt.

«Wir denken, [China] ist nicht so leise, wie sie es gehofft haben», so der anonyme Offizielle. «[Sie] werden versuchen, ihre Präsenz auf Kuba auszubauen, und wir werden weiter daran arbeiten, das zu stören.» Der demokratische Abgeordnete Ritchie Torres vom China-Kommitee des Repräsentantenhauses fordert eine politische Untersuchung.

Das Weisse Haus kommentiert offiziell, der WSJ-Bericht sei «nicht zutreffend». Das chinesische Aussenministerium dementiert: Sprecher Wang Wenbin sagte, die Aussagen seien falsch. Kubas stellvertretender Aussenminister twitterte, der Bericht sei «vollkommen unwahr» und eine «verleumderische Spekulation».

Welche Darstellung nun der Wahrheit entspricht, muss sich zeigen.