Schutz für Giftopfer Vergiftete Skripals könnten in USA neue Identität bekommen

dpa

8.4.2018 - 01:57

Forensiker untersuchen ein Pub im englischen Salisbury auf Spuren von Nervengift. (Archivbild)
Forensiker untersuchen ein Pub im englischen Salisbury auf Spuren von Nervengift. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

Im Fall Skripal verhärten sich die Fronten zwischen Moskau und London. Für die vergifteten Skripals könnte sich derweil eine neue Lösung abzeichnen.

Im Streit zwischen Russland und Grossbritannien könnten der vergiftete Ex-Agent Sergej Skripal und seine Tochter Julia einem Bericht zufolge in den USA aus der Schusslinie gebracht werden. Die beiden könnten dort eine neue Identität bekommen, berichtete die britische Zeitung «Sunday Times» am Sonntag unter Berufung auf Regierungskreise.

Die Fronten zwischen Moskau und London verhärteten sich am Wochenende weiter. Während die russische Botschaft auf ein Treffen mit dem britischen Aussenminister Boris Johnson dringt, warf dieser Moskau Desinformation vor.

Über die Zukunft von Vater und Tochter Skripal hätten Vertreter des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 mit US-Kollegen von der CIA diskutiert, schrieb die Zeitung. «Ihnen werden neue Identitäten angeboten», hiess es. So sollten sie vor weiteren Mordversuchen geschützt werden.

Die 33-jährige Julia, die eigentlich in Russland lebt, soll Hilfe der russischen Botschaft abgelehnt haben. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.
Vater und Tochter Skripal waren vor fünf Wochen bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Stadt Salisbury aufgefunden worden.

Britische Forscher wiesen bei den Opfern das Nervengift Nowitschok nach, das einst in der Sowjetunion entwickelt wurde. London beschuldigt Moskau, Drahtzieher des Attentats zu sein. Russland weist dies zurück. Die Vorwürfe lösten eine diplomatische Krise aus.

Über das gespannte Verhältnis und die Ermittlungen will der russische Botschafter in London, Alexander Jakowenko, mit Aussenminister Johnson sprechen. Ein Treffen sei beantragt, teilte die Botschaft mit. «Ich möchte vom Chef des Aussenministeriums seine Einschätzung der schwierigen Situation hören», sagte Jakowenko. Er bekräftigte Moskaus Forderung, in die Untersuchungen eingebunden zu werden.

Ein Sprecher des britischen Aussenministeriums sagte dazu: «Wir haben eine Anfrage bekommen. Wir werden zu gegebener Zeit antworten.» Ebenfalls in der «Sunday Times» warf Johnson Russland eine «Flut von Absurditäten» und eine «Lawine von Lügen und Desinformation» vor.

Moskau kritisierte überdies, dass London eine Verwandte der Skripals nicht einreisen lässt. Viktoria Skripal, die Cousine von Julia, bekam kein Besuchervisum. In einem Brief bat sie nun Premierministerin Theresa May um Hilfe.

Sie sagte der Agentur Interfax, das Visum sei ihr unter anderem verweigert worden, weil sie kein Konto mit mindestens 150 000 Rubel (2100 Euro) besitze. Zudem sagte sie: «Ich habe eine Nachricht erhalten, in der die (britische) Botschaft die Absage damit erklärt, dass Julia mich anscheinend nicht sehen will.»

Die Cousine spielt eine undurchsichtige Rolle in dem Fall. Nach einem BBC-Bericht befürchtet die britische Regierung, dass sie vom Kreml instrumentalisiert wird.

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