Skandal im Swing State North Carolina Der «schwarze Nazi» wird für Donald Trump zum Problem

Von Philipp Dahm

24.9.2024

Bei Niederlage im November: Trump schliesst Kandidatur 2028 aus

Bei Niederlage im November: Trump schliesst Kandidatur 2028 aus

Donald Trump will bei einer möglichen Wahlniederlage im November nicht erneut als Präsidentschaftskandidat antreten. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, in vier Jahren wieder zu kandidieren, antwortete der 78-jährige Ex-Präsident in der Sendung «Full Measure»: «Nein, das tue ich nicht. Ich denke, das war es dann. Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.» Er hoffe aber, diesmal erfolgreich zu sein.

23.09.2024

Mark Robinson will in North Carolina Gouverneur werden. Doch nun wird der schwarze Republikaner mit alten Aussagen konfrontiert, die es in sich haben. Kostet der Skandal nicht nur ihn, sondern auch Trump die Wahl?

Von Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am 5. November wählen die USA nicht nur eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten, sondern North Carolina auch einen neuen Gouverneur.
  • In dem Swing State tritt Mark Robinson für die Republikaner an, der ein klassischer MAGA-Vertreter ist und von Donald Trump unterstützt wird.
  • Nun wird berichtet, dass Robinson unter dem Namen «minisoldr» im Forum der Porno-Website «Nude Africa» geschrieben hat.
  • Robinson bezeichnet sich darin als «schwarzer Nazi», beleidigt den Bürgerrechtler Martin Luther King, bekundet, er würde sich Sklaven kaufen, wenn das ginge und lobt Trans-Pornos.
  • Es hagelt Kritik an Robinson, doch seine Partei hält zu ihm – noch jedenfalls.

Für Donald Trump ist Mark Robinson wie «Martin Luther King auf Anabolika»: Wenn die USA am 5. November eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten wählen, will der 56-Jährige gleichzeitig das Amt des Gouverneurs von North Carolina erobern.

North Carolina ist ein wichtiger Swing State: 16 Wahlleute entsendet der Bundesstaat in das Electoral College, das bestimmt, wer ins Weisse Haus einzieht. 2020 lag dort Donald Trump vor Joe Biden – mit 74'483 mehr Stimmen oder 1,34 Prozent Vorsprung.

Mark Robinson (links) und Donald Trump am 21. August in Asheboro, North Carolina.
Mark Robinson (links) und Donald Trump am 21. August in Asheboro, North Carolina.
Bild: Keystone

North Carolina ist also ein wichtiger Baustein für einen Wahlsieg Donald Trumps, doch der bekommt nun Gegenwind durch den eigenen Mann: Mark Robinson macht jede Menge negative Schlagzeilen. Dabei sind die Wählenden schon einiges von ihm gewohnt.

Über den Marvel-Film «Black Panther» sagte der schwarze Politiker einst, er sei «von einem agnostischen Juden kreiert und von satanischen Marxisten verfilmt» worden. Robinson hat sich auch zum Holocaust geäussert: «Diese Dummheit, dass Hitler MILLIONEN von Juden entwaffnet hat und in Konzentrationslager marschieren liess, ist Quatsch.» 

Der «schwarze Nazi» von «Nude Africa»

Dass Robinson keine Homosexualität, Transgeschlechter, Feministinnen und Abtreibung mag, passt in das Bild. Doch der neueste Skandal droht nun, sein Image nachhaltig zu beschädigen: Ein «schwarzer Nazi», der «Mein Kampf» lobt, während er im Forum der Website «Nude Africa» davon schwärmt, wie er als 14-Jährige als Spanner unterwegs war, dürfte bei der konservativen Wählerschaft gar nicht gut ankommen.

Was ist passiert? CNN lässt die Bombe am 17. September platzen. Die Journalisten haben im Forum der Porno-Website «Nude Africa» gestöbert und verstörende Kommentare des Users «minisoldr» entdeckt, die aus dem Zeitraum zwischen 2008 und 2012 gepostet wurden. «Ich bin ein schwarzer Nazi», heisst es etwa im Oktober 2010.

Hinter dem User, der sich selbst «Perv» für Perverser nennt, steckt Robinson, ist CNN sicher. Er habe den Namen «minisoldr» bei anderen Websites wie YouTube oder X benutzt: Sein Klarname sei ebenfalls bei «Nude Africa» hinterlegt. 

