Von Hitler über Israel zu GottElon Musks Gespräch mit Alice Weidel in 3 Punkten
Philipp Dahm
9.1.2025
Weidel und Musk sprechen auf X
STORY: Die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel hat auf der Social-Media-Plattform X mit deren Besitzer und Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump, Elon Musk, über die Lage in Deutschland gesprochen. In dem öffentlichen Live-Gespräch am Donnerstag, das zweitweise mehr als 200.000 Zuhörer auf X verfolgten, sprachen sie über eine breite Palette von Themen. Musk wiederholte seine Aussage, dass nur die AfD Deutschland die nötigen Veränderungen bringen könnte. Zudem kritisierte er die Bürokratie in Deutschland und empfahl einen Wiedereinstieg in die Atomkraft. Weidel betonte, die AfD sei eine libertäre, konservative Partei die Medien und links-grünen Kreisen als rechtsextrem geframte werde. Die Online-Veranstaltung war im Vorfeld kritisiert worden. Die Organisation Lobbycontrol sprach von einer Parteispende an die AfD, da die Plattform X normalerweise viel Geld für die Verbreitung einer solchen Veranstaltung verlangen würde. Auch die Bundestagsverwaltung teilte mit, sie werde prüfen, ob es sich um eine Beeinflussung des Wahlkampfs in Deutschland und um eine illegale Parteispende handele. Ein Sprecher von Alice Weidel weis die Vorwürfe zurück. Die Veranstaltung sei ein legitimes «unabgesprochenes und offenes Gespräch».
10.01.2025
Elon Musk trifft Alice Weidel – zumindest virtuell: Auf X haben der US-Multimilliardär und die AfD-Chefin die Aufmerksamkeit um ihr Interview genutzt, um Werbung in eigener Maga-Sache zu machen.
Philipp Dahm
09.01.2025, 22:31
10.01.2025, 04:57
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Elon Musk hat am 9. Januar auf X ein virtuelles Gespräch mit Alice Weidel geführt. Drei Punkte stechen heraus.
Zensur zum Trotz: Weidel spielt mit der Opferrolle.
Musks Werbung für Weidel: Wie der Amerikaner die Deutsche fördert.
Der reichste Mann der Welt bittet die Chefin der AfD zum öffentlichen Gespräch: In einer Stunde und 13 Minuten sprechen Elon Musk und Alice Weidel über Gott und die Welt. Ersteres ist wörtlich gemeint: Musk ist «offen für die Idee». Weidel sagt, sie sei noch «auf der Suche».
190'000 sind dabei, als das Interview beginnt. Der Wert sinkt nach fünf Minuten auf 125'000, was an dem zunächst etwas zähen Gespräch über Energiepolitik liegen dürfte. Dann streift das Duo die Bereiche der Wirtschafts-, Sozial und Aussenpolitik – und spricht auch über die Ukraine und Nahost. Bis zu 209'000 Personen hören gegen Ende zu.
«Die Dinosaurier hatten keine Nuklearwaffen.»
Elon Musk
Mit Blick auf die Möglichkeit, dass die Menschen de Erde verlassen müssen.
Bei dem werden Musk und Weidel persönlich: Der SpaceX-Chef sagt, er habe noch «keine Anzeichen von Aliens» gesehen und schätzt auf Nachfrage, wie lange es noch dauert, bis der Mensch zum Mars fliegt – es sind zwei bis vier Jahre. Auch der Sinn des Lebens und eben Gott sind Thema. Die wichtigsten Aspekte des Interviews hier in drei Punkten:
Zensur zum Trotz
Nachdem es im Vorfeld im Deutschland einige Aufregung um das Gespräch gab, dankt Weidel Musk gleich zu Beginn für die Chance, endlich «offen» sprechen zu können. «Endlich kann ich reden, ohne unterbrochen zu werden», sagt sie wohl mit Blick auf Auftritte im deutschen TV, die anders verlaufen sind.
