Seit 1955 werden im Rahmen des World Press Photo Award professionelle Fotografen für die besten Bilder ausgezeichnet. Eine Auswahl der diesjährigen Siegerbilder:
Das Pressebild des Jahres
Mahmoud ist mit seiner Familie aus Gaza nach Katar geflohen.
Samar Abu Elouf/ KEYSTONE
Der Junge auf dem Bild heisst Mahmoud Ajjour. Er ist neun Jahre alt. Während eines israelischen Angriffs auf Gaza im März 2024 wurde er verletzt. In Doha, Katar, findet er Zuflucht. Nun hofft er auf zwei Armprothesen, damit er nicht mehr alles mit seinen Füssen machen muss.
Das Bild wurde von der Fotografin Samar Abu Elouf aufgenommen, für die «New York Times». Auch sie lebte in Gaza, bis sie im Dezember 2023 evakuiert wurde und nach Doha kam. Dort begann sie, Menschen zu porträtieren, die ebenfalls aus Gaza stammen und in Doha auf medizinische Versorgung warten.
Siegerfotos Europa «Singles»
Das Bild trägt den Namen «Beyond the Trenches».
Florian Bachmeier/ KEYSTONE
Die 6-jährige Anhelina leidet unter Panikattacken, nachdem sie aus ihrem Dorf fliehen musste. Auf dem Foto liegt sie im Bett in ihrem neuen Zuhause in Borshchahivka, Ukraine.
Das Bild wurde von Florian Bachmeier geschossen. Er wollte den Fokus auf die Kinder legen, die umgeben von Gewalt traumatisiert aufwachsen und versuchen, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden.
Das Bild trägt den Namen «Underground Field Hospital».
Nanna Heitmann/ KEYSTONE
Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der zwei Tage vor der russischen Invasion im Februar 2022 von der von Russland unterstützten Separatistengruppe eingezogen wurde. Sie wurde später eine Einheit der russischen Armee. Der Mann liegt auf einem Feldlazarett, wenig später mussten ihm zwei Gliedmassen amputiert werden.
Das Foto wurde von Nanna Heitmann geschossen, für die «New York Times».
Siegerfoto Europa «Stories»
Eine Frau vor den Polizisten.
Mikhail Tereshchenko/ KEYSTONE
Im November 2024 gingen Georgierinnen und Georgier auf die Strasse, nachdem die Regierung den Stopp der Gespräche über einen EU-Beitritt bekanntgegeben hatte. Der Schritt folgte auf die Nichtanerkennung der Wahlen in Georgien durch die EU wegen des Verdachts auf Wahlmanipulation.
In der Hauptstadt Tbilissi kam es vor dem Parlamentsgebäude zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Protestierenden. Trotz massiver Repression dauern die Proteste an.
Die Bilder wurden von Mikhail Tereshchenko aufgenommen.
Eine Frau reinigt nach einem Tränengaseinsatz der Polizei ihre Augen.
Mikhail Tereshchenko/ KEYSTONE
Siegerfoto Afrika «Singles»
Bodybuilder Tamale Safalu trainiert vor seinem Haus in Kampala, Uganda.
Marijn Fidder/ KEYSTONE
Tamale Safalu verlor vor fünf Jahren sein Bein bei einem Motorradunfall. Heute ist er der erste ugandische Bodybuilder mit einer Behinderung, der in regulären Wettkämpfen antritt. «Indem ich als Bodybuilder antrete, will ich andere Menschen mit Behinderungen ermutigen, ihr Talent zu erkennen und nie den Kopf einzuziehen», sagt Tamale.
Das Bild wurde von Marijn Fidder aufgenommen.
Teilnehmer von «Heavenly Bodies», feiern die Gewinnerin des Jahres.
Temiloluwa Johnson/ KEYSTONE
Am 21. Juni 2024 fand in Lagos ein geheimes Ballroom-Event im Rahmen der Pride-Woche statt. Trotz strenger Gesetze und gesellschaftlicher Feindseligkeit gegen LGBTQI+ schaffen queere Menschen so einen sicheren Raum für Sichtbarkeit und Gemeinschaft. Die Veranstaltung ehrte die verstorbene Trans-Aktivistin Fola Francis und wurde zu einem kraftvollen Fest der Liebe und Selbstentfaltung.
