ÜbersichtUN-Sicherheitsrat erhöht Druck auf Taliban +++ Angriff auf Kabuler Flughafen fehlgeschlagen
Agenturen/red
30.8.2021
Ein weiterer Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat auf den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Montag fehlgeschlagen. Derweil erhöht der UN-Sicherheitsrat den Druck auf die Taliban, Afghanen ungehindert aus ihrem Heimatland ausreisen zu lassen. Die Ereignisse des Tages im Überblick.
Agenturen/red
30.08.2021, 21:52
30.08.2021, 22:08
Agenturen/red
Der UN-Sicherheitsrat erhöht den Druck auf die militant-islamistischen Taliban, Afghanen ungehindert aus ihrem Heimatland ausreisen zu lassen. Eine entsprechende Resolution wurde am Montag vom mächtigsten UN-Gremium mit 13 Ja-Stimmen angenommen, Russland und China enthielten sich.
In der Resolution, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, verweist der Sicherheitsrat auf die Zusagen der Taliban vom Freitag, dass Afghanen das Land jederzeit und auf allen möglichen Wegen ungehindert verlassen dürften. Der Sicherheitsrat «erwartet, dass die Taliban diese und alle anderen Verpflichtungen einhalten», heisst es darin.
Die Resolution, die von Grossbritannien und Frankreich zusammen mit den USA und Irland vorgelegt wurde, fordert zugleich, dass Afghanistan nicht zu einem Hafen für Terroristen und ihre Anschlagspläne werden dürfe. Ebenfalls hervorgehoben wird die Notwendigkeit für ungehinderten humanitären Zugang sowie die Wahrung der Menschenrechte, insbesondere «der Rechte von Frauen, Kindern und Minderheiten». Eine vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron zuletzt ins Spiel gebrachte UN-Sicherheitszone in Kabul wird in der Resolution nicht erwähnt.
Nach Angaben westlicher Diplomaten hatten sich die Vetomächte Russland und China bei Verhandlungen am Wochenende offen für eine Einigung gezeigt. Sie haben damit letztlich für einen der seltenen Durchbrüche im Sicherheitsrat gesorgt. Bei den meisten grossen Krisen in den vergangenen Jahren waren sich die ständigen Mitglieder - vor allem die USA, China und Russland - oft uneins und blockierten gemeinsame Lösungen. UN-Resolutionen sind völkerrechtlich bindend.
Später am Montag sollten noch die Vertreter der fünf Vetomächte mit UN-Generalsekretär António Guterres zusammenkommen, um über die Lage in Afghanistan zu sprechen. Das Treffen war nach dpa-Informationen für 18.00 Uhr New Yorker Zeit (Mitternacht MESZ) angesetzt. Delegierte dämpften aber die Hoffnungen auf potenzielle Ergebnisse - es handele sich mehr um einen Austausch des UN-Chefs mit den ständigen Vertretern.
Raketenangriff des IS auf Kabuler Flughafen fehlgeschlagen
Ein weiterer Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat auf den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Montag fehlgegangen. Mehrere Raketen schlugen in dem nahe gelegenen Viertel Salim Karwan ein. Ein US-Militärsprecher sagte, die Raketen seien von einem Abwehrsystem am Flughafen abgefangen worden. Der IS bekannte sich über sein Sprachrohr Amak zu dem Angriff. Berichte über Todesopfer oder Verletzte lagen nicht vor.
Die Evakuierungsflüge wurden fortgesetzt, bis Dienstag wollen die USA noch die letzten verbliebenen ausreisewilligen Staatsbürger in Sicherheit bringen. «Es ist nach wie vor Zeit», sagte Pentagon-Sprecher John Kirby, ohne genau zu sagen, wie viele Amerikaner noch in Kabul ausharrten. Am Sonntag war von rund 300 die Rede gewesen. Etwa 280 weitere erklärten dem US-Aussenministerium, dass sie vorerst im Land bleiben wollten.
Das Weisse Haus teilte am Montagmorgen mit, dass in den 24 Stunden zuvor rund 1200 Menschen ausgeflogen worden seien, fast alle davon in US-Maschinen. Das US-Militär ist mit afghanischen Helfern weitgehend alleine am Flughafen von Kabul zurückgeblieben, nachdem die meisten anderen Staaten ihre Evakuierungsflüge beendet haben. Zeitweise hob am Montagmorgen alle 20 Minuten eine Maschine ab.
