Truppe überfordertChinas neue Hightech-Waffen sind der Volksarmee noch zu hoch
Philipp Dahm
2.2.2019
China hat die grösste Armee der Welt. Die soll nun zur mobilen Eingreiftruppe umgebaut werden – doch die Streitkräfte können mit den neuen Waffen nicht immer mithalten.
China unterhält mit zwei Millionen aktiven Soldaten die grösste Armee der Welt – weit vor Indien und den USA, bei denen 1,39 und 1,34 Millionen Menschen ihren Dienst verrichten. Pekings Wehretat betrug 2018 laut «Hong Kong Free Press» beeindruckende 175 Milliarden Dollar, im Vorjahr waren es gut 151 Milliarden Dollar gewesen. Der Anstieg kommt nicht von ungefähr: China setzt heute beim Militär nicht mehr nur auf Masse, sondern investiert auch in Klasse.
Revolution von oben in der Armee
Tatsächlich wird die Volksbefreiungsarmee (PLA) komplett umgestaltet: Nach zwei Jahren relativer Zurückhaltung bei den Ausgaben wurde das Budget zuletzt erhöht, um die Modernisierung voranzutreiben, während die Mannstärke 2015 um 300'000 Soldaten reduziert wurde. Und diese Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen, verkündet die «South China Morning Post» unter Berufung auf die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.
China investiert immens in die Rüstung und wird auch militärisch zur Supermacht. Laut dem «Global Firepower Index», der die Armeen der Welt anhand von Kriterien wie Armeestärke und militärischer Ausrüstung vergleicht, lag die Volksbefreiungsarmee 2017 bereits an 3. Stelle von insgesamt 133 erfassten Armeen.
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Und laut einer Studie des renommierten Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) in London fordert Peking auch mit neuen Waffensystemen inzwischen auch die Vormachtstellung der USA und seiner Verbündeten heraus.
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Vor dem Hintergrund der Streitigkeiten im Ost- und Südchinesischen Meer rüstet China sein Militär bereits seit Jahren kräftig auf.
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Zugleich will Peking damit seinen Anspruch als aufsteigende Grossmacht unterstreichen.
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So entwickelte China das Kampfflugzeug Chengdu J-20, eine Maschine mit Tarnkappeneigenschaften. Bislang haben nur die Vereinigten Staaten solche sogenannten Stealth-Flugzeuge gebaut und im Einsatz.
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Auch im Marine-Bereich verfolge Peking ehrgeizige Ziele. Das Land hat seit dem Jahr 2000 mehr Korvetten, Zerstörer, Fregatten und U-Boote gebaut als Japan, Südkorea und Indien zusammen.
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Die Volksbefreiungsarmee ist die grösste Armee der Welt mit 2,26 Millionen aktiven Soldaten.
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Die Luftwaffe Chinas verfügt über 2955 flugtaugliche Vehikel ...
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...darunter 912 Hubschrauber ...
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... und 1271 Kampfflugzeuge.
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Darüberhinaus hat die Volksbefreiungsarmee ganze 6457 Panzer im Arsenal ...
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... und 1770 Mehrfachraketen-Atilleriesysteme.
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Die Marine verfügt über insgesamt 714 Schiffe.
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Darunter 68 U-Boote ...
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... und immerhin ein Flugzeugträger.
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Demnach steht der grösste Umbruch in der PLA-Geschichte bevor: «Das Heer macht nun weniger als 50 Prozent der Truppen aus, fast die Hälfte der zivilen Einheiten wurde abgeschafft und die Zahl der Offiziere um 30 Prozent gekürzt.» Das heisst, dass andere Teilstreitkräfte in Relation zugelegt haben: Marine, Luftwaffe, Raketeneinheiten und die Strategische Unterstützung, die für Cyber-Kriegsführung zuständig ist, haben an Bedeutung gewonnen.
Neue Raketen- und Raumfahrt-Projekte des Pentagon 2019
Das US-Verteidigungsministerium will dieses Jahr ordentlich in Raketen und andere Projekte investieren: Hinter der Abkürzung SM-3 verbirgt sich (mehr oder weniger) die RIM-161 Standard Missile, mit der in einem System namens Aegis ballistische Raketen oder Satelliten bekämpft werden. 43 Exemplare sollen 1,7 Milliarden Dollar kosten.
Bild: Bild: Department of Defense (DoD)
Apropos Raketenabwehr: Für die Patriot-Flugabwehr werden 240 neue Mittelstreckenraketen vom Typ PAC-3 für 1,1 Milliarden Dollar beschafft.
Bild: Bild: DoD
Die Raketenabwehr THAAD (Terminal High Altitude Area Defense ) bekommt 82 neue Flugkörper für 1,1 Milliarden Dollar.
