Maria Butina Die Spionin, die Mann liebte – und wer in Washington deswegen nun zittert

AFP/phi

20.7.2018

Sie habe der weltberühmt gewordenen Spionin Anna Chapman die Schau gestohlen, lobte ihr Vorgesetzter. Das FBI bereitete Maria Butinas Geheimdienstkarriere  jedoch ein jähes Ende – und wird nun einige einflussreiche Amerikaner ins Visier nehmen, die der Agentin halfen.

Auf Fotos in den Online-Netzwerken posiert die rothaarige Russin mit Schnellfeuergewehren und anderen Waffen, auf manchen trägt sie dazu einen Cowboyhut. Andere Bilder zeigen sie mit US-Politikern und -Lobbyisten. Die Fotos finden derzeit in den USA viel Aufmerksamkeit. Denn inzwischen sitzt Maria Butina im Gefängnis. Die 29-Jährige ist angeklagt, als Undercover-Agentin konservative Kreise in den USA infiltriert zu haben.

Butina soll an einer «Verschwörung» der russischen Regierung zur verdeckten Einflussnahme auf die US-Politik beteiligt gewesen sein. Fest steht, dass sie sich ein weitverzweigtes Netzwerk aufgebaut hatte. Dazu setzte sie eine Vielzahl von Mitteln ein – ihre Waffenliebe, ihre guten Englischkenntnisse, ihr offenbar kontaktfreudiges Wesen. Und wohl auch Sex.

«Notwendige» Beziehung zu Republikaner-Berater

Die schwer auf der Präsidentschaft von Donald Trump lastende Affäre um verdeckte russische Einmischungen in die US-Politik wird durch die junge Russin um einen mit pikanten Details gespickten Handlungsstrang erweitert. In Washington lebte Butina mit einem Republikaner zusammen. Der in der Anklage nicht identifizierte Mann ist laut US-Medienberichten der 56-jährige Politikberater Paul Erickson.

Die angebliche Agentin Butina bringt Berater Paul Erickson in die Bedrouille.
Die angebliche Agentin Butina bringt Berater Paul Erickson in die Bedrouille.
Screenshot: YouTube/C-Span

Die angebliche Agentin benutzte ihren deutlich älteren Liebhaber den Ermittlungen zufolge als Türöffner, um Zugang zu Politikern zu bekommen. Emotional sonderlich zugeneigt war sie ihm offenbar nicht. In beschlagnahmten Dokumenten äussere sie sich abschätzig über das Zusammenleben mit dem Mann, berichtet ein Ermittler der Bundespolizei FBI. Die Beziehung sei für sie nur ein «notwendiger Aspekt ihrer Aktivitäten» gewesen. Auch habe sie parallel einer anderen Person Sex angeboten, um dafür Zugang zu einer Lobbyistenorganisation zu bekommen.

«Anna Chapman die Schau gestohlen»

Auf die US-Öffentlichkeit übt die Russin bereits eine ähnlich faszinierende Wirkung aus wie einst Anna Chapman, die 2010 aufgeflogene – und ebenfalls rothaarige – Spionin im Diensten des Kreml. Auch der Funktionär, der Butinas Aktivitäten steuerte, zog diesen Vergleich: «Fragen deine Verehrer schon nach deinem Autogramm? Du hast Anna Chapman die Schau gestohlen», schrieb er einem Gerichtsdokument zufolge an sie.

Zeiten ändern sich: 2010 wurde Anna Chapman noch in den USA verhaftet, 2012 engagiert man sie dagegen in der Türkei als Laufsteg-Model.
Zeiten ändern sich: 2010 wurde Anna Chapman noch in den USA verhaftet, 2012 engagiert man sie dagegen in der Türkei als Laufsteg-Model.
Bild: Keystone

Bei diesem von den Behörden ebenfalls nicht namentlich benannten Funktionär handelt es sich zweifellos um Alexander Torschin, einen Unterstützer von Präsident Wladimir Putin und Vizepräsident der russischen Zentralbank. Mit Torschin war Butina oft in den USA unterwegs und machte sich vor allem bei der Waffenlobby NRA stark.

Die Waffen einer Frau

Die aus der Stadt Barnaul in Westsibirien stammende Frau hatte sich bereits in ihrer Heimat für die Waffenrechte eingesetzt. So ergab sich wohl auch der Kontakt zu Torschin, der ebenfalls Waffen liebt. Er heuerte sie 2011 als Assistentin an. Später reiste Butina mehrfach in die USA, bevor sie sich 2016  mit einem Studentenvisum in Washington niederliess.

В оружейном магазине. Израиль, Тель-Авив.

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Dort machte sie kürzlich an der American University einen Master-Abschluss in internationalen Beziehungen. An der Uni erzählte sie relativ offen herum, dass sie eine Putin-Connection habe. In rechtsgerichteten Zirkeln wurde die gesellige Russin weit herumgereicht. Neben der NRA besuchte sie etwa die Aktivistenkonferenz CPAC und das Nationale Gebetsfrühstück in Washington. Sie lernte republikanische Gouverneure kennen und auch Donald Trump junior, den Sohn des heutigen Präsidenten.

Die US-Waffenlobby NRA

Treffen mit Trump vor drei Jahren

Maria Butina hatte auch eine denkwürdige Begegnung mit Trump senior. Bei einer Veranstaltung im Juli 2015 in Las Vegas fragte sie den Präsidentschaftsbewerber, ob er die Russland-Sanktionen fortsetzen wolle. Er denke, dass er mit Putin «sehr nett» auskommen werde und die Sanktionen nicht gebraucht würden, antwortete Trump. Die so entlockte Aussage des Kandidaten wurde in Moskau zweifellos mit Wohlgefallen aufgenommen.

Auch Donald Trump Jr. wird sich kritische Fragen gefallen lassen müssen: Der Sohn des Präsidenten traf Torschin und Butina 2016 auf einer NRA-Veranstaltung in Kentucky.
Auch Donald Trump Jr. wird sich kritische Fragen gefallen lassen müssen: Der Sohn des Präsidenten traf Torschin und Butina 2016 auf einer NRA-Veranstaltung in Kentucky.
Bild: Keystone

Torschin war von seiner Mitarbeiterin offenkundig begeistert. «Dein politischer Stern ist am Himmel gestiegen», schrieb er laut Ermittler. Nun ist dieser Stern abgestürzt und dürfte bald verglühen: Eine Freilassung auf Kaution wurde der Angeklagten verwehrt, der nun eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren droht.

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Auch die Angeklagte im Jahre 2017 in einem Interview gesagt hat, sie würde nicht für die  russische Regierung arbeiten, legt sich das Aussenministerium nun mächtig für Butina ins Zeug. Unter dem Hashtag #FreeMariaButina soll sich die Twitter-Gemeinde für die Beschuldigte stark machen. Ob das einen US-Richter beeindrucken kann, darf allerdings getrost bezweifelt werden.

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