Seit dem Anschlag des IS in der vergangenen Woche, bei dem mindestens 13 US-Soldaten und 169 Afghanen ums Leben kamen, ist die Lage am Flughafen extrem angespannt. Die mit dem IS verfeindeten Taliban, die den Rest Kabuls kontrollieren, haben ihre Sicherheitskontrollen rund um das Flughafengelände verschärft. Am Sonntag wurde ein Fahrzeug von einer US-Drohne getroffen, in der sich nach Angaben des US-Militärs mehrere Selbstmordattentäter befunden haben sollen, die einen weiteren Anschlag planten. Die Taliban teilten mit, dass dabei mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen seien, darunter drei Kinder.
Abgefeuert wurden die Raketen offenbar von einem Auto auf der anderen Seite Kabuls. Dort bildete sich eine Menschentraube um ein ausgebranntes Auto, auf dem Abschussrohre für die Raketen montiert waren, wie ein Anwohner der Nachrichtenagentur AP berichtete. Solche Rohre verwenden der IS oder andere Extremisten immer wieder für Anschläge.
Am Montag waren am Rande des Flughafens mehrere Feuer zu sehen. Es war nicht klar, was brannte, aber es war nicht auszuschliessen, dass das US-Militär Material verbrannte, dass es nicht mehr mitnehmen konnte oder wollte. Ein Frachtflugzeug feuerte bei der Landung Leuchtraketen ab, offenbar um potenzielle Wärmesuchraketen abzulenken.
Der Nationale Sicherheitsberater im Weissen Haus, Jake Sullivan, betonte, dass es auch nach dem Abzug am Dienstag die Möglichkeit geben solle, das Land zu verlassen, sowohl für Amerikaner als auch für Afghanen, die den USA zur Seite gestanden hätten. Auch die Taliban sicherten jenen die Ausreise zu, die die dafür nötigen Dokumente vorweisen könnten.
Die Ereignisse des Tages im Überblick:
Das Wichtigste in Kürze:
Der UN-Sicherheitsrat erhöht den Druck auf die militant-islamistischen Taliban, Afghanen ungehindert aus ihrem Heimatland ausreisen zu lassen.
Aus einem Auto wurden mehrere Raketen auf den Flughafen Kabul abgefeuert, dessen Abwehrsystem fing den Angriff jedoch ab. Der regionale Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat hat den Angriff für sich reklamiert.
Der Abzug der US- und Nato-Truppen führt laut China dazu, dass Terrororganisationen zurückkehren würden. Das sagte Chinas Aussenminister seinem Amtskollegen in den USA am Telefon.
Der neueste Luftschlag der USA gegen IS-Terroristen könnte auch zivile Opfer gefordert haben. Dies behaupten Augenzeugen. Die USA wollen nun genau abklären, wer warum zu Tode kam.
Ausreise von Afghanen: UN-Sicherheitsrat erhöht mit Afghanistan-Resolution Druck auf Taliban
Der UN-Sicherheitsrat erhöht den Druck auf die militant-islamistischen Taliban, Afghanen ungehindert aus ihrem Heimatland ausreisen zu lassen. Man erwarte, «dass die Taliban diese und alle anderen Verpflichtungen einhalten», hiess es in einer Resolution des mächtigsten UN-Gremiums, die in New York bei zwei Enthaltungen angenommen wurde.
21.08 Uhr
Laut Macron droht keine Flüchtlingskrise wie 2015
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erwartet durch die angespannte Lage in Afghanistan keine Flüchtlingskrise wie 2015. « Ich halte die Lage nicht mit 2015 für vergleichbar, denn Afghanistan ist nicht Syrien», sagte Macron am Sonntagabend den französischen Fernsehsendern TF1 und LCI. Viele Afghanen hätten ihr Land bereits in den vergangenen Jahren verlassen, betonte er.
Dennoch sei es «klar, dass mehr Menschen versuchen werden, nach Europa zu kommen, was zusätzlichen Druck auf unsere Aufnahmekapazitäten erzeugt», sagte der französische Präsident weiter. Europa müsse sich deshalb «besser organisieren».
