Flüchtlingskrise Erdogan: Griechische Behörden gehen mit Nazi-Methoden vor

dpa

11.3.2020

Migranten gehen an der griechisch-türkischen Grenze bei Zusammenstössen mit der griechischen Polizei in Deckun.
Migranten gehen an der griechisch-türkischen Grenze bei Zusammenstössen mit der griechischen Polizei in Deckun.
Source: Ismail Coskun/IHA/dpa (Archivbild)

Erdogan geht Griechenland seit Tagen wegen des Vorgehens gegen Migranten verbal an. Nun legt er noch mal nach und unterstellt dem Nachbarland Nazi-Methoden. Die Spannungen steigen. Und es gibt einen Zwischenfall auf See.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat das Vorgehen der griechischen Behörden gegen Migranten an der Grenze mit den Verbrechen der Nazis verglichen.

«Zwischen dem, was die Nazis gemacht haben, und diesen Bildern an der griechischen Grenze besteht gar kein Unterschied», sagte Erdogan am Mittwoch in Ankara. «Was sie in den Nazi-Lagern gemacht haben, machen auch die Griechen im Namen des Westens, geradezu als bezahlte Beamte des Westens», fügte er hinzu. «Und sie töten auch. Das sind bezahlte Legionäre des Westens.»

Erdogan verschärfte damit erneut den Ton in den Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei, deren Beziehungen wegen der Migranten an der gemeinsamen Grenze ohnehin angespannt sind.

Erdogan hatte Ende Februar erklärt, die Grenzen zur EU seien für Flüchtlinge und andere Migranten geöffnet. Daraufhin machten sich Tausende Menschen auf den Weg zur griechischen Grenze, wo noch immer viele von ihnen ausharren. Griechenland drängt die Migranten auch mit dem Einsatz von Tränengas zurück. Die Türkei wirft den griechischen Behörden ausserdem vor, mindestens zwei Migranten an der gemeinsamen Grenze erschossen zu haben. Athen weist das entschieden zurück.

Am Mittwoch blieb die Lage an der Grenze zunächst ruhig. Vereinzelt hätten Migranten in der Nacht versucht, den Zaun beim Grenzübergang Kastanies/Pazarkule zu überwinden oder den Fluss Evros (türkisch: Meriç) zu durchqueren, berichtete das griechische Staatsfernsehen ERT.

Am Nachmittag und Abend kam es dann erneut zu Auseinandersetzungen. Von türkischer Seite warfen Migranten Brandsätze und versuchten, den Zaun niederzureissen, griechische Sicherheitskräfte schossen Tränengas über den Zaun. Videos, die von griechischen Medien veröffentlicht wurden, zeigten am Abend etliche Brandherde, immer wieder waren Explosionen von Geschossen wie Tränengas- und Blendgranaten zu hören.

Am Mittwochmittag sollen zudem zwei türkische Kampfjets vom Typ F-16 in den griechischen Luftraum über dem Grenzfluss Evros eingedrungen und zum Teil in nur wenigen hundert Metern Höhe geflogen sein. Das berichtete die Zeitung «Kathimerini» unter Berufung auf den griechischen Generalstab. Die Zeitung mutmasst, dass die Türkei den Konflikt nach zwei Tagen relativer Ruhe wieder anheizen will; am Mittwochmorgen hatte es bereits einen Vorfall auf See vor der griechischen Insel Kos gegeben, bei dem ein türkisches Boot der Küstenwache ein Schnellboot der griechischen Küstenwache mit seinem Bug berührte und an der Reling beschädigte. Verletzt wurde niemand.

Der Konflikt schwelt, seit der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Ende Februar erklärt hatte, die Grenzen zur EU seien für Flüchtlinge und andere Migranten geöffnet. Daraufhin machten sich Tausende Menschen auf den Weg zur griechischen Grenze, wo noch immer viele von ihnen ausharren und zum Teil gewaltsam versuchen, den Zaun zu stürmen. Nach Angaben Griechenlands werden sie dabei von türkischen Polizisten unterstützt und beispielsweise mit Tränengas ausgestattet. Griechenland drängt die Migranten auch mit dem Einsatz von Tränengas zurück. Die Türkei wirft den griechischen Behörden vor, mindestens zwei Migranten an der gemeinsamen Grenze erschossen zu haben. Athen weist das entschieden zurück.


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