Nach dem ersten Toten bei den Protesten im Libanon wächst die Wut auf die Führung des Landes. Demonstranten blockierten am Mittwoch Strassen in der Hauptstadt Beirut sowie Verbindungsstrassen ins Umland.
In den sozialen Medien kursierten Aufrufe zu weiteren Protesten, viele Nutzer betrauerten den Tod des Demonstranten. Die Proteste gegen die Führung des Landes waren vor rund einem Monat ausgebrochen. Sie richten sich gegen die weitverbreitete Korruption und die schlechte Wirtschaftslage.
Ministerpräsident Saad Hariri erklärte im Zuge der Proteste seinen Rücktritt, ein Nachfolger ist noch nicht bestimmt. Im Libanon ist die Macht nach einem Proporzsystem unter den verschiedenen religiösen Gruppen aufgeteilt.
Der Demonstrant war am Dienstagabend südlich von Beirut von einem Soldaten getötet worden. Die Armee erklärte, eines ihrer Fahrzeuge sei in dem Vorort Chalda von einer Gruppe von Demonstranten blockiert worden, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete. Einer der Soldaten sei gezwungen gewesen, das Feuer zu eröffnen.
Ärger unter den Demonstranten löste auch ein TV-Interview von Staatschef Michel Aoun am Dienstagabend aus. Er rief dazu auf, die Proteste zu beenden, weil das Land ansonsten vor einer «Katastrophe» stehe. «Das Land wird sterben, wenn die Demonstranten auf der Strasse bleiben, selbst wenn wir gegen sie keine Gewalt einsetzen», erklärte Aoun. Kurz nach dem Interview kam es in Beirut zu neuen Protesten.
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