Expertin erklärt Darum greifen die pro-iranischen Milizen im Irak (noch) nicht in den Iran-Krieg ein

SDA

23.6.2025 - 19:46

Mitglieder der pro-iranischen Hisbollah-Brigaden im Irak zündeln in der Grünen Zone in Baghdad, doch angesichts des Iran-Kireges halten die Milizien noch die Füsse still.
Mitglieder der pro-iranischen Hisbollah-Brigaden im Irak zündeln in der Grünen Zone in Baghdad, doch angesichts des Iran-Kireges halten die Milizien noch die Füsse still.
Archivbild: KEYSTONE

Die Irak-Expertin Luluwa al-Raschid erklärt, warum die pro-iranischen Milizen im Irak nach dem US-Angriff die Füsse vorerst stillhalten: Das Schicksal der Hisbollah im Libanon schreckt diese Gruppen ab.

Keystone-SDA

Trotz der jüngsten Entwicklungen im Krieg im Iran haben proiranische Milizen im Nachbarland Irak nach Einschätzung einer Expertin derzeit kein Interesse, sich am Konflikt zu beteiligen.

Es komme zwar vor allem darauf an, was Teheran als Nächstes tue, sagte die Irak-Expertin Luluwa al-Raschid der Deutschen Presse-Agentur. Aber: «Sie wollen ihr Land nicht in einen Krieg ziehen», so al-Raschid.

Der Irak habe in den letzten Jahrzehnten viel Leid, Krieg und Zerstörung gesehen. Die Vertreter der vom Iran unterstützten Milizen seien an keiner weiteren «Spirale der Gewalt» interessiert – trotz ihrer Rhetorik des Widerstands gegen die USA und Israel.

Hisbollah als Abschreckungsbeispiel

Nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen besteht die Sorge vor einer weiteren Ausweitung des Krieges. Beobachter sehen aus Teheran gesteuerte Angriffe auf US-Stützpunkte in der Region als ein mögliches Szenario.

Dabei könnten auch verbündete Milizen beispielsweise im Irak zum Einsatz kommen. Einige von ihnen haben bereits Drohungen gegen die USA ausgesprochen.

Sie fürchteten sich aber auch vor einem ähnlichen Schicksal wie dem der ebenfalls vom Iran gestützten Hisbollah im Libanon, so die Analystin, die lange für Nichtregierungsorganisationen die Lage in der Region untersucht hat und nun unabhängig tätig ist.

Sorge um politischen Einfluss

Die libanesische Schiitenmiliz stand nach monatelangem Beschuss in Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen auf den israelischen Norden im vergangenen Herbst im offenen Krieg mit Israel.

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Tel Aviv/Beirut, 15.11.24: Israel bombardiert wieder Posten der Hisbollah im südlichen Nachbarland – nach eigener Darstellung hat das Militär binnen 24 Stunden mehr als 120 Ziele im Libanon aus der Luft angegriffen. Dazu zählten Waffenlager und Raketenwerfer, die Geschosse auf Israel abgefeuert hätten, teilt das israelische Militär mit. Auch die Einsätze am Boden im Süden des Nachbarlandes dauern den Angaben nach an. Israel registrierte zugleich erneut Geschosse aus dem Libanon, die auf den Norden Israels gefeuert worden seien. Laut dem israelischen Rettungsdienst gab es dabei mehrere Verletzte, darunter ausländische Arbeiter.

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Dabei wurde ein Grossteil ihrer Führungsregie getötet, auch ihr langjähriger Generalsekretär Hassan Nasrallah. Seit dem Krieg gilt die Hisbollah als stark geschwächt. «Es ist ihnen durchaus bewusst, dass ihnen genau das Gleiche über Nacht passieren könnte», sagte al-Raschid.

Gleichzeitig hätten viele der Milizen heute auch politischen Einfluss. Unter der aktuellen Regierung von Ministerpräsident Mohammed al-Sudani hätten sie Zugang zu öffentlichen Ämtern oder üben grossen Einfluss aus auf die politische Führung.

«Sie wissen, dass der Preis sehr hoch sein könnte»

«Sie wollen das nicht verlieren. Sie wissen, dass der Preis sehr hoch sein könnte», so die Irak-Expertin. Sollte Teheran aktiv Unterstützung einfordern oder Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei getötet werden, könnte sich jedoch neue Dynamiken entwickeln.

Seit der US-Invasion 2003 herrscht im Irak eine unübersichtliche Sicherheitslage. Dutzende schiitische Milizen konnten so entstehen. Die meisten davon zählen zum Verbund der sogenannten Volksmobilisierungskräfte mit starken Beziehungen zum Iran.

In der Vergangenheit griffen sie bereits mehrfach US-Ziele in der Region an. Sie betrachten die etwa 2500 US-Soldaten im Land als Besatzer und fordern deren Abzug.