«Ich würde sicher ein paar Sklaven kaufen»

«minisoldr» berichtet im Forum, wie er als 14-Jähriger auf eine Leiter geklettert ist, um in eine Frauen-Dusche hineinzuspähen und bekundet seine Vorliebe für Trans-Sex. Im Dezember 2010 schreibt er mit Blick auf Prominente, die Abtreibungen vorgenommen haben: «Ist mir egal. Ich will nur das Sextape sehen.»

Martin Luther King Jr. (MLK) nennt er einen «kommunistischen Bastard» – und «minisoldr» wird sogar vorgeworfen, ein Verfechter der Vorherrschaft der Weissen zu sein. «Ich bin nicht im KKK [Ku-Klux-Klan]. Sie lassen Schwarze nicht beitreten. Wenn ich im KKK wäre, hätte ich [MLK] Martin Lucifer Koon genannt.» Koon ist ein abfälliger Begriff für Schwarze.

«Die Sklaverei ist nicht schlimm», gibt «minisoldr» weiter zum Besten. «Einige Leute müssen Sklaven sein. Ich wünschte, sie würden [die Sklaverei] zurückholen. Ich würde sicher ein paar Sklaven kaufen.» 2012 schreibt der User mit Blick auf Barack Obama: «Ich würde Hitler jedem Scheiss vorziehen, der jetzt in Washington ist.»

Republikaner halten sich bedeckt

Während CNN schlüssig belegen kann, dass «minisoldr» und Mark Robinson ein und dieselbe Person sind, dementiert dessen Team den Bericht – zwei Tage, nachdem der US-Sender um eine Stellungnahme gebeten hat. Die Enthüllungen kommen für die Republikaner 42 Tage vor der Wahl zur Unzeit.

Die Reaktionen in seiner Partei sind unterschiedlich: Donald Trump soll zwar einen gemeinsamen Auftritt in Wilmington, North Carolina abgesagt haben, doch seine Unterstützung für Robinson will der New Yorker laut «NBC News» nicht zurückziehen. Auch sein designierter Vize James David Vance hält sich bei dem Thema bedeckt.

Andere Parteigrössen gehen vorsichtig auf Distanz. Lindsey Graham, Senator aus South Carolina, sagt, dass Robinson kein Amt antreten kann, wenn sich die Anschuldigungen als wahr herausstellten. Tom Cotton, Senator aus Arkanasas, meint, Robinson «schuldet den Leuten aus North Carolina mehr Antworten» in der Sache.

Frauen sollen ihre Leisten «unter Kontrolle bekommen»

Der Skandal um den «schwarzen Nazi» wird für die Republikaner aber zusehends zum Problem. Einige Top-Leute sollen Robinsons Wahlkampf-Team nach den Enthüllungen verlassen haben. Gleichzeitig tauchen alte Geister aus der Vergangenheit wieder auf.

In einem Video von 2020 redet der Gouverneurskandidat über die früheren Rassen-Gesetze der USA: «Während Jim Crow haben es die Schwarzen in diesem Land am besten gehabt», sagt Robinson. Zwei Jahre später tritt der Politiker in der Hilltop Baptist Church in Thomasville, North Carolina auf und spricht über Gleichberechtigung.

«Warum nutzt ihr nicht den Aufbau eures Bewusstseins und Aufbau eurer Berechtigung, um euch auf diese Region hier unten zu konzentrieren», sagt Robinson, fasst sich in den Schritt und fordert mit Blick auf die Leistengegend der Frauen: «Bekommt das unter Kontrolle.»

Gibt Skandal in North Carolina den Ausschlag?

Der politische Gegner schlägt aus dem Skandal bereits Kapital. Ein Clip von einem Wahlkampfauftritt von Tim Walz wurde auf X knapp drei Millionen Mal angesehen: Kamala Harris' designierter Vize spricht in Allentown, Pennsylvania darüber, wie die Stahlindustrie in Minnesota dazu beigetragen hat, den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen.

«Wir haben Leute, die Gouverneur werden wollen und stolz darauf sind, sich selbst Nazi zu nennen», lautet Walz' Quintessenz. Auch Harris Kampagne und der republikanische Anti-Trump Super-PAC The Lincoln Project haben Robinson nun ins Visier genommen.

Auch ganz normale Bürgerinnen und Bürger machen ihrem Unmut Luft: Die Causa dürfte nicht nur die Gouverneurswahl beeinflussen, sondern auch die Präsidentschaftswahl. Und das könnte ausschlaggebend sein: Donald Trump liegt in North Carolina derzeit 0,1 Prozent vor Kamala Harris.