DeutschlandDie Türkei stärkt ihre Rüstungsindustrie – Produktvorführung im Kampf
SDA
1.1.2021 - 13:47
Reden vor Vertretern der heimischen Rüstungsindustrie dürften dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Freude bereiten. Die türkische Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise – aber in dieser Branche können noch Versprechen gemacht werden. «Wir werden der Verteidigungsindustrie weiterhin jegliche Unterstützung zukommen lassen», sagte Erdogan im November auf einer Veranstaltung eines türkischen Rüstungskonzerns. Die Türkei ist nach einer Einschätzung des Friedensforschungsinstituts Sipri einer der weltweit aufstrebenden Waffenexporteure. Der massive Ausbau der Rüstungsindustrie ist Teil einer grösseren Strategie – und Teil einer immer offensiveren Aussenpolitik.
Ein Aspekt dabei: Die immens gestiegenen Ausgaben für das eigene Militär. Zwischen 2015 und 2019 stiegen die Ausgaben nach Zahlen der Stiftung Wissenschaft und Politik um 69 Prozent. Der Umsatz der Rüstungsindustrie sei von einer Milliarde im Jahr 2002 auf 11 Milliarden im Jahr 2020 angewachsen.
Die türkische Industrie stellt dabei eine breite Palette an Produkten her – und die Verbindungen zur Regierung sind offensichtlich. Die beliebteste Kampfdrohne Bayraktar TB2 produziert ein Unternehmen, das einem Schwiegersohn Erdogans gehört. Ein weiterer wichtiger Akteur ist nach Angaben von Hürcan Asli Aksoy, stellvertretende Leiterin des Centrums für angewandte Türkeistudien (CATS) an der Stiftung Wissenschaft und Politik, die Firma Sadat. Ihr Chef ist ein ehemaliger Berater des Präsidenten.
Türkische Waffen und türkisches Know-How werden laut Hüseyin Bagci, Professor am Institut für Internationale Beziehungen der Universität Odtü in Ankara, auf quasi jeden Kontinent exportiert. Die Küstenwache in Nigeria etwa patrouilliere mit türkischer Ausstattung, auch jene von Somalia bekomme Training und Equipment vom türkischen Militär.
Doch was macht die Waren aus der Türkei so beliebt? «Preis und Qualität», sagt Bagci. Türkische Drohnen etwa seien deutlich billiger als die aus den USA – und im Gegensatz zu Israel etwa habe die Türkei Testfelder für ihre Waffen. Der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Südkaukasusregion Berg-Karabach sowie der Krieg in Libyen habe den Akteuren der türkischen Militärindustrie Erfahrungen von unschätzbarem Wert eingebracht, sagt Can Kasapoglu vom Zentrum für Wirtschaft und Aussenpolitik Edam in Istanbul.
Seit 2016 hat die Türkei mit mehreren Militäroffensiven in Nordsyrien aktiv in den dortigen Bürgerkrieg eingegriffen. Am 2. Januar 2020 stimmte das türkische Parlament dann für einen Militäreinsatz in Libyen – acht Jahre nach Beginn des Bürgerkrieges. Ankara unterstützt dort die international anerkannte Regierung von Fajis al-Sarradsch – mit militärischer Ausstattung und Personal. Der Türkei geht es um Einfluss in der Region, aber auch um Erdgasvorkommen im Mittelmeer.
Erfolge in den Konflikten sind gleichzeitig Eigenwerbung: Das türkische Eingreifen in Libyen hat das Kräfteverhältnis massgeblich zugunsten Al-Sarradschs beeinflusst, in Syrien haben türkische Kampfdrohnen Regierungstruppen zurückgedrängt, im jüngsten Krieg um Berg-Karabach wird davon ausgegangen, dass besonders türkische Drohnen dem «Bruderstaat Aserbaidschan» zum Sieg verholfen haben. Zunehmend aggressiv» nennt Aksoy die türkische Aussenpolitik. Als eine natürliche Reaktion auf die regionalen Verhältnisse bewertet hingegen Bagci die türkische Strategie.
