Zum Tode von Kofi Annan Der «Rockstar der Diplomatie» ist tot

AFP

18.8.2018

Er verhalf den Vereinten Nationen zu neuem Gewicht auf der internationalen Bühne und erhielt für seinen Einsatz für eine friedlichere Welt den Friedensnobelpreis: Der frühere UN-Generalsekretär und Friedensnobelpreis-Träger Kofi Annan ist tot.

Annan starb am Samstag im Kreise seiner Familie nach kurzer Krankheit im Alter von 80 Jahren, wie seine Stiftung in Genf mitteilte.

Der gebürtige Ghanaer führte die Vereinten Nationen von 1997 bis Ende 2006. UN-Generalsekretär Antonio Guterres würdigte Annan am Samstag als eine "treibende Kraft des Guten". In vielerlei Hinsicht habe sein Vorgänger die Vereinten Nationen verkörpert. Die UNO habe er mit "unvergleichbarer Würde und Entschlossenheit" angeführt. Annans Heimatland Ghana rief eine einwöchige Staatstrauer aus.

Das moralische Gewissen der Welt ist tot: Ex-Uno-Generalsekretär Kofi Annan starb am Samstag im Alter von 80 Jahren.
Das moralische Gewissen der Welt ist tot: Ex-Uno-Generalsekretär Kofi Annan starb am Samstag im Alter von 80 Jahren.
Bild: KEYSTONE/MARTIAL TREZZINI

40 Jahre bei der Uno

Annan wurde 1938 als Sohn eines hochrangigen Mitarbeiters des britisch-niederländischen Konzerns Unilever im ghanaischen Kumasi geboren. Nach seinem Studium unter anderem in den USA war er für einige Jahre Tourismus-Direktor in Ghana. Anschliessend arbeitete Annan mehr als 40 Jahre für die Vereinten Nationen. Dort leitete er anfangs die Personalabteilung, dann den Bereich Haushalt. 1993 wurde der Ghanaer Chef der UN-Friedensmissionen.

Schwere Krisen der Vereinten Nationen

In diese Zeit fielen zwei der schwersten Krisen der Vereinten Nationen. Beim Völkermord in Ruanda töteten Angehörige der Volksgruppe der Hutu zwischen April und Juli 1994 Schätzungen zufolge etwa 800.000 Menschen - trotz Präsenz von UN-Blauhelmsoldaten. 1995 konnte die UNO das Massaker von Srebrenica im Bosnien-Krieg nicht verhindern. Binnen weniger Tage töteten bosnisch-serbische Milizen Schätzungen zufolge etwa 8000 muslimische Männer und Jungen.

Damals sei er erstmals mit einer Herausforderung konfrontiert gewesen, die für seine Zeit als UN-Generalsekretär prägend werden sollte, schrieb Annan später in seiner Autobiographie: "Die Legitimität und die Notwendigkeit, im Fall offenkundiger Menschenrechtsverletzungen einzuschreiten."

Bekanntester und beliebtester Generalsekretär der UNO

1997 wurde Annan zum Generalsekretär der Vereinten Nationen gewählt - eine Wahl, die er dem US-Veto gegen seinen Vorgänger, den Ägypter Butros Butros-Ghali, zu verdanken hatte. Annan wurde zu einem der bekanntesten und beliebtesten Generalsekretäre der UNO. Auch wegen seiner häufigen Fernsehauftritte erhielt der charismatische Annan den Spitznamen "Rockstar der Diplomatie".

In seine Zeit an der Spitze der Völkergemeinschaft fiel unter anderem der Irak-Krieg der USA im Jahr 2003. 2001 erhielt Annan den Friedensnobelpreis "für seinen Einsatz für eine besser organisierte und friedlichere Welt".

Skandal um das Öl-für-Lebensmittel-Programm

Das Ende seiner zweiten Amtszeit wurde von dem Skandal um das Öl-für-Lebensmittel-Programm überschattet. Dieses erlaubte es dem Irak unter Saddam Hussein zwischen 1996 und 2003, trotz der UN-Sanktionen eine begrenzte Menge Erdöl auszuführen und im Gegenzug Lebensmittel und Medikamente zu importieren. Ein Untersuchungsausschuss sprach Annan vom Verdacht ernster Verfehlungen frei. 2012 wurde Annan UN-Sonderbeauftrager für Syrien. Fünf Monate später gab er das Mandat zurück.

Annan war seit 1984 in zweiter Ehe mit der schwedischen Juristin Nane Lagergren verheiratet. Das Paar hatte eine Tochter. Eine weitere Tochter und ein Sohn stammen aus Annans erster Ehe mit der Nigerianerin Titi Alakija.

Reaktionen zum Tode Annans:

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich bestürzt über die Todesnachricht. "Die UNO und die Welt haben einen ihrer Giganten verloren", erklärte Stoltenberg. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter: "Wir werden nie seinen ruhigen und entschlossenen Blick vergessen, ebenso wenig wie die Kraft seiner Kämpfe."

Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte, er habe "die Weisheit und den Mut" Kofi Annans ehrlich bewundert. UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad Al-Hussein würdigte Annan als "Inbegriff für menschliche Würde und Anmut: Er war ein Freund für Tausende und ein Anführer für Millionen."

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