Frankreich hatte seine Luftbrücke nach Kabul am Freitagabend eingestellt. Insgesamt wurden nach Angaben von Verteidigungsministerin Florence Parly «fast 3000 Menschen» ausgeflogen, darunter «mehr als 2600 Afghanen».
Macron kritisierte in diesem Zusammenhang die USA. Eine Reihe der von Washington ausgeflogenen Afghanen kämen nun in Balkanstaaten vor der Toren der EU an, sagte er. Gegenüber der Pariser Sonntagszeitung «Journal du Dimanche» hatte Macron auf US-Abkommen mit Ländern wie Albanien, dem Kosovo oder Nordmazedonien verwiesen.
«Nicht alle Afghanen werden in die USA gebracht, und einige werden versuchen, die Europäische Union zu erreichen», kritisierte der französische Staatschef. Dies könne «politische Spannungen» erzeugen.
19.51 Uhr
Merkel lobt Einsatz der deutschen Bundeswehr in Kabul als «heldenhaft»
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Evakuierungs-Einsatz der Bundeswehr-Soldaten am Flughafen von Kabul gewürdigt. Das Engagement der deutschen Soldatinnen und Soldaten dort sei «heldenhaft» gewesen, sagte Merkel in der CDU-Präsidiumssitzung wie die Nachrichtenagentur AFP von Teilnehmern erfuhr. Die Kanzlerin sprach demnach von einer «bedrückenden Lage» in dem Land nach der Nachtübernahme durch die radikalislamischen Taliban.
Kritisch bewertete Merkel die Äusserungen von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock am Vorabend im Dreikampf der Kanzlerkandidaten zu den Themen Afghanistan-Krise und äussere Sicherheit. Der Auftritt habe gezeigt, dass die Grünen bei diesem Thema «keine klare Haltung» hätten, wurde Merkel zitiert.
Unionskandidat Armin Laschet und SPD-Kandidat Olaf Scholz hatte sich angesichts der Krise in Afghanistan in dem TV-Triell für eine bessere Ausstattung der Bundeswehr ausgesprochen. Baerbock schloss sich dieser Forderung nicht an — sie plädierte vor allem für eine aktivere Aussenpolitik.
18.48 Uhr
EU will mit Hilfen für afghanische Nachbarländer grosse Migrationsbewegung abwenden
Mit mehr finanziellen Hilfen für die Nachbarstaaten Afghanistans sowie potenzielle Transitländer will die EU eine grosse Fluchtbewegung aus dem Land in Richtung Europa abwenden. Die EU sei entschlossen, eine erneute «unkontrollierte und grossangelegte illegale» Einwanderung nach Europa zu verhindern, heisst es in einem Entwurf für das EU-Innenministertreffen am Dienstag, den die Nachrichtenagentur AFP einsehen konnte. Vorgesehen sind auch Sicherheitsüberprüfungen von evakuierten Afghanen.
Der Entwurf nimmt indirekt Bezug auf die Flüchtlingskrise des Jahres 2015. «Auf der Grundlage von Lehren der Vergangenheit» müsse die EU gemeinsam eine «koordinierte und geordnete Reaktion» auf mögliche Migrationsbewegungen vorbereiten, heisst es in dem Papier.
Drittländer, die «eine grosse Zahl an Migranten und Flüchtlingen beherbergen», sollen laut dem Entwurf Hilfen bekommen, um ausreichende, «würdevolle und sichere» Unterbringungsmöglichkeiten für die Menschen sowie «nachhaltige Lebensbedingungen für Flüchtlinge und die sie aufnehmenden Gemeinden» zu schaffen.
Sichergestellt werden müsse auch, dass die Situation in Afghanistan nicht zu «Sicherheitsbedrohungen für EU-Bürger» führe, heisst es in dem Dokument weiter. Zu diesem Zweck müssten «angemessene Sicherheitsüberprüfungen» von Migranten stattfinden.
In der vergangenen Woche hatte die EU-Kommission bekannt gegeben, 200 Millionen Euro für humanitäre Hilfe in Afghanistan und seinen Nachbarländern zur Verfügung stellen zu wollen. Die EU-Innenminister beraten am Dienstag in einer Sondersitzung über die Lage in Afghanistan.
