Ein möglicher US-Truppenabzug beunruhigt Afghanistan, die Welt wundert sich über Donald Trumps Geschichtsverständnis und Indien wird im Weissen Haus lächerlich gemacht.
Die USA überlegen, Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Das bestätigte US-Vizepräsident Mike Pence in einem Interview von «Fox News». Auf die Frage, ob die USA von einer weiteren Truppenpräsenz in Afghanistan profitieren würden, sagte Pence: «Der Präsident ist dabei, das zu bewerten, während wir sprechen.»
Mehrere US-Medien hatten Ende Dezember berichtet, US-Präsident Donald Trump plane, etwa die Hälfte der rund 14'000 in Afghanistan stationierten US-Soldaten abzuziehen. Allerdings gab es bisher keine offizielle Bestätigung dafür. Die Berichte hatten Sorge in Afghanistan sowie bei den Nato-Bündnispartnern ausgelöst.
Schweres Geschütz im Weissen Haus
Trump hatte einen Tag zuvor am Rande einer Kabinettssitzung im Weissen Haus Staaten in der Region aufgerufen, sich stärker militärisch in Afghanistan zu engagieren. «Warum ist Russland nicht da, warum ist Indien nicht da, warum ist Pakistan nicht da?», fragte er. «Wieso sind wir dort, obwohl wir 6000 Meilen weit entfernt sind.»
Afghanistan – 17 Jahre Krieg:
17 Jahre Krieg und kein Ende: Viele Afghanen geben den USA die Schuld
Neben der afghanischen Armee sollen 15'000 ausländische Soldaten für Frieden am Hindukusch sorgen – doch fast täglich wird Afghanistan von Terroranschlägen erschüttert.
Afghanische Soldaten trainieren eine Gefangennahme. Nach 17 Jahren Krieg kontrollieren die Taliban wieder die Hälfte des Landes, und die Sicherheitslage ist schlechter als je zuvor.
«Wir haben nach den Taliban etwas Gutes erwartet, aber stattdessen wird es jeden Tag schlimmer», sagt Hamidullah Nasrat links), der auf dem Hauptbasar in Kabul Stoffe verkauft.
Jawad Mohammadi, ein Veteran der afghanischen Sicherheitskräfte, verlor 2015 beide Beine beim Tritt auf eine Landmine. Auch die US-Amerikaner zahlten mit 2400 gefallenen Soldaten einen hohen Blutzoll für ihren bisher längsten Krieg.
Hamid Karsai, der von 2001 bis 2014 Afghanistans Präsident war, führt das Andauern des Krieges auf das Versagen der USA bei der Beseitigung von Taliban-Zufluchtsorten in Pakistan, das Bombardieren afghanischer Dörfer und die Festnahmen von Einheimischen bei Razzien zurück.
Mohammed Ismail Kassimjar, der Afghanistans Hohem Friedensrat angehört, wundert sich, warum es den zeitweise 150'000 US- und Nato-Kräften im Land zusammen mit Hunderttausenden afghanischen Soldaten nicht gelungen ist, wenige zehntausend Taliban zu besiegen: «Entweder wollten sie es nicht oder sie konnten es nicht».
Afghanen, die in der jüngsten Zeit an den Frontlinien gegen die Taliban eingesetzt waren, klagen über fehlerhafte Ausrüstung und mangelnden Nachschub.
Insgesamt sei die Moral in den Streitkräften auf einem Tiefpunkt, und viele Soldaten äusserten jetzt Sympathien für die Taliban, schildert Tamim Darwesch, der fast fünf Jahre in der Provinz Helmand diente. Selbst völlig frustriert, kehrte er dieses Jahr nach einem Urlaub nicht zur Truppe zurück - und schlägt sich jetzt als Tagelöhner durch.
Die Sowjetunion sei in den 80ern wegen ihrer Besetzung des Landes bankrott gegangen. «Der Grund für den Einmarsch war, dass Terroristen nach Russland gegangen sind», führte der US-Präsident aus und ergänzte mit Blick auf den Kreml: «Sie hatten das Recht, dort zu sein.»
Auch Washington habe Milliarden in das Land investiert. «Und wie hat sich [unser General] in Afghanistan geschlagen? Nicht so toll.» Er plädiere dafür, die Taliban mit dem so genannten IS um die Macht kämpfen zu lassen und sich rauszuhalten, so Trump. Warum lasst Ihr sie nicht kämpfen? Warum müssen wir dazwischengehen?»
Bei der Gelegenheit äusserte sich der 72-Jährige auch zu Indiens Engagement in Afghanistan. Unter dem Strich sagte der Republikaner, die Bemühungen seien quasi Peanuts. «[Der indische Premier] erzählt mir dauernd, dass sie eine Bücherei in Afghanistan gebaut haben. Das ist [ein Bruchteil] von dem, was wir investiert haben. Ich habe keine Ahnung, wer sowas in Afghanistan nutzt, aber egal ...»
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