Terror als Strategie Fahnder sehen Russen hinter Briefbomben-Serie in Spanien

Von Gabriela Beck

23.1.2023

Die ukrainische Botschaft in Madrid, die am 30. November 2022 Ziel eines Anschlags mit einer Briefbombe war.
Die ukrainische Botschaft in Madrid, die am 30. November 2022 Ziel eines Anschlags mit einer Briefbombe war.
IMAGO/CordonPress

Hinter den Briefbomben Ende vergangenes Jahr stecken laut westlichen Ermittlern russische Extremisten mit Verbindung zum Militärgeheimdienst. Die USA befürchten weitere Terror-Aktionen in Nato-Ländern.

Von Gabriela Beck

Ende vergangenen Jahres hat eine Briefbomben-Serie Spanien in Aufregung versetzt. Nun haben US-amerikanische und europäische Ermittler russische Agenten als Drahtzieher festgemacht. Sie sollen Mitglieder einer rassistischen militanten Gruppierung mit Sitz in Russland dazu angestiftet haben, die explosiven Päckchen an westliche Politiker und Diplomaten zu versenden, berichtet die US-Zeitung «New York Times».

Die Briefbomben wurden unter anderem an den spanischen Premierminister, den Verteidigungsminister, die ukrainische sowie die US-amerikanische Botschaft in Madrid verschickt. Niemand wurde getötet, aber eine Person verletzt.

Radikale Mitglieder in ganz Europa

Die Ermittler hätten sich auf die «Russische Imperiale Bewegung» konzentriert, heisst es in dem Bericht. Die radikale Organisation habe Mitglieder in ganz Europa und militärähnliche Ausbildungszentren in St. Petersburg. Es würden ihr zudem Verbindungen zu russischen Geheimdiensten und zu rechtsextremen spanischen Organisationen nachgesagt. Darüber hinaus hätten die Untersuchungen ergeben, dass sich Mitglieder der Gruppe zum Zeitpunkt der Briefbomben-Serie in Spanien aufhielten.

Die USA haben die Gruppierung im April letzten Jahres als globale terroristische Vereinigung eingestuft. Die Organisation habe «weisse Rassisten und Neonazis in Europa im paramilitärischen Stil ausgebildet und arbeitet aktiv daran, diese Art von Gruppen zu einer gemeinsamen Front gegen ihre vermeintlichen Feinde zusammenzubringen», zitiert die «New York Times» die zuständigen US-Behörden.

Der «Zeit» zufolge ist die Bewegung ultrarechter christlich-orthodoxer Russen auch in ihrer Heimat als extremistisch eingestuft, aber nicht verboten. Bei Demonstrationen in Russland seien demnach Mitglieder der «Russkoje Imperskoje Dwischenije», wie die Gruppe im Original heisst, immer wieder mit den markanten gelb-schwarzen Flaggen und Forderungen nach einer Wiedererrichtung des russischen Imperiums zu sehen.

Die radikale Organisation sei allerdings nur teilweise mit der russischen Regierung verbündet, berichtet die «News York Times». Führende Mitglieder hätten die Inkompetenz des Kreml im Krieg gegen die Ukraine kritisiert und Putin der Korruption beschuldigt. Da die Gruppe jedoch Moskaus Ziele teile, westliche Regierungen zu untergraben und Chaos in Europa zu säen, sei die Kooperation mit dem russischen Militärgeheimdienst nicht ungewöhnlich.

Terror in Europa als Szenario der Kriegs-Eskalation

Das exakte Ausmass, in dem der Kreml an der Briefbomben-Serie beteiligt war, ist unklar. US-Beamte weisen in dem Bericht jedoch darauf hin, dass der russische Militärgeheimdienst möglicherweise Stellvertretergruppen testet. Auf diese Weise könne Russland Terroranschläge in ganz Europa durchführen, ohne direkt verantwortlich gemacht zu werden und ohne Nato-Mitgliedstaaten militärisch anzugreifen. Dies sei eine weitere Möglichkeit der Eskalation des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.

Konkret gebe es aber derzeit noch keine Anzeichen dafür, da Russland eine Reaktion der Nato und einen «kostspieligen grösseren Konflikt» befürchten würde, heisst es. Laut US-Beamten könnte sich dies jedoch ändern, wenn Russland weiterhin grosse Rückschläge in der Ukraine erleide. Der russische Militärgeheimdienst habe einen grossen Spielraum, um verdeckte Operationen in Europa durchzuführen.