Syrien Der historische Basar von Aleppo – das Leben kehrt nur langsam zurück

Von Bassem Mroue, AP

10.8.2019

Er ist eines der historischen Schmuckstücke der Stadt. Doch die jahrelangen Kämpfe haben ihn zu grossen Teilen zerstört. Jetzt wird der historische Basar von Aleppo Stück für Stück wieder aufgebaut.

Das Netz von überdachten Märkten, sogenannten Suks, zieht sich durch die gesamte Altstadt von Aleppo. Die Anfänge dieses Basars reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Vor dem Krieg lockte der historische Ort Einheimische und Touristen. Sie kauften dort Lebensmittel, Gewürze, Kleidung, Olivenöl-Seife oder andere handgefertigte Dinge. Heute prägen zerbombte Kuppeln, verbogenes Metall und Geschäfte ohne Mauern oder Dächer das Bild.

Während des achtjährigen syrischen Bürgerkriegs wurde rund ein Drittel des Basars komplett zerstört. Im Dezember 2016 eroberten die Regierungstruppen die Stadt von den Rebellen zurück. Vorangegangen war eine verheerende Belagerung, die die Osthälfte von Aleppo und einen grossen Teil der Altstadt, die Unesco-Weltkulturerbe ist, in Trümmern zurückliess. Doch die Stadtplaner hoffen, dass mit dem Wiederaufbau von Teilen des Basars auch wieder einige Geschäfte öffnen und Leben zurückkehrt.

Zuletzt wurde der Al-Sakatijah-Markt renoviert, eine Kopfsteinpflaster-Gasse mit Bögen und Kuppeln, die etwas Sonnenlicht durchlassen. 53 Läden gibt es dort, vor allem Metzger und andere Lebensmittelläden, die Nüsse oder Trockenfrüchte verkaufen. Der Suk wurde während des Krieges relativ wenig beschädigt, die umgerechnet 400 000 Dollar (rund 360 000 Euro) für die achtmonatige Instandsetzung kamen von der Aga-Khan-Stiftung.

Teile der Altstadt liegen immer noch in Trümmern. 
Teile der Altstadt liegen immer noch in Trümmern. 
Keystone

Offizielle Eröffnung des Marktes im August

Einer der Metzger, Saleh Abu Dan, hatte sein Geschäft dort geschlossen, als die Rebellen im Sommer 2012 die Kontrolle über die Altstadt übernahmen. Jetzt bereitet er sich auf die Wiedereröffnung in den kommenden Wochen vor.

Abu Dan freut sich über die Renovierung, zu der auch der Einbau eines Solarstrom-Systems gehörte. Allerdings musste er noch selbst rund 2000 Dollar für die Reparatur seines Kühlschranks und den Kauf eines neuen Grills und eines Fleischwolfs investieren. «Ich habe diesen Laden von meinem Grossvater und Vater geerbt, und ich hoffe, dass auch meine Enkel noch hier arbeiten werden», sagt er.

Die offizielle Eröffnung des Marktes soll noch im August stattfinden. Doch der Wiederaufbau ist nur ein Aspekt. Es geht auch darum, das Leben wieder dorthin zurückzubringen. Der Al-Sakatijah-Markt ist der dritte Suk, der in Aleppo wiederaufgebaut wurde, nach dem Chan-al-Gumruk- und dem Kupfermarkt.

Ein Jahr nach deren Eröffnung haben diese beiden Suks noch grosse Probleme, Kunden anzulocken. An den meisten Tagen herrscht dort gähnende Leere. «Ich öffne für ein paar Stunden am Tag, aber verkaufe nur selten etwas», klagt ein Kleidungshändler auf dem Chan-al-Gumruk.

Wiederaufbau steht am Anfang

Viele der Kunden aus der Zeit vor dem Krieg haben das Land verlassen oder kaufen mittlerweile in anderen Stadtteilen ein. Tourismus gibt es nicht. Und der Zugang in den Suk ist auch heute nicht einfach, weil viele Gassen geschlossen oder verlassen sind. Aleppo ist die drittgrösste Stadt Syriens. Einst war sie das Handelszentrum des Landes. Der Wiederaufbau des Ostteils steht noch am Anfang.

Architekt Basel al-Dhaher leitete die Renovierung des Al-Sakatijah-Marktes. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau des gesamten Basars schätzt er auf einen zweistelligen Millionenbetrag in Dollar. Die Sanktionen des Westens, die Geldtransfers aus und nach Syrien blockieren, würden die Arbeiten ausserdem verzögern, sagt er. Für die Renovierung von Al-Sakatijah habe man sich entschlossen, weil die Arbeiten überschaubar waren und weil man damit ein Zeichen setzen wollte für den Wiederaufbau anderer Teile des Bazars.

Einige der Ladenbesitzer setzten darauf, dass diese Strategie funktioniert. Auf dem Kupfermarkt bearbeitet Ahmad Suhdi Ghasul mit dem Hammer ein Stück Kupfer. In der Gasse reparieren Arbeiter die Decken von zwei anderen Läden. «Gott sei Dank kommen alle zurück, um zu renovieren», sagt Ghasul, der seit drei Jahrzehnten Kupferschmied ist. «Das Geschäft wird stärker werden als davor», sagt er hoffnungsvoll.

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