Abschlussbericht Darum stürzte Boeing in Indonesien ab

AFP/tpfi

25.10.2019

Die erst zwei Monate alte Boeing 737 der Fluggesellschaft Lion Air war kurz nach dem Start in die Javasee gestürzt.
Die erst zwei Monate alte Boeing 737 der Fluggesellschaft Lion Air war kurz nach dem Start in die Javasee gestürzt.
Bild: Trisnadi/AP/Archivbild

Beim Absturz einer Boeing 737 Max der Lion Air kurz nach dem Start in  Jakarta am 28. Oktober 2018 waren alle 189 Insassen ums Leben gekommen. Der Abschlussbericht der Ermittler macht nun nicht nur Boeing schwere Vorwürfe.

Fehler bei der Entwicklung und der Zertifizierung des Stabilisierungssystems MCAS, mangelnde Informationen über diese Software sowie Defizite der Crew haben nach Auffassung der indonesischen Ermittler zum Absturz der Boeing 737 MAX der Fluggesellschaft Lion Air vor rund einem Jahr geführt. So steht es im am Freitag vorgelegten Abschlussbericht. Bei dem Absturz der indonesischen Passagiermaschine am 28. Oktober 2018 waren alle 189 Insassen ums Leben gekommen.

Wenige Monate später, im März dieses Jahres, starben weitere 157 Menschen beim Absturz einer äthiopischen Passagiermaschine desselben Typs. Schon damals geriet das MCAS-System ins Visier der Ermittler – es drückt bei einem drohenden Strömungsabriss die Nase des Flugzeugs automatisch nach unten, auch wenn die Piloten gegensteuern.

Ein Sensor brachte den Tod

Entwicklung und Zulassungsverfahren der Software seien «mangelhaft» gewesen, hiess es im Abschlussbericht des indonesischen Verkehrssicherheitskomitees. Die Ermittler kritisierten, dass sich das System auf einen einzigen Sensor verliess, der zudem nach einem Austausch an der Unglücksmaschine – von den Wartungsteams unbemerkt – falsch kalibriert gewesen sei und falsche Daten geliefert habe.

Probleme mit dem System seien schon vorher aufgetreten, doch weder im Handbuch noch bei ihrem Training hätten die Piloten eine Anleitung bekommen, wie sie damit umzugehen hätten, hiess es in dem Bericht weiter. Darüber hinaus habe die Besatzung die Krise schlecht gehandhabt. Deren Defizite seien bereits während der Ausbildung bemerkt, aber nicht abgestellt worden.

Boeing im Krisen-Modus

Die Abstürze haben Boeing in eine schwere Krise gestürzt. Seit März gilt ein weltweites Flugverbot für alle Maschinen des Typs 737 MAX, und vor allem in den USA laufen eine Reihe von Ermittlungen. Am Dienstag entliess der US-Flugzeugbauer den Chef seiner Passagiermaschinensparte, Kevin McAllister.

In einer ersten Reaktion auf den Abschlussbericht sprach das Unternehmen den Angehörigen der Opfer erneut sein «tiefempfundenes Beileid» aus. Boeing-Chef Dennis Muilenburg wies darauf hin, dass inzwischen entscheidende Änderungen an der MCAS-Software vorgenommen worden seien. Damit würden die «Umstände», die mit zum Lion-Air-Absturz geführt hätten, in Zukunft ausgeschlossen. Auch die Piloten-Handbücher und ihre Ausbildung würden entsprechend angepasst.

Die US-Flugaufsichtsbehörde (FAA) kündigte an, die Änderungen genau zu prüfen. Die Boeing 737 MAX dürfe erst wieder fliegen, wenn die FAA zu dem Schluss gekommen sei, dass sie sicher sei.

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