Komplexe WeltlageBritischer Admiral spricht von «drittem nuklearen Zeitalter»
AP/tgab
5.12.2024
Im Kalten Krieg sei die Lage relativ stabil gewesen, sagt Admiral Tony Radakin. Heute sei sie dagegen von zwei Tendenzen geprägt.
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05.12.2024, 23:40
Gabriela Beck
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Der britische Spitzenmilitär, Admiral Tony Radakin, sieht ein «drittes Atomzeitalter» heraufziehen. Und das habe es in sich.
Während die Weltlage im Kalten Krieg relativ stabil gewesen sei, sei sie heute ungleich komplexer.
Als besonders problematisch stuft er die Verbreitung disruptiver Technologien ein beim Fehlen von Sicherheitsarchitekturen, die es früher gegeben habe.
Der Chef des britischen Verteidigungsstabes, Admiral Tony Radakin, sieht die Welt am Beginn eines «dritten Atomzeitalters». Während des Kalten Kriegs hätten sich die beiden Supermächte durch nukleare Abschreckung gegenseitig in Schach gehalten, die Jahrzehnte danach seien vom internationalen Bemühen geprägt gewesen, die Verbreitung von Atomwaffen zu begrenzen, sagte Admiral Tony Radakin am Mittwoch vor dem Royal United Services Institute (Rusi).
Die heutige Zeit sei dagegen wesentlich komplexer. Die Herausforderungen nähmen zu, während die Sicherheitsvorkehrungen schwächer würden.
«Wir stehen an der Schwelle eines dritten nuklearen Zeitalters», sagte Radakin. «Es ist geprägt von vielfältigen und gleichzeitigen Dilemmata, der Verbreitung nuklearer und disruptiver Technologien und dem fast völligen Fehlen von Sicherheitsarchitekturen, die es früher gab.»
Cyberangriffe, Sabotage und Desinformation
Zu den Herausforderungen, mit denen der Westen konfrontiert sei, gehörten Russlands Drohung, in der Ukraine taktische Atomwaffen einzusetzen, Chinas Bestreben, seine Atomwaffenbestände aufzustocken, Irans Weigerung, mit den internationalen Bemühungen zur Begrenzung seines Atomprogramms zusammenzuarbeiten, und Nordkoreas «unberechenbares Verhalten».
Radakin bezeichnete den Einsatz nordkoreanischer Soldaten an der Seite russischer Streitkräfte an der ukrainischen Grenze als die «aussergewöhnlichste Entwicklung des Jahres» und warnte, dass weitere Einsätze möglich seien. All dies geschehe vor dem Hintergrund zunehmender Cyberangriffe, Sabotage und Desinformationskampagnen, die darauf abzielten, die westlichen Länder zu destabilisieren.
Radakin forderte, Grossbritannien müsse sich der Ernsthaftigkeit der Bedrohungen bewusst sein, denen es ausgesetzt ist, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines direkten nuklearen Angriffs Russlands auf Grossbritannien oder seine Nato-Verbündeten nur gering sei. Der Admiral warb für weitere Reformen beim britischen Militär, damit Grossbritannien auf die sich verändernde internationale Lage reagieren könne. Das Vereinigte Königreich müsse seine nukleare Abschreckung aufrecht erhalten, die «der Teil unseres Inventars ist, von dem Russland am meisten weiss und der mehr Einfluss auf (Präsident Wladimir) Putin hat als alles andere», sagte er.
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