US-Plan begeistert Kreml-PropagandaDie Ukraine wird «aufgeteilt, wie einst Polen aufgeteilt worden ist»
Philipp Dahm
14.4.2025
US-Sondergesandter trifft Putin – Kreml: Wird Treffen zwischen Putin und Trump geben
Moskau, 13.04.2025: Gespräche mit Putin: Kremlsprecher Dmitri Peskow äussert sich nach dem Besuch des US-Sondergesandten Steve Witkoff beim russischen Präsidenten Wladimir Putin positiv über den Wiederaufbau der bilateralen Beziehungen.
«Im Grunde geht alles sehr gut voran», das sagt Peskow dem russischen Staatsfernsehen.
Er sagt auch, dass es ein Treffen Putins mit US-Präsident Donald Trump geben werde. Es seien nach Jahren der Zerstörung der Beziehungen aber keine schnellen Ergebnisse zu erwarten, alles müsse wieder aufgebaut werden.
Der US-Sondergesandte Witkoff hatte am Freitag in St. Petersburg mehr als vier Stunden lang mit Putin unter anderem über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gesprochen.
14.04.2025
Der US-Gesandte für die Ukraine spricht in einem Interview über eine Aufteilung der Ukraine – nach dem Vorbild von Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Die russische Propaganda greift die Idee dankbar auf.
«Welches Schicksal erwartet die Ukraine?», fragt Moderatorin Margarita Simonjan in «Das Recht, zu wissen!» auf dem russischen Sender TWZ. Hinter der Propaganda-Show steckt die Firma M-Productions von Margarita Schitnitskaja, die auch einschlägige Sendungen wie «Abend mit Wladimir Solowjow» zu verantworten hat.
«Die Ukraine erwartet gar kein Schicksal», fährt die 45-Jährige fort. «Die Gebiete, die ukrainisch waren, werden aufgeteilt, wie einst Polen aufgeteilt worden ist. Wir nehmen jeden Ort, an dem sie froh sind, uns zu sehen. Dazwischen wird es eine Pufferzone geben, damit die, die uns nicht willkommen heissen, keine bösen Sachen mit jenen machen, die froh sind, uns zu haben.»
Wladimir Putin zeichnet am 20. Dezember 2022 Margarita Simonjan im Kreml mit dem Orden der Ehre aus.
KEYSTONE
Und was ist mit dem Teil, der nicht russisch und keine Pufferzone ist? «Er wird [auch] von jemandem aufgeteilt werden – so oder so», erklärt Simonjan ihrem Publikum. Ob nun durch eine offizielle Annexion oder ein grausames Protektorat, das [den Ukrainern] den Arm umdreht – die Art, auf die sie es im Westen gerne machen.»
Diese Zonen schweben Kellog vor
Es ist kein Zufall, dass sich Russlands Propaganda mit dem Thema beschäftigt: Die Vorlage für den Gewaltschuss kommt ausgerechnet aus den USA. Keith Kellog legt für den Kreml auf: Der Amerikaner ist offiziell der US-Gesandte für die Ukraine, obwohl Donald Trumps Freund Steve Witkoff alle Gespräche mit Wladimir Putin führt.
Ex-Generalleutnant Kellog hat am 11. April mit der britischen «Times» den Stein ins Rollen gebracht: In dem Interview schlägt der 80-Jährige eine Teilung der Ukraine vor: «Es könnte fast so aussehen wie in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg, als es eine russische, eine französische, eine britische und eine US-amerikanische Zone gab.»
Ukraine could be divided "almost like Berlin after World War II" under a peace deal, says Kellogg.
"Postwar map" of Ukraine according to Keith Kellogg's theory, in which Russia holds the east and south of Ukraine, while the Ukrainian armed forces control the western part, — The… pic.twitter.com/RQkbnMAvcB
Wie könnte so eine Ukraine für Kellog aussehen? Ihr grösster Teil umfasst das Gebiet westlich des Dnipro, in dem Kiew von französischen und britischen Soldaten unterstützt werden könnte. Östlich des Dnipro wäre die Ukraine alleine verantwortlich – und Russland bekäme die vier Regionen, deren Einnahme eines der erklärten Kriegsziele ist.
