Neue Balkan-Flüchtlingsroute Neue Balkan-Flüchtlingroute: Laut Bund ist die Schweiz kein Ziel-Land

Nicolai Morawitz

4.7.2018

Hunderttausende Menschen kamen 2015 als Flüchtlinge über die sogenannte Balkan-Route. Diese gilt seit 2016 als de facto geschlossen. In diesem Sommer ist jedoch Bosnien zu einem wichtigen Transitland für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa geworden - ihre Zahl steigt derzeit stetig. Der Bund beruhigt: Die Schweiz sei kein Zielland der Flüchtlinge.

Seit Jahresbeginn wurden mehr als 5000 Menschen in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo registriert, viele von ihnen reisten dann mit Bussen weiter in die nördliche Grenzstadt Bihac.

Mitte Mai verzeichneten die Behörden nach Angaben von Sicherheitsminister Dragan Mektic bereits zwischen 80 und 150 Neuankömmlinge pro Tag.

Vor allem junge Männer versuchen, über die bosnische Grenze ins EU-Land Kroatien zu gelangen. Dabei müssen sie an der kroatischen Polizei vorbei, die die Grenze zu Serbien schon weitgehend abgeriegelt hat, und der Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen massive Rechtsverletzungen gegenüber Flüchtlingen vorwerfen.

Routen immer verzweigter

Auf dem Balkan könne man feststellen, dass sich die Routen «diversifiziert» hätten, sagt der Sprecher des Staatssekretariats für Migration (SEM) Lukas Rieder. Die Zahl der Migranten auf der westlichen Balkanroute habe sich gegenüber 2017 erhöht. Diese umfasst die Länder Albanien, Montenegro, Bosnien und Kroatien.

Laut Rieder versuchen die meisten Migranten von Bosnien aus über Kroatien in Richtung Westeuropa, vorwiegend Deutschland, weiter zu reisen. Die Schweiz sei demnach wie schon 2015 weniger ein Zielland, so Rieder.

In Deutschland wird derzeit die Einführung von sogenannten Transitzentren heftig diskutiert. Der Innenminister Horst Seehofer (CSU) drohte sogar damit, die Regierung platzen zu lassen, sollte auf seine Vorschläge nicht eingegangen werden.

Noch viel Ungewissheit bei Transitzentren

In den Transitzentren sollen laut Plänen der Union aus CDU und CSU unter anderem Asylbewerber zurückgewiesen werden können, die bereits in einem anderen Land registriert wurden. Die Zentren sollen nach jetzigem Stand an der Grenze zu Österreich errichtet werden.

Gemäss dem SEM gibt es derzeit noch keine abgesichterten Informationen darüber, wie die Errichtung der Transitzentren den Austausch zwischen der Schweiz und Deutschland in Migrationsfragen betreffen könnte. Im Rahmen des Dublin-Systems habe die Schweiz im Jahr 2018 1'142 Menschen aus Deutschland übernommen. Im Gegenzug habe Deutschland 759 Personen aus der Schweiz aufgenommen. Das Dublin-Abkommen gelte weiterhin und werde von allen Mitgliedsstaaten angewendet, so Rieder.

Bilder aus der Schweiz
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