Angriff auf Moskau Die Drohnen schrammten nur knapp an Putins Residenz vorbei

Drohnenangriffe auf Kiew – und Moskau

Moskau ist am Dienstag mit mehreren Drohnen angegriffen worden. Unterdessen attackierte das russische Militär die ukrainische Hauptstadt Kiew zum dritten Mal binnen 24 Stunden.

30.05.2023

Der Drohnenangriff auf Moskau zeigt den russischen Eliten, dass sie im Krieg gegen die Ukraine nicht mehr sicher sind. Die Drohnen kamen sogar dem Anwesen von Kreml-Herrscher Wladimir Putin gefährlich nah.

«Scheisse, direkt neben unserem Haus! Vielleicht sollten wir von hier verschwinden», kommentierte ein Augenzeuge den Drohnenangriff auf Moskau. In der russischen Hauptstadt hatte die Flugabwehr am Dienstagmorgen mehrere Drohnen abgeschossen. Nach Angaben der Behörden wurden mehrere Häuser beschädigt und zwei Menschen verletzt.

Drohnen in MoskauDie Angriffe zeigen, wie verletzlich Putins Regime ist

Wie viele unbemannte Fluggeräte Moskau erreichten, ist nicht sicher. Die Behörden sprechen von acht Drohnen, Medien und Augenzeugen berichten von 20 bis 30. Auch woher die Drohnen kamen, ist noch immer unklar.

Prigoschin beschimpft untätige Militärs

Was allerdings klar ist: Die russische Elite wurde mit dem Angriff ins Mark getroffen. Dies nicht nur weil Russlands Falken verärgert sind. Die militärischen Hardliner kritisieren Präsident Wladimir Putin und die Armeeführung scharf, weil sie es versäumt hatten, das Machtzentrum des Kremls mehr als 500 Kilometer von der Frontlinie entfernt zu schützen.

Lagebild UkraineKiews Gegenoffensive «bloss ein weiterer Schritt in diesem Krieg»

Einer, der seinem Unmut besonders lautstark (und unflätig) Luft machte, ist Jewgeni Prigoschin. Der Chef der Söldner-Truppe Wagner ist in den letzten Wochen ohnehin nicht als Leisetreter aufgefallen, in einer mit Schimpfwörtern gespickten Erklärung auf seinem Telegram-Kanal richtete er laut «The Independent» nun aber besonders deutliche Worte an Russlands hochrangige Militärs: «Warum zum Teufel erlauben Sie diesen Drohnen, nach Moskau zu fliegen? Wen kümmert es schon, dass sie zu euren Häusern in Rubljowka fliegen! Lasst eure Häuser brennen!»

Ganz nah dran an Moskaus Eliten

Auffällig an dem Angriff ist, dass die Drohnen vor allem im Südwesten Moskaus auftauchten: Ihr Ziel war offenbar eine Militärbasis in einem der Vororte. Diese wurde aber weniger wegen ihrer militärischen Bedeutung ausgewählt, sondern wegen ihrer Lage, mutmasst der ukrainische Youtube-Kanal «Reporting from Ukraine».

Ganz in der Nähe befindet sich der Nobelstadtteil Rubljowka, der einst als teuerstes Wohngebiet der Welt galt. In der Ansammlung von abgeschirmten und bewachten Wohnanlagen in den Wäldern westlich von Moskau residiert Moskaus Elite, über deren Häuser die Drohnen flogen.

Laut «Spiegel» haben dort unter anderem Premierminister Michail Mischustin und Putin-Vertraute wie die Geschäftsmänner Arkadij und Boris Rotenberg sowie Rosneft-Chef Igor Setschin ihre Anwesen. Auch Scharfmacher Dmitri Medwedew, ehemals Premieminister und Präsident Russlands, soll dort ein Haus besitzen.

Drohnen näherten sich Putins Residenz

Nicht zuletzt ist Wladimir Putins eigene Vorstadtresidenz Nowo-Ogarjowo nicht weit. Eine der Drohnen soll nach dem Abschuss weniger als drei Kilometer von Putins Haus entfernt explodiert sein.

Im Krieg gegen die Ukraine hat der Kreml bislang immer wieder den «normalen Moskauer Alltag» hervorgehoben: Tod und Leid sind Hunderte Kilometer weg. Jetzt aber hat der Krieg Moskau erreicht. Von einem normalen Alltag kann keine Rede mehr sein. Das haben Putin und Co. spätesten seit dem Drohnenangriff aus allernächster Nähe erfahren.