Chinas Regierung richtet scharfe Worte an die Protestbewegung in Hongkong: «Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um.» Bisher liessen sich die Demonstranten von Drohungen nicht einschüchtern.
Am Montag ist es in Hongkong erneut zu gewalttätigen Zusammenstössen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen – die Geduld der Machthaber in Peking scheint strapaziert. Die Demonstranten sollten die «enorme Stärke der Zentralregierung» nicht unterschätzen, sagte heute Yang Guang, Sprecher des für die chinesische Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau zuständigen Büros des Staatsrats.
Die «radikalen Proteste» hätten starke Auswirkungen auf den Wohlstand und die Stabilität Hongkongs. Die Sonderverwaltungszone werde dadurch in einen «gefährlichen Abgrund» gestossen, so Yang. Und weiter: «Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um.»
Die chinesische Volksbefreiungsarmee hatte ihrerseits bereits in der vergangenen Woche die Demonstranten in martialischen Tönen gewarnt. Sie habe alle «Einsatzmöglichkeiten», um die Sicherheit in Hongkong sowie Chinas «nationale Souveränität» aufrechtzuerhalten.
Proteste trotz Warnung
Gleichwohl ebbten die Proteste in den vergangenen Tagen nicht ab. Am Montag legte ein Generalstreik das Leben in der Finanzmetropole weitgehend lahm. Die Polizei setzte an zahlreichen Orten Tränengas gegen Demonstranten ein. Die Proteste waren in den vergangenen Wochen immer häufiger in Gewalt umgeschlagen.
Die seit mehr als zwei Monaten andauernden Demonstrationen waren ursprünglich durch ein – mittlerweile auf Eis gelegtes – Auslieferungsgesetz ausgelöst worden, das die Überstellung von Verdächtigen an Festland-China erlaubt hätte.
Die Proteste weiteten sich danach zu einer Bewegung gegen den wachsenden Einfluss Pekings in Hongkong aus. Die Demonstranten fordern neben dem Rücktritt der Peking-treuen Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam auch demokratische Reformen.
China hatte London bei der Übergabe Hongkongs im Jahr 1997 zugesichert, dass in der ehemaligen britischen Kronkolonie Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit für mindestens 50 Jahre gewahrt blieben. Hongkongs Oppositionsbewegung wirft der Regierung vor, die als «Ein Land, zwei Systeme» bekannte Regelung zunehmend zu unterlaufen.
Die Geschichte Hongkongs
Dieses Gemälde von Rundle Watson zeigt die britische Flotte unter Führung der HMS Wellesley 1841 auf dem Weg von Hongkong nach Xiamen. London hat Peking zwei Jahre zuvor den Krieg erklärt. Die Ziele: ...
... einen Freihafen im 7'000-Seelen-Ort Hongkong erreichten, denn bis dato dürfen Europäer nur in Kanton handeln – und das bei festgesetzten Preisen und einer Pflicht, Zwischenhändler einzuschalten. Das gefällt Grossbritannien ...
... so gar nicht – aber vor allem stört die Europäer das Verkaufsverbot für Opium, mit dem sie das Handelsdefizit ausgleichen, dass durch den Export von Tee, Seide und Porzellan entsteht. 1842 fällt Hongkong Island an die Briten.
Hongkong 1853: 1861 und 1898 kommen die Gebiete hinzu, unter denen wir das heutige Hongkong kennen. Die zuletzt hinzugekommenen New Territories werden für 99 Jahre an die Krone verpachtet.
Die Stadt im Jahr 1865 Unter der britischen Herrschaft entwickelt sich Hongkong prächtig, die Einwohnerzahl steigt stark an. Auch die Navy schätzt den Hafen als Stützpunkt für seine Asien-Flotte.
Der Hafen um 1900: Proteste gegen die britische Herrschaft werden blutig niedergeschlagen – so wie der Versuch Pekings, der durch das Opium hervorggerufenen Drogenepedemie Herr zu werden.
Andere Europäer stehen den Briten in nichts nach: Portugal holt sich das nahegelegene Macau, das Deutsche Reich unterhält einen Hafen in Tsintao, Russland hält Port Arthur.
Sandsäcke vor dem Parlament 1941: Die britischen und chinesischen Truppen können nicht verhindern, dass ...
... bald Japaner in die Stadt einziehen und sie besetzen. Erst Tokios Kapitulation im August 1945 sorgt wieder für den Status quo. Zwei Jahre zuvor versprach London China, die «Ungleichen Verträge» aufzulösen.
Aber Winston Churchill bricht sein Vrersprechen, entsendet eine Flotte, die Ende August 1945 in Hongkong ankommt und verhindert so, dass chinesische Untergrundkämpfer die Stadt übernehmen. im Bild: Die 1911 gebaute Post.
Hongkong 1954: Als die Kommunisten 1949 den chinesischen Bürgerkrieg gewinnen, fliehen ihre Gegner massenweise nach Hongkong. Viele Firmen verlegen ihre Fillialen von Shanghai in die britische Kronkolonie.
Flüchtlinge kommen auch Hongkong, als der Vietnamkrieg tobt.
Countdown zur Übergabe im Juni 1997: Die Briten hoffen noch Anfang der 80er, China würde die Stadt vielleicht gar nicht zurückhaben wollen. Die Kommunistische Partei (KP) prägt daraufhin die Losung: «Ein Land, zwei Systeme».
Das bedeutet, dass Peking eine andere Staatsform in seinen Gebieten Taiwan und Hongkong akzeptiert. Im Bild: Chinesen überwueren am 30. Juni 1997 vor der Übergabe die Grenze.
Time to Say Goodbye: Stabswechwel am 1. Juli 1997.
Hongkonger Richter anno 2000 – eine gewisse britische Tradition hält sich in der Metropole.
Ab dem 1. Juli 1997 ist die frühere Kronkolonie eine Sonderwirtschaftszone ...
... mit eigenem Wahlsystem, eigener Währung und ...
Die Sonderregelung läuft noch bis 2047...
... – es sei denn, China ändert die Spielregelbn schon vorher.
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