Soldaten besprachen Gräueltaten Deutscher Geheimdienst fängt Funk aus Butscha ab

afp/amo

7.4.2022

Ukrainer durchsuchen russisches Basislager bei Butscha

Ukrainer durchsuchen russisches Basislager bei Butscha

In einem Waldstück zwischen den Orten Butscha und Borodjanka bei Kiew hatte die russische Armee ein Basislager errichtet. Nach dem Abzug der Truppen durchsuchen ukrainische Soldaten die Hinterlassenschaften.

06.04.2022

Der Bundesnachrichtendienst hat offenbar Funksprüche russischer Militärs abgefangen. Diese liefern neue Erkenntnisse zu den Gräueltaten in dem Kiewer Vorort Butscha. 

afp/amo

7.4.2022

In der abgehörten Funk-Kommunikation würden Morde an Zivilisten in Butscha besprochen, einzelne Funksprüche sollen sich auch in Butscha fotografierten Leichen zuordnen lassen: Darüber informierte der BND nach Informationen des «Spiegel» vom Donnerstag bereits die zuständigen parlamentarischen Stellen in Berlin.

Die Aufnahmen des BND legen nach den Informationen des Magazins den Schluss nahe, dass es sich bei den Gräueltaten weder um Zufallstaten handele noch um Aktionen einzelner aus dem Ruder gelaufener Soldaten: Vielmehr lege das Material nahe, dass Morde an Zivilisten Teil des üblichen Handelns der russischen Militärs seien, möglicherweise seien sie Teil der Strategie. Es gehe darum, unter der Zivilbevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten und den Widerstand zu brechen.

In dem Ort Butscha waren nach dem Abzug russischer Militärs am Wochenende ein Massengrab und zahlreiche auf offener Strasse liegende Leichen entdeckt worden. Die russische Regierung dementierte vehement, dass russische Streitkräfte für diese Kriegsverbrechen verantwortlich seien. Moskau spricht von gefälschten Fotos und Videos. Die Abhör-Erkenntnisse des BND könnten die Dementis aus Moskau möglicherweise entkräften.

Der 9-jährige Thom steht vor einem zerstörten Militärfahrzeug der russischen Truppen in Butscha. 
Der 9-jährige Thom steht vor einem zerstörten Militärfahrzeug der russischen Truppen in Butscha. 
KEYSTONE/EPA/ATEF SAFADI

Im Einzelnen sollen zu den BND-Erkenntnissen laut «Spiegel» Funksprüche gehören, die zu Auffindeorten von Leichen passen, die entlang der Hauptstrasse gefunden wurden. So soll in einem Funkspruch ein Soldat einem anderen schildern, er und seine Kollegen hätten eine Person von ihrem Velo geschossen. Ein Bild eines Toten mit seinem Fahrrad ging um die Welt. In einem anderen Funkspruch soll ein Mann sagen: Man befrage Soldaten zunächst, dann erschiesse man sie, wie der «Spiegel» berichtete.