Das Bild wurde von Temiloluwa Johnson aufgenommen.
Siegerfoto Afrika «Long-Term Projects»
Zayid (Name geändert) wurde in einem Flüchtlingslager in Amhara vergewaltigt. Als sie mit ihrer Familie nach Addis Ababa floh, wurden sie und ihre Schwester von Soldaten der Amhara-Region angeschossen und verletzt.
Cinzia Canneri/ KEYSTONE
2017 begann Cinzia Canneri, die Flucht eritreischer Frauen nach Äthiopien zu dokumentieren. Viele fliehen vor Zwangsrekrutierung und Gewalt, darunter Vergewaltigungen an den Grenzen. Mit dem Krieg in Tigray erweiterte sie ihren Fokus auf tigrayische Frauen, die ebenfalls vor sexualisierter Gewalt fliehen. Über diese Gewalt wird oft nicht ausreichend berichtet. 2024 gründete sie das Frauennetzwerk Cross Looks, das die Geschichten dieser Frauen erzählt und «Women’s Bodies as Battlefields» als Symbol für Fürsorge, Widerstand und Stärke neu versteht.
Das Bild wurde von Cinzia Canneri aufgenommen.
Trotz extremer Herausforderungen finden junge geflüchtete Frauen aus Tigray Zeit für Selbstfürsorge und soziale Kontakte.
Cinzia Canneri/ KEYSTONE
Siegerfoto Nord- und Zentralamerika «Singles»
US-Geheimdienstmitglieder helfen dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump nach einem Attentat, bei dem ein Schuss sein Ohr traf, von der Bühne in Butler, Pennsylvania.
Jabin Botsford/ KEYSTONE
Das Attentat auf Donald Trump und die mediale Berichterstattung danach werden als Wendepunkt im Wahlkampf gesehen. Das Ereignis verstärkte die politische Spaltung und veränderte den Ton der Kampagnen. Gleichzeitig löste es Debatten über politische Gewalt und deren Folgen für die US-Demokratie aus. Kurz nach dem Schuss rief Trump kämpferisch «Fight, fight, fight!», als er von der Bühne gebracht wurde.
Das Bild wurde von Jabin Botsford, für die «Washington Post» aufgenommen.
Migranten aus China wärmen sich gegenseitig im Regen, nachdem sie die Grenze von Mexiko in die USA überquert haben.
John Moore/ KEYSTONE
Die illegale Migration aus China in die USA ist aufgrund wirtschaftlicher Krisen und Corona-Folgen stark gestiegen, begünstigt durch detaillierte Social-Media-Anleitungen zur Grenzüberquerung. Ein dokumentarisches Foto von Migranten unmittelbar nach der Ankunft veranschaulicht die oft ignorierten Realitäten an der Südgrenze.
Das Bild wurde von John Moore aufgenommen.
Siegerfoto Nord- und Zentralamerika «Stories»
Eine Gruppe von Menschen, die um ihre Familienangehörige trauern. Sie wurden durch Schüsse der Gangs ermordet.
Clarens Siffroy/ KEYSTONE
Haiti erlebt eine beispiellose Welle von Bandengewalt. Seit der Ermordung von Präsident Moïse 2021 haben sich bewaffnete Gangs stark vermehrt und die Gewalt eskaliert. Etwa 300 kriminelle Gruppen kontrollieren Gebiete, in denen 2,7 Millionen Menschen leben. Die Gewalt erreicht kriegsähnliche Ausmasse, mit Morden, Entführungen, Folter, Brandstiftung und systematischer sexualisierter Gewalt – besonders gegen Frauen und Kinder.
Das Bild wurde von Clarens Siffroy aufgenommen.
Einheimische auf der Flucht vor den Gangs.
Clarens Siffroy/ KEYSTONE
Siegerfoto Südamerika «Singles»
«The Last Hope» von Gabriela Oráa.
Gabriela Oráa/ KEYSTONE
María Corina Machado ist die konservative Oppositionsführerin gegen Venezuelas sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro. Als Leiterin der Partei Vente Venezuela bekämpft sie die Chavismo-Ideologie und gilt als marktwirtschaftlich orientierte «Eiserne Lady» Venezuelas.
