Drohende InfektionskrankheitenErdbebenopfer brauchen dringend sauberes Wasser
SDA
17.2.2023 - 12:16
Für die Menschen in den Erdbebengebieten läuft ein Kampf ums Überleben. In der Türkei gibt es mancherorts wegen der Zerstörung kein Trinkwasser mehr.
Keystone-SDA
17.02.2023, 12:16
17.02.2023, 12:46
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Betroffen sei etwa der Bezirk Nurdag in Gaziantep. Anderswo könne das Leitungswasser womöglich durch Vermischung mit der Kanalisation verseucht sein. Das hat der Chef der Ärztekammer (TTB) im südtürkischen Adana, Selahattin Mentes, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag mitgeteilt: «Wir brauchen dringend Zugang zu sauberem Trinkwasser in der Region und müssen Hygiene herstellen. Ausserdem muss der Müll entsorgt werden.» Andernfalls drohten Infektionskrankheiten wie Cholera.
Nach Angaben der TTB fehlen in der Region Chlortabletten, mobile Toiletten, Reinigungsmittel und Impfungen gegen Tetanus und Diphtherie. Der Bedarf an Lebensmitteln sei dagegen zurzeit gedeckt.
Nach 261 Stunden aus den Trümmern gerettet
Aus der Türkei gibt es auch elf Tage nach dem Beben weiterhin aufsehenerregende Berichte über Rettungen. Helfer in der türkischen Stadt Antakya hätten zwei Verschüttete nach 261 Stunden aus den Trümmern geholt, berichtete der staatsnahe Sender CNN Türk. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Einer der beiden jungen Männer bestand nach Angaben des türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca gleich nach seiner Befreiung darauf, mit einem Angehörigen zu telefonieren. Auf einem Video war zu sehen, wie der Angerufene am Telefon in Tränen ausbrach, als er von dem Geretteten hörte.
Zynische Fernsehansprache von Präsident Baschar al-Assad
Syriens Präsident Baschar al-Assad liess derweil in einer zynischen Fernsehansprache verlauten, die Folgen des Krieges im Land hätten die Bevölkerung auf die Erdbeben vorbereitet. «Der Krieg, der Ressourcen erschöpfte und Fähigkeiten schwächte, hat der syrischen Gesellschaft die Erfahrung gegeben, um mit dem Erdbeben umzugehen.», Syriens Machthaber geht in dem Konflikt brutal gegen die eigene Bevölkerung vor. Ihm werden etwa Verbrechen gegen die Menschlichkeit angelastet, darunter der Einsatz von Chemiewaffen. Der Krieg brach 2011 aus. Mehr als 350 000 Menschen starben bislang.
Um mehr Unterstützung für die Erdbebenopfer zu leisten, bitten die Vereinten Nationen die Mitgliedstaaten um umgerechnet 940 Millionen Euro. Das Geld soll UN-Generalsekretär António Guterres zufolge «5,2 Millionen Menschen helfen».
Auch aus Deutschland gibt es weiterhin Unterstützung für die Türkei. Trotz eines Verdi-Warnstreiks startete am Freitagmorgen ein Flieger der Lufthansa mit Hilfsgütern aus Frankfurt Richtung Antalya. Eine weitere Maschine sollte gegen Mittag folgen, teilte die Initiative «Wir helfen gemeinsam» am Freitag mit. Verdi hat mit Sondervereinbarungen ermöglicht, dass die Hilfsflüge trotz des Streiks abheben können. Weitere Hilfsflüge der deutsch-türkischen Airline SunExpress sollen nächste Woche folgen.
Die internationale Erdbebenhilfe kann mitunter auch noch einen weiteren positiven Zweck erfüllen, wie das Beispiel Griechenland zeigt: Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hofft dank der Unterstützung seines Landes für die türkische Erdbebenregion auf Entspannung zwischen den beiden Nachbarländern. Athen und Ankara streiten sich um Hoheitsrechte und Erdgasvorkommen in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer. In den vergangenen Monaten hatte die Türkei wiederholt mit einer Invasion auf griechische Inseln gedroht.
Vor mehr als einer Woche hatte ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6. Die Zahl der bestätigten Toten in der Türkei und Syrien steigt immer noch. Am Freitag lag sie bei fast 44 000. Zehntausende wurden zudem verletzt, Tausende gelten noch als vermisst.
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