Verbindung zur Fussball-EMDeutsche Fahnder fassen mutmasslichen IS-Unterstützer
dpa/tgab
9.6.2024
Ein Mann soll Geld via Kryptobörse an einen IS-Ableger überwiesen haben – nun sitzt er in Untersuchungshaft. Viele Einzelheiten sind noch unklar. Offenbar gibt es aber auch eine Verbindung zur Fussball-EM.
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09.06.2024, 18:25
Gabriela Beck
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Deutsche Fahnder haben am Flughafen Köln/Bonn einen Mann gefasst, der über eine Kryptowährungsbörse Geld auf ein Konto der Terrorgruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan ISPK übermittelte.
Gegen den Mann wird wegen des Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Er sitzt seit Freitagabend in Untersuchungshaft.
Der Mann hatte sich als Ordner und Sicherheitskraft für EM-Veranstaltungen beworben, war jedoch durchgefallen.
Die Bundesanwaltschaft hat in Nordrhein-Westfalen einen mutmasslichen IS-Unterstützer festnehmen lassen. Der Verdächtige sei am Freitag am Flughafen Köln/Bonn gefasst worden, teilte ein Sprecher der Karlsruher Behörde am Samstag auf Anfrage mit. Die Ermittler werfen dem Mann mit deutsch-marokkanisch-polnischer Staatsangehörigkeit vor, im September 2023 über eine Kryptowährungsbörse insgesamt fast 1700 US-Dollar auf ein Konto der Terrorgruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) übermittelt zu haben.
Gegen den Verdächtigen wird den Angaben nach wegen des Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Verstössen gegen Aussenwirtschaftsgesetz ermittelt. Gegenstand des Haftbefehls seien die Geldzahlungen, sagte der Sprecher. Ob der Mann von dem Flughafen ins Ausland reisen wollte, blieb ebenfalls offen. Der mutmassliche Terrorunterstützer wurde dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt. Er sitzt seit Freitagabend in Untersuchungshaft.
Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung über den Fall berichtet – und auch über eine Verbindung zur anstehenden Fussball-Europameisterschaft in Deutschland. Den Bericht wollte der Sprecher der Bundesanwaltschaft nicht kommentieren. Auch weitere Einzelheiten zu dem Fall liess er offen.
Mögliche Verbindung zur Europameisterschaft
Nach dpa-Informationen hat sich der Mann als Ordner und Sicherheitskraft für sogenannte Nebenveranstaltungen («Side Events») ausserhalb der Fussball-Stadien beworben, also unter anderem für Public-Viewings. Bei der Kontrolle des Antrags, die jeder Bewerber durchlaufe, sei er durchgefallen, hiess es in Sicherheitskreisen. Vom 14. Juni bis zum 14. Juli finden in Deutschland insgesamt 51 EM-Spiele in zehn Städten statt.
Die Sicherheitslage während des Turniers wird aus einem eigens eingerichteten Polizei-Lagezentrum in Neuss in Nordrhein-Westfalen gesteuert. Dort sollen mehr als 600 Beamte aus dem In- und Ausland arbeiten.
Der Verdächtige soll dem «Bild»-Bericht zufolge auch versucht haben, sich für zwei weitere Grossveranstaltungen in Deutschland zu akkreditieren – ebenfalls ohne Erfolg. Seine Wohnung sei durchsucht worden. Die Ermittler stellten dort laut «Bild» Handys, Datenträger, Computer und «verdächtige Aufzeichnungen» sicher. Der Mann soll zu den Vorwürfen schweigen.
Terrorgruppe ISPK plante Anschläge in Europa
In den vergangenen Monaten war die Terrorgruppe ISPK immer wieder in Erscheinung getreten: Westliche Sicherheitsbehörden und Experten gehen davon aus, dass der ISPK für den Anschlag in Moskau am 22. März verantwortlich ist. Damals stürmten vier Männer ein Veranstaltungszentrum am Stadtrand, schossen um sich und legten einen Brand. Bei dem schlimmsten Terroranschlag in Russland seit Jahren kamen mehr als 140 Menschen ums Leben. Mehrere mutmassliche Terroristen und Hinterleute sitzen in Untersuchungshaft.
Im März waren zwei ISPK-Terrorverdächtige in Gera in Thüringen festgenommen worden. Die beiden Männer aus Afghanistan sollen als Reaktion auf Koran-Verbrennungen einen Anschlag auf das schwedische Parlament vorberietet haben. Zudem wird der IS-Ableger mit Anschlagsplänen an Weihnachten 2023 in Köln, Wien und Madrid in Verbindung gebracht.
Nach Erkenntnissen von Sicherheitsbehörden versuchen militante Islamisten im Vorfeld der Fussball-EM, Unruhe in Deutschland zu stiften. Aufrufe zu terroristischer Gewalt, die der ISPK veröffentlicht hatte, seien «Teil der fortgesetzten Propagandakampagne, die Unruhe schüren und Einzeltäter triggern soll», hiess es im Mai aus Sicherheitskreisen. Die Gruppe hatte zuvor auf einem ihrer Kanäle ein Bild in Videospiel-Optik veröffentlicht, das einen Mann in einem Stadion mit einer automatischen Waffe zeigt.