Weidel sucht die Opferrolle: Die «Mainstream-Medien» würden ihre Partei abstempeln. 150 EU-Bürokraten überwachten das Gespräch mit Musk, was «nichts anderes als Zensur der freien Meinungsäusserung» sei. Später warnt die 45-Jährige: «Auch Hitler hat die freie Rede abgeschafft.»
Musk-Booster für die AfD auf X: Durchschnittlich erreichte ein Post von Alice Weidel in den letzten 2 Wochen ca. 1 Mio. Impressions (links), mehrere wurden von Musk repostet. Ein himmelweiter Unterschied zur durchschnittlichen Reichweite in den letzten 12 Monaten (rechts). pic.twitter.com/J0n09RKDen
Andererseits sei ihr Kritik wichtig. «Ich will keine Ja-Sager», sagt Weidel. Und trotzig betont sie auch: «Ich sage, was ich denke.» Das tut sie tatsächlich, und von Zensur kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Im Stream waren 210'000 Menschen aus aller Welt.
Das Gros der Leute wird die 73 Minuten auch später nicht angucken, sondern durch eben jene Mainstream-Medien daraus erfahren, die die Protagonisten so verteufelt.
Musks Werbung für Weidel
Wohin die Reise geht, verrät schon der Titel der Veranstaltung: «Konversation mit der führenden Kandidatin, um Deutschland zu führen», nennt Musk den Stream. Der Amerikaner will die Deutsche fördern – sowohl mit Blick auf die Bundestagswahl im Februar als auch mit dem auf die Heimatfront.
Sie wolle ihre AfD vorstellen, bittet er zu Beginn. «Insbesondere in Amerika wäre das hilfreich.» Als Musk Weidel nach dem Nahost-Konflikt fragt, weiss die keine rechte Antwort. Der 53-Jährige hakt nach: «Was die Leute wissen wollen», sei ob sie Israels Existenz anerkenne, was Weidel bejahen kann.
«Sorry for being unsatisfactory.»
Alice Weidel
Entschuldigt sich, weil sie keine Lösung für den Nahost-Konflikt hat
Aufgelegt ist auch Musks Frage, ob die Medien die AfD rechts machen würden. Für die bedankt Weidel dann auch explizit, bevor sie erklärt, dass man Adolf Hitler nach dem Krieg nie rechts hätte nennen dürfen. Der habe Betriebe verstaatlich und sei deshalb Kommunist gewesen. «Wir sind das komplette Gegenteil.»
Einmal bringt Musk seine Intentionen auf den Punkt. Als Weidel ihn fragt, warum Trump so klar gewonnen hat, sagt er: «Das amerikanische Volk hat einen Wandel verlangt.« Das rate er auch den Deutschen: «Nur die AfD kann Deutschland retten», wiederholt er seine Wahl-Empfehlung.
Was Musk und Weidel verbindet
Nur einmal hakt es kurz, nachdem Weidel über Solarstrom lästert. «Ich bin ein grosser Fan von Solarenergie» kontert Musk. Doch dann einigen sie sich darauf, dass der Mix wichtig ist – und Deutschland seine AKWs nie hätte abschalten dürfen. Das war's dann auch mit Differenzen.
Bürokratie: schlecht. Steuern: zu hoch. Bildung: kaputt. In Schulen und Unis lernen sie nur noch «Gender», sagt Weidel. Der «woke Gedankenvirus» hat auch Deutschland infiziert, staunt Musk. Zu wenig Leistungsprinzip, zu viele Geflüchtete und Wohlfahrt. Die Interviewpartner sind sich einig, wenn Weidel über die «woke linkssozialistische Agenda» der anderen redet.
«Im Vergeben liegt grosse Weisheit.»
Elon Musk
Kommentiert, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg anders als nach dem Ersten behandelt worden ist.
«Alle können ins Sozialsystem einwandern», sagt Weidel. «Es ist so einfach, in Amerika Sachen zu klauen», sagt Musk. Und wenn in Kalifornien geklaut werde, würde noch der Ladenbesitzer verhaftet. Weidel scheint MAGA mit anderen Mitteln zu sein: Diese transatlantische Kooperation ist noch nicht zu Ende.