18.29 Uhr
Merkel und Macron tauschen sich über Lage in Afghanistan aus
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über die Lage in Afghanistan beraten. Im Mittelpunkt des Telefonats habe die Frage der künftigen Ausreise von Staatsangehörigen, Ortskräften und schutzbedürftigen Menschen aus Afghanistan auch nach dem Ende der Evakuierungsflüge aus Kabul gestanden, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit.
Merkel und Macron seien sich einig gewesen, dass ein «eng abgestimmtes Vorgehen der internationalen Gemeinschaft vordringlich» sei. Sie stimmten demnach auch überein, «dass der humanitären Hilfe und der Versorgung der Binnenvertriebenen und Flüchtlinge sowohl vor Ort als auch in der Region durch die Vereinten Nationen besondere Bedeutung und Dringlichkeit zukommt».
Die Kanzlerin und der französische Präsident tauschten sich demnach auch über die Ausreise des diplomatischen Personals aus.
17.39 Uhr
Usbekische Grenze ist «vollständig geschlossen»
Usbekistan hält seine Grenze zu Afghanistan nach Angaben der Regierung in Taschkent «vollständig geschlossen». Das Aussenministerium der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik dementierte Medienberichte, wonach der Grenzübergang auf der sogenannten «Brücke der Freundschaft» für afghanische Geflüchtete geöffnet sei.
«Das Aussenministerium verkündet erneut, dass die Republik Usbekistan keine afghanischen Flüchtlinge auf ihrem Territorium aufnimmt.» Usbekistan unterhalte freundschaftliche Beziehungen zu seinem Nachbarn Afghanistan und wolle sich nicht in dessen innere Angelegenheiten einmischen, hiess es weiter.
Das usbekische Aussenministerium betonte, dass Taschkent Geflüchteten helfe, die sich zeitlich begrenzt im Land aufhielten und in anderen Staaten Schutz suchen wollten.
17.10 Uhr
Was ist eigentlich die Scharia?
Die Taliban haben angekündigt, die Rechte von Frauen und Minderheiten zu achten, solange sie sich im Rahmen der Scharia bewegen. Aber was ist die Scharia denn genau?
Was ist eigentlich die Scharia?
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27.08.2021
16.30 Uhr
IS-Angriffe sollen laut Taliban nach US-Abzug enden
Die Taliban rechnen nach Angaben ihres Sprechers Sabihullah Mudschahid mit einem Ende der Angriffe durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), sobald alle ausländischen Truppen Afghanistan verlassen haben. «Wir hoffen, dass die vom IS beeinflussten Afghanen ihre Aktionen aufgeben werden, wenn sie sehen, dass eine islamische Regierung ganz ohne die Präsenz von Ausländern gebildet wird», sagte Mudschahid am Wochenende der Nachrichtenagentur AFP.
Gleichzeitig drohte der Taliban-Sprecher mit harten Gegenmassnahmen, sollte der IS seine Angriffe fortsetzen und für eine «Lage wie im Krieg» sorgen. Die neue Regierung werde sich dann mit den Dschihadisten befassen, warnte er.
Mudschahid bekräftigte, dass die neue Taliban-Regierung erst nach dem Abzug des letzten US-Soldaten bekannt gegeben werde. Derzeit dauerten die Konsultationen noch an, da es darum gehe, bei der Regierungsbildung «verantwortungsbewusst» vorzugehen, sagte der Sprecher. «Das erfordert viel Geduld». Er räumte ein, seine Miliz habe «in dieser Angelegenheit noch einige technische Probleme».
15.55 Uhr
Afghanistan-Resolution heute im UN-Sicherheitsrat
Der UN-Sicherheitsrat will noch am Montag über eine Resolution abstimmen, die zur sicheren Ausreise von Menschen aus Afghanistan führen soll. Das wichtigste UN-Gremium werde um 15 Uhr New Yorker Zeit (21 Uhr Schweizer Zeit) zusammenkommen, berichteten Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur.
Die Annahme eines entsprechenden französisch-britischen Texts würde unter anderem den Druck auf die Taliban erhöhen, Menschen eine sichere Ausreise aus Kabul zu gewähren. Die Vetomächte Russland und China hatten sich bei Verhandlungen am Wochenende Diplomaten zufolge offen für eine Einigung gezeigt. Eine Zustimmung sei aber noch nicht sicher, hiess es.
