Bosnien-Herzegowina Bosnische Serben provozieren mit Parade am Rande von Sarajevo

SDA

9.1.2023 - 17:55

Milorad Dodik (M), Amtsführer der Serben und Präsident der Republik Srpsak aus Bosnien, nimmt an einer Parade zum 31. Jahrestag der Republik Srpska teil. Tausende von fahnenschwenkenden Menschen versammelten sich am Stadtrand von Sarajevo, um einen verbotenen Feiertag zu feiern, der mit dem brutalen interethnischen Krieg des Landes in den 1990er Jahren in Verbindung gebracht wird. Foto: Armin Durgut/AP/dpa
Milorad Dodik (M), Amtsführer der Serben und Präsident der Republik Srpsak aus Bosnien, nimmt an einer Parade zum 31. Jahrestag der Republik Srpska teil. Tausende von fahnenschwenkenden Menschen versammelten sich am Stadtrand von Sarajevo, um einen verbotenen Feiertag zu feiern, der mit dem brutalen interethnischen Krieg des Landes in den 1990er Jahren in Verbindung gebracht wird. Foto: Armin Durgut/AP/dpa
Keystone

Die Führung des serbischen Landesteils von Bosnien hat mit einer paramilitärischen Parade am Rand von Sarajevo Stärke demonstriert.

2000 Paramilitärs, Polizisten und Zivilbedienstete der Serbischen Republik (RS) marschierten am Montag in Ost-Sarajevo vor dem RS-Präsidenten Milorad Dodik und seinen Gästen auf. Die Parade war Teil der Feiern zum sogenannten Tag der RS. Mehrere Tausend Serben säumten den Weg und schwenkten Fahnen der RS und des Nachbarlandes Serbien.

Das bosnische Verfassungsgericht hatte den jährlichen Aufmarsch am 9. Januar für verfassungswidrig erklärt. In diesem Jahr fand er erstmals in Ost-Sarajevo statt, einem kleinen Gebiet am Ostrand der bosnischen Hauptstadt, das zur RS gehört. Am 9. Januar 1992 hatte der verurteilte Kriegsverbrecher Radovan Karadzic mit Unterstützung Rest-Jugoslawiens (Serbien und Montenegro) die bosnische Serben-Republik gegründet. Im darauffolgenden Krieg (1992-1995) begingen das jugoslawische und das bosnisch-serbische Militär Völkermord, Massaker und Vertreibungen an der bosniakischen und kroatischen Bevölkerung.

Dodik betreibt seit mehreren Jahren die Abspaltung der RS aus Bosnien, das aus der Serben-Republik und der bosnisch-kroatischen Föderation (FBiH) besteht. Für die bosniakische Mehrheitsbevölkerung in Sarajevo stellte der Aufmarsch eine Provokation dar. Im Bosnien-Krieg war die Stadt von den umliegenden Bergen und dem heutigen Ost-Sarajevo aus mehr als drei Jahre lang grausam belagert worden. Die Parade fand keine 500 Meter von der Grenze zwischen den beiden Landesteilen statt. In seiner Ansprache stilisierte Dodik die RS zur «Republik des Friedens und der Freiheit».

Auf der Ehrentribüne sass neben Dodik der serbische Aussenminister Ivica Dacic. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic entsandte seinen Sohn Danilo zur Feier in Ost-Sarajevo. Es war der erste offizielle Auftritt des serbischen Präsidentensprösslings. Bisher war Danilo Vucic vor allem durch Fotos in Medien aufgefallen, die ihn in Gesellschaft von Figuren der Unterwelt zeigten.

Am Vortag hatte Dodik in der RS-Hauptstadt Banja Luka dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Abwesenheit den Orden der RS verliehen. Er werde ihn später persönlich überreichen, sagte Dodik. Dodik wird immer wieder von Putin empfangen, was sich auch seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht geändert hat.

Die US-Botschaft in Sarajevo verurteilte den Aufmarsch und Dodiks Abspaltungspolitik. «Die Serbische Republik wird nur sich selbst und jene um sie herum zerstören, wenn sie dem Irrlicht der Unabhängigkeit nachjagt», hiess es in einer Mitteilung auf dem Twitter-Account der Botschaft.

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