In Sri Lanka herrscht eine Versorgungskrise. Es mangelt es an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten. Jetzt sind die anhaltenden Proteste eskaliert – Demonstranten stürmten den Palast des Präsidenten.
09.07.2022, 13:35
09.07.2022, 13:38
dpa
In Sri Lanka sind Demonstranten Fernsehberichten zufolge in den Amtssitz von Präsident Gotabaya Rajapaksa eingedrungen. Bilder von Mobiltelefonen zeigten am Samstag eine grosse Zahl von Menschen in dem gut befestigten Gebäude und auf dem Grundstück davor. Aif Videos in Sozialen Medien war zu sehen, wie Hunderte in die Residenz stürmten und riefen: «Goto geh nach Hause».
Zuvor war die Polizei mit Tränengas gegen Tausende Demonstranten vorgegangen, die Nationalflaggen schwenkten und den Rücktritt Rajapaksas forderten. Die Protestteilnehmer durchbrachen Sperren und drangen in den Amtssitz ein. Sicherheitspersonal versuchte, sie zu stoppen. Es kam zu einem Handgemenge. Mindestens 34 Menschen wurden verletzt, darunter zwei Polizisten. Ein Vertreter des Nationkrankenhauses sagte, zwei Verletzte seien in kritischem Zustand.
Offen war, ob sich Rajapaksa in der Residenz aufhielt. Regierungssprecher Mohana Samaranayake sagte, er wisse nicht, ob der Präsident das Gebäude verlassen habe. Hunderte Demonstranten drangen zudem in Rajapaksas Büro in einem Nachbargebäude ein, wie Fernsehsender berichteten.
Die Demonstranten machen Rajapaksa für die schwerste Wirtschaftskrise des Landes seit der Unabhängigkeit 1948 verantwortlich und verlangen auch den Rücktritt des erst im Mai ins Amt gekommenen Ministerpräsidenten Ranil Wickremesinghe. Sri Lanka hat im April angekündigt, seine Auslandsschulden vorerst nicht weiter zu tilgen, weil es nicht genügend Devisen habe. Sie betragen rund 50 Milliarden Euro.
Die Polizei hat ein Ausgehverbot für die Hauptstadt Colombo und angrenzende Gebiete verhängt. Oppositionsführer Sajith Premadasa rief dennoch zur Teilnahme an der Demonstration auf. «Trotzt der Diktatur und schliesst euch dem Volk an, damit die Demokratie gewinnt. Wir schaffen das», sagte er.
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