15.06 Uhr
Medizinische Hilfslieferung der WHO via Pakistan
In Afghanistan ist die nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erste Hilfslieferung mit medizinischen Gütern seit der Machtübernahme der Taliban eingetroffen. Ein Flugzeug mit 12,5 Tonnen an Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern der WHO landete in der Stadt Masar-i-Scharif im Norden des Landes.
Mit den Vorräten könne der grundlegende Gesundheitsbedarf von mehr als 200 000 Menschen gedeckt, 3500 chirurgische Eingriffe vorgenommen und 6500 Traumapatienten behandelt werden. Die Vorräte liefere man sofort an 40 Gesundheitseinrichtungen in 29 der 34 Provinzen des Landes.
Das Flugzeug sei von der pakistanischen Regierung zur Verfügung gestellt worden, hiess es weiter. Angaben der pakistanischen staatlichen Fluggesellschaft Pakistan International Airways zufolge wurde ein Team mit pakistanischen Ingenieuren bereits vorab zum Zielflughafen geschickt, um den Betrieb zu ermöglichen. Derzeit ist der Inlandsflugverkehr in Afghanistan eingestellt und auch der Flughafen in Masar-i-Scharif eigentlich geschlossen.
Zwei weitere Flüge mit medizinischen Gütern sollen laut WHO noch folgen. Die WHO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef hatten zuletzt gewarnt, dass die Versorgung von Millionen Afghanen mit Arzneimitteln und anderen wichtigen Gütern immer schwieriger werde.
14.56 Uhr
IS-Miliz reklamiert Angriff auf Kabuler Flughafen für sich
Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Raketenangriff am Flughafen von Kabul für sich reklamiert. «Soldaten des Kalifats» hätten den Flughafen mit sechs Raketen des Typs Katjuscha angegriffen, teilte IS-Khorasan, wie der IS sich in Afghanistan und Pakistan nennt, am Montag auf der Plattform Naschir News mit. Es sei auch bestätigt, dass bei dem Angriff Menschen verletzt worden seien. Eine Bestätigung über mögliche Opfer oder Schäden gab es unabhängig von der Erklärung des IS zunächst nicht.
Auf den Kabuler Flughafen waren Berichten zufolge am Montagmorgen mindestens fünf Raketen abgefeuert worden. Ein Raketenabwehrsystem sei aktiviert worden, berichtete der Fernsehsender CNN unter Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter. Dieses kann heranfliegende Objekte mit einem Maschinengewehr zerstören, bevor sie ihr Ziel treffen.
Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag des IS am Flughafen Dutzende Menschen getötet worden, darunter auch 13 US-Soldaten sowie zwei Briten. Sender wie CNN sprachen dabei von bis zu 200 Toten. US-Präsident Joe Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen rund um den Flughafen Kabul gewarnt. Der IS hatte Kabul schon zuvor immer wieder mit Raketen angegriffen.
14.54 Uhr
London reagiert verhalten auf Macrons Vorstoss
Der Vorschlag des französischen Präsidenten Emmanuel Macron für eine UN-Sicherheitszone in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist in London verhalten aufgenommen worden. Wie aus Regierungskreisen in London am Montag verlautete, arbeiten Grossbritannien, die USA und Frankreich gemeinsam an einem Resolutionsentwurf für den UN-Sicherheitsrat, der noch Anfang der Woche verabschiedet werden solle.
Die Resolution soll demnach «eine Botschaft an die Taliban aussenden», wie wichtig es sei, dass «Mitarbeiter der Vereinten Nationen ein sicheres Umfeld haben, um ihre humanitäre Arbeit fortzusetzen».
Der französische Präsident hatte am Sonntag der Zeitung «Le Journal du Dimanche» gesagt, ein gemeinsamer Resolutionsentwurf Frankreichs und Grossbritanniens ziele darauf ab, «eine Sicherheitszone in Kabul zu definieren, die eine Fortsetzung der humanitären Operationen ermöglicht».
13.05 Uhr
Pakistan richtet WHO-Luftbrücke nach Afghanistan ein
Pakistan will für die Weltgesundheitsorganisation WHO medizinische Güter nach Afghanistan bringen. Der pakistanische Botschafter in Kabul, Mansoor Ahmad Khan, teilte am Montag mit, die Fluggesellschaft Pakistan National Airlines werde eine Luftbrücke nach Masar-i-Scharif einrichten.
