«Wird nicht zum Untergang führen»Bill Gates hat seine Meinung zum Klimawandel geändert
Noemi Hüsser
29.10.2025
Bill Gates schaut auf sein Leben zurück. (Archivbild)
Annette Riedl/dpa
Vor dem Start der UN-Klimakonferenz in Brasilien warnt Bill Gates vor einem einseitigen Blick auf die Erderwärmung. Seine Vorschläge stossen bei Klimawissenschaftler*innen jedoch auf scharfe Kritik.
Bill Gates fordert eine Neuausrichtung der Klimapolitik mit stärkerem Fokus auf Armuts- und Krankheitsbekämpfung, statt allein auf Bekämpfung der Erderwärmung.
Wissenschaftler*innen kritisieren seine Position scharf und warnen, sie könne Klimaschutzbemühungen untergraben und falsche Prioritäten setzen.
Gates will mit seiner Denkschrift vor der UN-Klimakonferenz in Brasilien Investitionen und Innovationen für Entwicklungsländer anstossen.
Microsoft-Mitgründer Bill Gates sieht die Zeit für einen Kurswechsel im Kampf für den Klimaschutz gekommen. «Obwohl der Klimawandel schwerwiegende Folgen haben wird, wird er nicht zum Untergang der Menschheit führen», schrieb Bill Gates in einem am Dienstag veröffentlichten Beitrag auf seinem persönlichen Blog.
Der Milliardär forderte, man müsse den Fokus weg von einer Eindämmung des Anstiegs der Erderwärmung hin zu einem Kampf gegen Armut und Krankheit verlegen. Die globale Durchschnittstemperatur ist laut Gates «nicht der beste Massstab für unsere Fortschritte im Klimaschutz».
Weiter kritisiert Gates, dass sich Klimaschützer*innen wegen negativer Prognosen zu sehr mit kurzfristigen Zielen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und anderen Treibhausgasen beschäftigt hätten. Dadurch seien Ressourcen von effektiveren Dingen abgezogen worden, die zur Verbesserung der Lebensqualität auf einer sich erwärmenden Erde beitrügen.
Noch 2021 hat Gates ein Buch mit dem Titel «Wie wir die Klimakatastrophe verhindern» veröffentlicht. Darin plädiert er dafür, Treibhausgasemissionen nicht nur zu reduzieren, sondern bis 2050 auf Netto-Null einzuschränken.
Wissenschaft kritisiert Gates Meinung
Klimawissenschaftler*innen sind der Ansicht, dass auch nur ein winziger Anstieg der Erderwärmung zu extremem Wetter beitrage und die Gefahr des Aussterbens von Arten begünstige. Sie kritisieren deshalb Gates' Aussagen.
Der Direktor des Zentrums für nachhaltige Entwicklung an der Columbia University, Jeffrey Sachs, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur DPA, das Dokument von Gates sei «sinnlos, vage, nicht hilfreich und verwirrend». Man könne sowohl die Armut reduzieren als auch das Klima verwandeln, wenn die Öl-Lobby eingedämmt werde.
Michael Oppenheimer, Professor an der Princeton University, sagte der «New York Times», dass Gates’ Aussagen leicht von Leuten genutzt werden könnten, die den Klimaschutz sabotieren wollen. Gates vermittle damit ein falsches Entweder-oder, wie es oft von Klimaskeptiker*innen komme, das Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels gegen die Entwicklungshilfe für die Armen ausspielt.
«Wenn Sie glauben, dass das Klima nicht wichtig sei, werden Sie der Denkschrift nicht zustimmen», verteidigte sich Gates in einem Gespräch mit Reportern vor Veröffentlichung seines Dokuments. Er habe mit einer Kontroverse gerechnet.
Gates traf sich bereits mehrmals mit Trump
Gates Absicht hinter der Denkschrift sei es, für mehr Investitionen und Innovation zu Gunsten armer Länder zu sorgen. Gates wolle damit ein Zeichen vor der im November beginnenden UN-Klimakonferenz in Brasilien setzen.
Obwohl Gates im US-Wahlkampf die Demokratin Kamala Harris unterstützt hatte, traf er sich nach Trumps Sieg mehrmals mit dem US-Präsidenten und sprach im Nachhinein positiv über ihn. Trump bestreitet jedoch die Existenz und Folgen der Klimakrise. Unter seiner Regierung kürzten die USA ihre Finanzhilfen für Entwicklungsländer, die sich an die Erderwärmung anpassen müssen.
Von diesen Kürzungen war auch die Gates Foundation betroffen. Die Impfstoff-Kooperation Gavi, die mithilfe seiner Stiftung ins Leben gerufen wurde, werde für die nächsten fünf Jahre 25 Prozent weniger finanzielle Mittel im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren haben, teilte Gates mit. Die Gates Foundation engagiert sich weltweit für Gesundheit, Bildung und Entwicklungshilfe – insbesondere im Kampf gegen Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria.
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