Selbstversorger ist das Land in Sachen Waffen noch nicht. Besonders auf Deutschland sei man angewiesen, sagt Bagci. Mit Blick auf die Marine sei Berlin wichtiger Partner. Die Türkei hat im vergangenen Jahr Kriegswaffen für 344,6 Millionen Euro aus Deutschland erhalten – das ist mehr als ein Drittel der deutschen Kriegswaffenexporte.
Die Bedeutung einer starken türkischen Marine wird besonders im Konflikt um Erdgaserkundungen im östlichen Mittelmeer deutlich. Hier liegt die Türkei unter anderem mit Griechenland und Zypern über Grenzfragen im Streit. Ihre Forschungsschiffe lässt sie symbolträchtig von Kriegsschiffen eskortieren.
Doch wie geht dieser Ausbau mit einer tiefen Wirtschaftskrise zusammen? «Die Überdehnung ist da», urteilt Bagci. «Auf lange Sicht ist das ökonomisch nicht haltbar», meint Aksoy. «In Libyen zum Beispiel verkauft das Militär Waffen, da verdient die Türkei. Aber im Nordirak oder in Nordsyrien ist es kostspielig, weil hier türkische Truppen im Einsatz sind.» Trotzdem glaubt Aksoy, die Türkei werde «ein gefährlicherer Akteur».
Erdogan jedenfalls machte zuletzt erneut seine Prioritäten deutlich: «Die Verteidigungsindustrie ist kein Sektor, der Stagnation verträgt. Wir müssen weitermachen, um noch bessere Produkte zu entwickeln.»
Deutsche Ministerin will in Kiew Winterhilfe übergeben
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) ist zu einem neuen Besuch in der Ukraine eingetroffen. Russlands Ziel sei es, die Energieversorgung zu treffen, damit die Menschen in der Kälte in der Dunkelheit sitzen.
«Deswegen haben wir hier noch einmal zusätzliche Mittel mobilisiert, die helfen, die Energieversorgung hier jetzt wieder aufzubauen»
12.12.2024
Medienberichte: Trump hat Xi zur Amtseinführung eingeladen
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zur Teilnahme an seiner Amtseinführung am 20. Januar in Washington eingeladen. Das berichtete der US-Sender CBS News am Mittwoch unter Berufung auf mehrere Insider. Xi wurde offenbar schon Anfang November eingeladen, kurz nach den Präsidentschaftswahlen am 5. November. Es sei aber nicht klar, ob Xi die Einladung auch angenommen habe, hiess es weiter.
12.12.2024
USA: Erfolgreicher Test zum Abfangen ballistischer Raketen vor Guam
Laut Angaben des Pentagons konnte ein Erfolg bei der Entwicklung der US-Verteidigungsfähigkeit gefeiert werden. Wie das Militär am Dienstag mitteilte, war es der Missile Defense Agency bei einem Test vor der im westlichen Pazifik gelegene Insel Guam gelungen, erstmals eine luftgestützte Mittelstreckenrakete abzufangen. Das US-amerikanische Aussengebiet Guam ist ein strategischer und militärischer Aussenposten, der näher an China als an Hawaii liegt. Guam spielt eine wichtige Rolle in der Region, unter anderem auch bei der Abschreckung potenzieller Gegner. Der erfolgreiche Test des US-Militärs unterstreicht das Bemühen des Pentagons, Guams Verteidigung auch gegen eine wachsende Bedrohung durch Raketenbeschuss zu stärken.
12.12.2024
Deutsche Ministerin will in Kiew Winterhilfe übergeben
Medienberichte: Trump hat Xi zur Amtseinführung eingeladen
USA: Erfolgreicher Test zum Abfangen ballistischer Raketen vor Guam