Wann mit den Hilfslieferungen begonnen werden sollte, war zunächst unklar. Die Hauptstadt der afghanischen Provinz Balch war einen Tag vor Kabul, am 14. August, an die Taliban gefallen.
12.08 Uhr
Bisher mehr als 23'000 Evakuierte aus Afghanistan in Ramstein
Mehr als 23'000 Evakuierte aus Afghanistan sind bis Montag auf der Air Base Ramstein im deutschen Land Rheinland-Pfalz gelandet. Rund 15'000 von ihnen warteten derzeit auf dem US-Militärflugplatz auf eine Weiterreise, teilte der US-Luftwaffenstützpunkt mit.
Mehr als 8000 Evakuierte seien bereits mit 38 Flügen von der Air Base zu ihren «Umsiedlungsorten» abgeflogen. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit dem 20. August ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Ramstein ist der grösste US-Luftwaffenstützpunkt ausserhalb Amerikas.
US-Luftwaffenangehörige, Soldaten der US-Armee sowie Hunderte von Freiwilligen unterstützten die Versorgung der Evakuierten, damit diese über Ramstein zu ihrem endgültigen Ziel gelangten, teilte der Standort Ramstein weiter mit. Im Laufe des Tages würden rund 1700 weitere Evakuierte auf der Air Base erwartet. Bislang seien bereits rund 100 Maschinen mit Evakuierten im Ramstein gelandet.
Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt. In einer US-Militäranlage in Kaiserslautern werden Menschen aus Afghanistan ebenfalls vorübergehend beherbergt.
11.15 Uhr
Russland nimmt westliche Länder in die Pflicht
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan schlägt Russland eine internationale Konferenz zum Wiederaufbau der Wirtschaft des Landes vor. «Alle wohlhabenden Länder der Welt müssen mit Vertretern der neuen afghanischen Behörden zusammenkommen, um die Fragen des wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbaus zu erörtern», sagte der Afghanistan-Beauftragte des russischen Präsidenten, Samir Kabulow, am Montag im Staatsfernsehen.
Er sehe in erster Linie die Länder in der Pflicht, die mit Soldaten in Afghanistan im Einsatz gewesen seien. «Das ist eine Frage der Ehre und des Gewissens.» Kabulow stellte zugleich klar, es gehe nicht darum, «den Taliban das Geld zu überlassen». Die Mittel würden vielmehr benötigt, um etwa die Landeswährung zu stützen. Russland wolle einen Beitrag zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Afghanistans leisten.
Kabulow warnte das Ausland zudem davor, die afghanischen Gold- und Währungsreserven einzufrieden. Damit schaffe man einen «zusätzlichen Anreiz für Menschen, aus ihrer Heimat zu fliehen», meinte er. Internationale milliardenschwere Hilfszusagen liegen auf Eis. Die Taliban haben auf Geldreserven im Ausland derzeit keinen Zugriff.
9.18 Uhr
Maas will nur Afghanen mit Aufnahmezusage helfen
Der deutsche Aussenminister Heiko Maas will nur denjenigen Menschen bei der Ausreise aus Afghanistan helfen, die eine Zusage für die Aufnahme in Deutschland haben. «Es geht uns nur um diese Personengruppe», betonte der SPD-Politiker am Montag nach Gesprächen in Usbekistan.
Das zentralasiatische Nachbarland Afghanistans ist derzeit eine erste Anlaufstation für Schutzsuchende aus Afghanistan. Die Regierung in Taschkent habe sich bei der von Deutschland definierten Personengruppe zur Kooperation bereit erklärt. «Darüber hinaus haben wir auch keine Anfrage gestellt.»
Auf den Ausreiselisten des Auswärtigen Amts stehen mehr als 10'000 Afghanen. Dazu zählen ehemalige afghanische Mitarbeiter von Bundeswehr oder Ministerien – die sogenannten Ortskräfte – und besonders schutzbedürftige Menschen wie Menschenrechtsaktivisten oder Frauenrechtlerinnen. Hinzu kommen deren Familienangehörige. Zusammen geht es nach jetzigem Stand um mehr als 40'000 Menschen, die in Deutschland aufgenommen werden sollen – wenn es ihnen gelingt, das Land zu verlassen.
