Traditionen und RitualeDas macht die Beisetzung von Benedikt XVI. speziell
SDA/afp/uri
5.1.2023
Papst Benedikt XVI. wird beigesetzt
Nach einer drei Tage langen öffentlichen Aufbahrung wird der verstorbene Papst Benedikt XVI im Petersdom beigesetzt.
05.01.2023
Der emeritierte Papst wünschte sich ein einfaches Begräbnis, doch auch der Vatikan hat klare Vorstellungen, wie die Zeremonie ablaufen soll. Unter anderem werden einige Dinge mit ihm im Zypressensarg eingeschlossen.
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05.01.2023, 11:15
05.01.2023, 11:47
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Die Feierlichkeiten zu Ehren des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. gehen mit der Beisetzung im Petersdom in ihre letzte Phase. Obschon er nicht als amtierender Pontifex aus dem Leben geschieden ist, wird er weitgehend wie ein solcher verabschiedet.
Was ist gleich zu vorherigen Beisetzungen?
Die Beisetzung von Benedikt ist wie die anderer Päpste ein Grossanlass, auch werde Benedikt laut dem vatikanischen Pressesprecher Matteo Bruni im Grossen und Ganzen wie ein amtierender Papst beerdigt, berichtet die NZZ. Die Grabbeigaben entsprechen denjenigen, mit denen auch Benedikts Vorgänger beerdigt wurden.
Die Behörden würden etwa 70'000 Trauergäste erwarten, auch der Sicherheitsapparat sei riesig. Neben zahlreichen Delegationen seien zudem rund tausend Journalisten akkreditiert.
Was sind die Unterschiede?
Deutlichster Unterschied ist laut der NZZ, dass nun ein amtierender Papst die Trauermesse für einen Vorgänger leitet. Das ist deshalb möglich, weil Benedikt XVI. im Jahr 2013 von seinem Amt zurücktrat und seither als «Papa emeritus» in einem Kloster in den Vatikanischen Gärten lebte.
Dieser Vorgang wurde zunächst als beispiellos in der Geschichte der katholischen Kirche bezeichnet. Wie die NZZ schreibt, konnte inzwischen aber belegt werden, «dass bereits vor 221 Jahren ein Papst, nämlich Pius VII., seinen Vorgänger, Pius VI., beerdigt hatte.» Dieser sei aber nicht wie Benedikt vom Amt zurückgetreten, sondern 1799 im Exil in Frankreich gestorben. Eine daraufhin von Pius VII. geleitete Trauerzeremonie für den exhumierten und nach Rom gebrachten Papst habe am 17. Februar 1802 im Petersdom stattgefunden.
Weitere Unterschiede sind laut der NZZ etwa der Verzicht auf eine Prozession mit dem Sarg vom Apostolischen Palast in den Petersdom und eine abgekürzte Trauerzeit im Falle von Benedikt.
Was sind die Grabbeigaben?
Unter anderem soll in dem Sarg eine kurze schriftliche Beschreibung des Pontifikats von Benedikt in einem Metallzylinder eingeschlossen werden. Auch andere Gegenstände wie während Benedikts Amtszeit geprägte Münzen sollen im Inneren des Sarges liegen. Ebenfalls dem Sarg beigegeben wird «das Pallium, eine Art Stola, die die Päpste als Amtsabzeichen über dem Messgewand tragen», so die NZZ. Der Kreuzstab oder die Ferula gehörten hingegen nicht zu den Grabbeigaben.
Wie gestaltet sich der Sarg?
Nach dem Ende der Aufbahrung am Mittwochabend wurde mit einer besonderen Zeremonie der Sarg geschlossen. Der Leichnam des emeritierten Papstes wurde laut Bruni in einen Sarg aus Zypressenholz gebettet. Dieser kam anschliessend in einen Zinksarg und dieser wiederum in einen weiteren Sarg aus Holz. Bereits 40 Minuten vor der Trauerfeier wurde der Sarg dann aus dem Petersdom auf den Petersplatz gebracht, wo die Menge einen Rosenkranz für Benedikt betete.
Wird der Leichnam Benedikts einbalsamiert?
Ob der Leichnam Benedikts einbalsamiert wird, ist bislang nicht bekannt. Im Falle einer Einbalsamierung wird jedoch davon ausgegangen, dass diese gemäss Tradition die römische Familie Signoracci vornimmt, die auch die Leichname der Päpste Johannes Paul I., Paul VI. und Johannes XXIII. präpariert hat; allerdings nicht den 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II. Bei diesem wurde auf eine Einbalsamierung verzichtet.
Laut dem Mitteldeutschen Rundfunk MDR werden bei der Einbalsamierung der Leiche die Arterien am Hals in der Schenkelbeuge geöffnet, um das Blut der Verstorbenen durch andere Substanzen zu ersetzen. Die Signoraccis injizieren dabei über die Venen eine präparierende Flüssigkeit, eine 15-prozentige Formalinlösung. So könne der Körper zwanzig bis dreissig Jahre lang überdauern.
Wo wird Benedikt beigesetzt?
Nach der öffentlichen Feier wird Benedikt in der päpstlichen Grotte unterhalb des Petersdoms beigesetzt. Das geschieht laut NZZ im Rahmen einer kleinen Feier unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Laut Benedikts Wunsch wird er in der ursprünglichen Grabstätte seines Vorgängers, des polnischen Papstes Johannes Paul II., gebettet, da dieser nach seiner Selig- und Heiligsprechung im Petersdom neben Michelangelos Pietà seine letzte Ruhestätte erhielt.
Die Grabstätte Benedikts zeichnet sich gemäss NZZ durch eine besondere Geschichte aus: Hier lagen demnach nicht nur Johannes Paul II., sondern bis 2001 auch Johannes XXIII. der später ebenfalls selig- beziehungsweise heiliggesprochen wurde. In vatikanischen Kreisen werde die Grabstätte deshalb ironisch auch als «Fahrstuhl nach oben» bezeichnet.
Wer nimmt an der Trauerfeier teil?
Als Johannes Paul II. 2005 starb, reisten Präsidenten, Regierungschefs und gekrönte Häupter aus mehr als 100 Ländern zur Beisetzung an, die der damalige Kardinal Joseph Ratzinger leitete – der dann nach seiner Wahl zum Papst zehn Tage später Benedikt XVI. wurde.
Zu seiner eigenen Beisetzung hat der Vatikan nur offizielle Delegationen aus Italien und Deutschland eingeladen, anderen ausländischen Botschaften wurde zu verstehen gegeben, dass Vertreter, die dabei sein wollten, das könnten – aber nur in ihrer «privaten Kapazität».
Dazu zählen laut der NZZ unter anderen Philippe, der König von Belgien, und Königin Sofía aus Spanien. Aus Litauen, Polen, Portugal, Slowenien, Togo und Ungarn werden die Staatspräsidenten anreisen. Die Schweiz werde durch Denis Knobel, den Botschafter der Schweiz beim Heiligen Stuhl, vertreten sein.