Bild: Bild: DoD
Hinter dem Begriff Ground-Based Midcourse Defense steckt ein weiteres Raketenabwehrsystem. Für 4 Silos nebst Raketen werden 2,1 Milliarden Dollar fällig.
Bild: Bild: DoD
Die Air Force kann mit 1,5 Milliarden Dollar in ihr GPS-System stecken, durch das auch unsere Handys und Navigationsgeräte funktionieren.
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800 Millionen Dollar investiert die Air Force in das Space-Based Infrared System, das als weltraumgestütztes Frühwarnsystem verstanden werden kann.
Bild: Bild: DoD
Für Zugang zum All hat die Air Force das Evolved-Expendable-Launch-Vehicle-Programm, das zwei Milliarden Dollar schwer ist.
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Der Vorgang deutet an, dass China sich anschickt, seine landgestützte Verteidigungsarmee in eine mobile Eingreiftruppe nach amerikanischem Vorbild zu verwandeln. «Chinas Militär ist bisher nach dem Modell gefahren, das im Zweiten Weltkrieg etabliert wurde. Das musste reformiert und optimiert werden, um in sich verändernden Zeiten drängende Bedürfnisse zu erfüllen. Und das ist der Zweck dieser Umgestaltung», erläutert Experte Ni Lexiong.
Neuen Panzer «noch nicht komplett verstanden»
Die Modernisierung stellt die Truppe aber auch vor ein Problem, wie ein Manöver auf dem Zhurihe-Trainingsgelände in der Mongolei gezeigt hat. «Global Times» berichtet unter Berufung auf das staatliche Fernsehen, das eine mit neuester Technologie ausgestattete Elite-Truppe beim Manöver von «herkömmlichen» Streitkräften geschlagen wurde.
Ein Eindruck vom Zhurihe-Trainingsgelände in der Mongolei.
Dass die Spezialeinheit der 81. Armee mit ihren taufrischen Type-99-A-Panzern im Manöver unterlegen ist, zeigt, dass der Umbau der Volksarmee mit neuen Waffen nicht getan ist: Die Soldaten müssen erst geschult werden, um diese auch sachgemäss bedienen zu können. Die High-Tech-Waffe arbeitet digital und kann Ziele angreifen, lange bevor sie in Sichtweite kommen.
«Wir sind mit dem Type 99A zu nah an die Frontlinien gefahren, was nicht optimal für die Ausnutzung der Möglichkeiten der Panzer ist», wird ein Offizier zitiert. Ein anderer Befehlshaber ergänzt, man habe die neuen Panzer «noch nicht komplett verstanden». Die Truppe müsse auch bei Systemen wie dem Stealth-Jet J-20 oder dem Lenkwaffenzerstörer Type 055 (Renhai-Klasse) noch nachlegen, glauben Experten.
Apropos Hightech – Informationen zur Schweizer Elitetruppe AAD 10:
Das Armee-Aufklärungsdetachement 10 (AAD 10) wurde 2004 gegründet. Die Einheit besteht aus vier Zügen, von denen jeweils einer auf Einsätze ...
... im Gebirge, im Wasser, als Fallschirmspringer oder in Fahrzeugen spezialisiert ist. Die Aufgaben der Elitetruppe: Anti-Terror-Aktionen, Aufklärung, ...
... und bei akuter Gefahr auch der Schutz von Personen oder Einrichtungen wie etwa Botschaften. Als das AAD 10 aufgestellt wurde, war die Berufstruppe 30 Mann stark.
Bis 2011 sollte die Eliteeinheit alut Plan auf 91 Mann anwachsen. 2015 wurde berichtet, die Einheit umfasse nur noch 40 Soldaten.
Die Kosten für die AAD 10 belaufen sich pro Jahr auf etwa 20 Millionen Franken, berichtete die «NZZ am Sonntag» 2016. Jedes Jahr bewerben sich ...
... laut «Swissinfo» 300 Soldaten für einen Job beim AAD 10. Sie fahren das Mehrzweckfahrzeug «Serval» von Rheimetall.
Wer genommen wird, verpflichtet sich für fünf Jahre, doch es gibt Bestrebungen, diese Dienstzeit zu verdoppeln.
Die Truppe ist mit dem Sturm SIG SG 553, dem Scharfschützengewehr Sako TRG-42 und der Maschinenpistole MP5SD3 ausgerüstet.
In der Luft setzt die Truppe auf den Transporthelikopter Aérospatiale AS 332M1 «Super Puma».
Wo das AAD 10 bisher im Einsatz war, ist geheim. Gesichert scheint nur, dass die Soldaten in Libyen und im Kosovo waren.
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