Zwischen den Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson würde eine demilitarisierte Zone ausgerufen werden, die zu beiden Seiten der neuen Grenze 29 Kilometer hinausgeht. Kiew würde die grossen Städte Cherson und Saporischschja verlieren – und in diesen beiden Oblasten hätten die Russen zudem einen Brückenkopf am westlichen Dnipro-Ufer.
«Überhaupt nicht provokativ»
Die Briten und Franzosen im westlichen Teil wären für Moskau «überhaupt nicht provokativ», glaubt Kellog: «Man ist westlich des [Dnipro], der ein grosses Hindernis ist. Und man hat eine demilitarisierte Zone, die man überwachen kann, und man hat diese Feuerverbotszone. Das kannst du ganz einfach überwachen.»
Rechnet Kellog mit Verletzungen dieses Grenzverlaufs? «Wahrscheinlich, denn die gibt es immer», sagt der Ex-Militär der «Times». Nach dem Interview rudert Kellog jedoch zurück: Er habe bloss über mögliche Zuständigkeiten alliierter Truppen und mitnichten von einer Teilung des Landes gesprochen, versichert er nachträglich auf X.
The Times article misrepresents what I said. I was speaking of a post-cease fire resiliency force in support of Ukraine’s sovereignty. In discussions of partitioning, I was referencing areas or zones of responsibility for an allied force (without US troops). I was NOT referring… https://t.co/wFBcEVjxtO
Doch der Schaden ist angerichtet: Die liberale US-Website «Daily Kos» nennt den Vorstoss ein «Kriegsverbrechen», «Euromaidan Press» aus Kiew meint, Putin selbst hätte die Karte auch so gezeichnet wie Kellog – und auch die staatliche russische Nachrichtenagentur «Tass» greift das Thema auf: Eine Aufteilung in «Kontrollzonen» sei eine Option, aber auch gefährlich.
«Wir haben die Armee, die Marine und den Telegram-Kanal von Medwedew»
Das sagt zumindest der russische Sonderbotschafter Rodion Miroshnik mit Blick auf westliche Truppen westlich des Dnipros. Kiew würde seine Truppen sammeln, den bisherigen Krieg analysieren, sich vorbereiten und «wieder Zehntausende von Truppen durch Grossbritannien aufpumpen und sie erneut an die Front entsenden», so der Russe in der TV-Show «Solowjow Live».
Das bringt uns zurück zu «Das Recht, zu wissen!» mit Margarita Simonjan: «Das passiert immer wieder, es ist so amüsant, es zu beobachten», sagt die Chefin des Senders RT. Sie glaube den Versprechungen westlicher Politiker nicht, dass sie sich nachhaltig für die Ukraine einsetzen.
«Wahrscheinlich liegt es an ihrem Bildungssystem, das seit Langem ein System der Unterhaltung und Psychotherapie für geistig Behinderte ist», führt Simonjan aus. «Deswegen haben die Wählenden [in den USA] die Art vom Gedächtnis und die Tiefe der Gedanken eines Goldfisches.»
In vier Jahren werde sich niemand mehr an die Ukraine erinnern. Und die letzten 30 Jahre hätten gezeigt, dass Russland international keine Geschäfte mache: Stattdessen habe man «die Armee, die Marine und den Telegram-Kanal von [Putins Kettenhund] Dmitri Medwedew».
#03: Trump – das ist nicht neutral: Wer solche Waffenruhe-Freunde hat, braucht keine Feinde
Donald Trump hat Druck gemacht – und erreicht, dass in Saudi-Arabien über eine Waffenruhe in der Ukraine verhandelt wird. Gleichmässig verteilt war dieser Druck allerdings nicht, wie dieses Video zeigt.