2023 gewann sie die Oppositionsvorwahlen, wurde jedoch von Behörden von der Wahl ausgeschlossen. Nach einem Gerichtsurteil unterstützte sie stattdessen den Kandidaten Edmundo González Urrutia, für den sie bundesweit auf Wahlkampftour ging.
Trotz Maduros offiziellem Wahlsieg 2024 zweifelten die USA und die EU das Ergebnis wegen Unregelmässigkeiten an. Während González ins Exil ging, führt Machado die Opposition aus dem Untergrund weiter an.
Das Bild wurde von Gabriela Oráa aufgenommen.
Botafogo-Fans feiern den Sieg ihrer Mannschaft in Rio de Janeiro, Brasilien.
André Coelho/ KEYSTONE
Zwei der ältesten Fussballklubs Brasiliens traten im Finale der Copa Libertadores im Estadio Monumental von Buenos Aires an. Botafogo, das den Pokal noch nie gewonnen hatte, besiegte Atlético Mineiro. Tausende Fans verfolgten das Spiel auf Leinwänden im heimischen Nilton-Santos-Stadion in Rio de Janeiro – der Sieg löste nicht nur Freude, sondern auch Erleichterung aus.
Die Copa Libertadores steht für mehr als Sport: Sie symbolisiert nationalen Stolz und Identität. Obwohl Botafogo eine lange Tradition hat, fehlte bisher der Titel – die emotionale Reaktion der Fans spiegelt diese historische Last wider. «Die beiden Männer kannten sich vor dem Spiel nicht», erklärt der Fotograf. «Doch ihre Umarmung wirkt wie die von Brüdern.»
Das Bild wurde von André Coelho aufgenommen.
Siegerfoto Südamerika «Stories»
Ein junger Mann bringt seiner Mutter Lebensmittel. Sie lebt in einem Dorf, das früher nur per Boot erreichbar war. Wegen der Trockenheit muss der Mann nun zwei Kilometer über das Flussbett laufen, um ihr Haus zu erreichen.
Musuk Nolte/ KEYSTONE
Der Amazonas führt wegen Trockenheit sehr wenig Wasser. Das Problem wird intensiviert durch die Folgen des Klimawandels. Das bedroht die Biodiversität, zerstört Ökosysteme und hat Folgen für die lokale Bevölkerung, die für ihr Überleben auf den Amazonas angewiesen ist. Viele Siedler stehen vor der schwierigen Entscheidung, ihre Heimat zu verlassen und in städtische Regionen zu ziehen.
Die Bilder wurden von Musuk Nolte aufgenommen.
Elidia Carolina lebt mit ihrem Partner und ihrer zweijährigen Tochter in einem Stelzenhaus, das normalerweise über Wasser steht. Wegen der Dürre sieht die Umgebung ihres Zuhauses jetzt aus wie eine Wüste. Sie müssen fast zwei Kilometer laufen, um das Ufer des Solimões-Flusses zu erreichen.
Musuk Nolte/ KEYSTONE
Siegerfoto Asien «Singles»
Protestierende zerstörten in Dhaka eine Statue von Sheikh Mujibur Rahman.
Suvra Kanti/ KEYSTONE
Im Juli 2024 eskalierte eine Studentenprotestwelle in Bangladesch zu einem landesweiten Aufstand gegen die Regierung, die unrechtmässige Festnahmen, erzwungene Verschwindenlassen und Unterdrückung von Kritik vorgeworfen wurde.
Das Bild wurde von Suvra Kanti aufgenommen.
Menschen blicken in den Strassen in einem Vorort von Beirut ängstlich in den Himmel. Sie haben die Häuser verlassen, um Schutz vor Luftangriffen der israelischen Armee zu finden.
Murat Senguel/ KEYSTONE
Im September 2024 kam es zum offenen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah. Israel startete zunächst Luftangriffe im Süden des Libanons und begann dann eine Bodenoffensive. Später griff es auch Ziele der Hisbollah in der dicht besiedelten Hauptstadt Beirut an.
Das Bild wurde von Murat Senguel aufgenommen.