8.30 Uhr
USA schliessen Evakuierung ab
Laut CNN hat auch Washington die Evakuierungsmission mittlerweile abgeschlossen. Die US-Truppen wollen bis Dienstag Afghanistan verlassen haben. Seit Mitte August sind nach Angaben des Weissen Hauses gut 114'000 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen worden.
7.40 Uhr
Mehrere Raketen auf Flughafen Kabul abgefeuert
In der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es einem Medienbericht zufolge einen Raketenangriff gegeben. Am Montagmorgen seien aus der Gegend Chairchanah im Norden der Stadt mehrere Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden, schrieb der lokale Fernsehsender ToloNews mit Berufung auf Augenzeugen auf Twitter.
Der Fernsehsender CNN berichtete und Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter, dass mindestens fünf Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden seien. US-Präsident Joe Biden sei darüber informiert worden, teilte dessen Sprecherin mit, die US-Operationen am Flughafen seien dadurch nicht unterbrochen worden.
Über mögliche Opfer oder Schäden gab es zunächst keine Informationen. Der Flughafen verfügt über ein Raketenabwehrsystem, das gemäss CNN aktiviert wurde. Dieses wurde erst vor wenigen Wochen getestet. In sozialen Medien wurden Videos geteilt, die ein brennendes Auto zeigen sollen, aus dem die Raketen abgefeuert worden sein sollen.
US-Präsident Joe Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen rund um den Flughafen Kabul gewarnt. Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul mindestens 13 US-Soldat*innen sowie zwei Briten ums Leben gekommen. Die Angaben über die afghanischen Todesopfer schwanken, Sender wie CNN sprachen von bis zu 200 Toten.
Der IS hat bereits in der Vergangenheit immer wieder verschiedene Ziele in Kabul mit Raketen angegriffen. Die US-Truppen wollen bis Dienstag Afghanistan verlassen haben.
4.43 Uhr
China macht USA für «chaotische» Lage verantwortlich
China hat die USA für die «chaotische» Situation in Afghanistan mitverantwortlich gemacht. Der Krieg in Afghanistan habe sein Ziel, terroristische Kräfte zu beseitigen, nicht erreicht, sagte Chinas Aussenminister Wang Yi laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag in einem Telefonat mit seinem US-Amtskollegen Antony Blinken. Der übereilte Abzug der US- und Nato-Truppen würde nun wahrscheinlich dazu führen, dass Terrororganisationen zurückkehren würden.
In dem Gespräch äusserte sich Wang auch deutlich zum derzeitigen Stand der Beziehungen zwischen China und den USA. «Wenn Washington die chinesisch-amerikanischen Beziehungen wieder auf Kurs bringen will, dann sollte es aufhören, China zu verleumden und Chinas Souveränität, Sicherheit und Entwicklungsinteressen zu untergraben», sagte der chinesische Aussenminister.
4.30 Uhr
USA prüfen nach Drohnenangriff Berichte zu zivilen Opfern
«Es ist nicht klar, was passiert sein könnte und wir untersuchen das weiterhin. Wir wären sehr traurig über den möglichen Tod Unschuldiger», hiess es in einer Stellungnahme des US-Militärs zum Drohnenangriff auf ein Auto der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Weil es nach dem Raketeneinschlag zu «bedeutenden sekundären Explosionen» kam, sei davon auszugehen, dass in dem zerstörten Fahrzeug eine grosse Menge Sprengstoff gewesen sein müsse, «die womöglich zu weiteren Opfern führte», hiess es. Der Einsatz habe erfolgreich eine «unmittelbare Bedrohung» für den Flughafen Kabul durch die Terroristen abgewendet.
Zuvor hatte in Afghanistan unter anderem der Fernsehsender ArianaNews unter Berufung auf Augenzeugen berichtet, dass sechs Menschen, darunter vier Kinder, beim Einschlag einer Mörsergranate in einem Kabuler Privathaus getötet worden seien. Dabei seien zwei Fahrzeuge und Teile des Hauses zerstört worden.
Es war nicht unmittelbar klar, ob diese Opfer möglicherweise einer Mörsergranate oder dem US-Luftschlag zuzurechnen waren. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf Angehörige in Kabul, dass bei dem Luftangriff neun Mitglieder einer Familie getötet worden seien, darunter sechs Kinder.