Siegerfoto Asien «Stories»
Junge Frauen besuchen eine englische Schule im Westen von Kabul. Dank einer Ausnahmegenehmigung der Taliban können sie hier lernen, erhalten aber kein offizielles afghanisches Diplom. Das Ziel der Frauen: Afghanistan zu verlassen und ihre Ausbildung im Ausland abzuschliessen.
Kiana Hayeri/ KEYSTONE
In Afghanistan verbieten die Taliban Frauen den Besuch höherer Schulen und erlauben ihnen kaum Arbeit ausserhalb des Hauses. In einigen Gegenden dürfen sie ihr Zuhause nicht ohne männliche Begleitung verlassen. Orte wie Schulen, Parks, Fitnessstudios, Schönheitssalons und Büros, die früher für Frauen offenstanden, sind jetzt verboten. Trotz dieser Verbote wehren sich afghanische Frauen heimlich – etwa in Privathäusern, geheimen Schulen oder bei Feiern.
Die Bilder wurde von Kiana Hayeri aufgenommen.
In Kabul hat ein Geschäft für Brautmode die Gesichter der Puppen mit Plastiksäcken verdeckt, weil Läden keine weiblichen Gesichter zeigen dürfen, weder auf Werbeplakaten noch in Schaufenstern.
Kiana Hayeri/ KEYSTONE
Siegerfoto Südostasien und Ozeanien «Singles»
Der Brasilianer Gabriel Medina feiert seine gute Fahrt am Surf-Wettkampf an den Olympischen Spielen 2024 in Tahiti. Es scheint, als würde er dabei auf einer Wolke schweben.
Jerome Brouillet/ KEYSTONE
Surfen ist seit dem Jahr 2020 eine olympische Disziplin. An der Sommerolympiade 2024 in Paris wurden die Surf-Wettkämpfe in Tahiti, 26 000 Kilometer von Paris entfernt, abgehalten. Die Insel in Französisch-Polynesien ist bekannt für ihre hohen Wellen. Der Brasilianer Gabriel Medina holte mit seiner Fahrt und einer Wertung von fast perfekten 9,9 die Bronzemedaille. Das Bild nach seiner Fahrt erhielt alleine auf seinem Instagram-Kanal 9,5 Millionen Likes.
Das Bild wurde von Jerome Brouillet aufgenommen.
Nicole Motta (links) und ihr leiblicher Vater Jang Dae-chang weinen bei einer emotionalen Wiedervereinigung in Seoul, rund 40 Jahre nach ihrer Trennung.
Jae C. Hong/ KEYSTONE
Nicole Motta wurde 1985 aus Korea adoptiert. Ihr Vater war oft beruflich weg, und als er zurückkam, erfuhr er, dass ein Verwandter Nicole weggegeben hatte, ohne dass er es wusste. Fast 200'000 koreanische Kinder wurden seit den 1950ern in die USA adoptiert, oft mit gefälschten Papieren. Nicole fand ihren Vater 40 Jahre später in Seoul wieder, ohne DNA-Test, sie spürte die Verbindung sofort. Der Fall steht für viele ähnliche Fälle, die nun von einer südkoreanischen Kommission untersucht werden.
Das Bild wurde von Jae C. Hong aufgenommen.
Siegerfoto Südostasien und Ozeanien «Stories»
Ein Mann spritz Alkohol auf einen Makaken, um ihn davon abzuhalten, ihm Esswaren zu stehlen.
Chalinee Thirasupa/ KEYSTONE
In Lopburi, nördlich von Bangkok, gehören Affen (Makaken) zum Alltag. Die Stadt, auch «Affenstadt» genannt, zieht Touristen an, die die Tiere sehen und füttern. Vor 2020 lebten dort über 3'000 Affen. Als wegen Corona keine Touristen mehr kamen, wurden die Makaken aggressiv: Sie überfielen Bewohner, stahlen Essen und kämpften miteinander. Um das Problem zu lösen, starteten die Behörden im April 2024 ein Programm zur Sterilisation der Affen.
Diese Bilder wurden von Chalinee Thirasupa aufgenommen.
Ein junger Makake liegt sediert auf dem Operationstisch eines Veterinärs, während dieser das Tier sterilisiert.