Ermittlungen gehen weiterVorgehen bei Sabotage erfordert Insiderwissen über Deutsche Bahn
dpa
10.10.2022 - 04:29
Staatsschutz ermittelt zur Bahn-Sabotage – Motiv noch unklar
Berlin, 09.10.22: Im Fall der folgenschweren Sabotage des Bahnverkehrs hat der Staatsschutz beim Berliner Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen. Es sei zwar nicht auszuschliessen, dass es einen politischen Hintergrund gebe, ermittelt werde aber in alle Richtungen, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag.
Unbekannte hatten am Samstag wichtige Kommunikationskabel der Deutschen Bahn in Berlin und auch in NRW zerstört und so für Chaos gesorgt. Über Stunden stand der Bahnverkehr in Norddeutschland grösstenteils still.
Zu den möglichen Tätern gibt es bislang keine offiziellen Informationen. Dass es ein gezielter Angriff war, scheint aber gesichert.
«Wir haben einen Tatort in Berlin-Hohenschönhausen. Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen», sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Aus Sicherheitskreisen hiess es, es seien in Berlin und in Herne in NRW vorsätzlich so genannte Lichtwellenleiterkabel beschädigt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen.
Am Samstagmorgen war der gesamte ICE-Verkehr zwischen Berlin, Hannover und Nordrhein-Westfalen eingestellt, wie die Bahn in ihrem Internetauftritt mitgeteilt hatte. Auch internationale Verbindungen waren betroffen. Unzählige Fahrgäste strandeten an den grossen Bahnhöfen. An Auskunftsschaltern bildeten sich lange Warteschlangen.
10.10.2022
Am Samstag ging beim Zugverkehr in Norddeutschland plötzlich fast nichts mehr – das war kein Zufall. Viel ist noch nicht bekannt über den Vorfall und die Motive, doch das Bundeskriminalamt soll auch staatliche Sabotage für denkbar halten.
DPA
10.10.2022, 04:29
10.10.2022, 08:47
dpa
Die Ermittlungen nach der folgenreichen Sabotage des deutschen Bahnverkehrs gehen weiter. In Berlin hat sie inzwischen der Staatsschutz beim Landeskriminalamt (LKA) übernommen. Ein politischer Hintergrund ist zwar einer Sprecherin der Berliner Polizei zufolge nicht auszuschliessen. Allerdings werde in alle Richtungen ermittelt. Zu den möglichen Tätern und ihren Motiven gibt es von offizieller Seite bisher keine Informationen.
Unbekannte hatten am Samstag wichtige Kommunikationskabel der Deutschen Bahn in Berlin und auch in Nordrhein-Westfalen zerstört. Daraufhin stand der Bahnverkehr in Norddeutschland über mehrere Stunden grösstenteils still, weil die Kommunikation zwischen den Leitstellen, die den Zugverkehr steuern, und den Zügen nicht mehr möglich war. Unzählige Fahrgäste strandeten an den grossen Bahnhöfen. An Auskunftsschaltern bildeten sich lange Warteschlangen. Nach Angaben der Deutschen Bahn normalisierte sich der Zugverkehr am Sonntag wieder.
Jeweils ein Tatort in Berlin und NRW
Vieles deutet auf einen gezielten Angriff hin. Nach Angaben eines Sprechers der Bundespolizeidirektion Berlin gab es einen Tatort in der Bundeshauptstadt und einen weiteren in Nordrhein-Westfalen. Aus Sicherheitskreisen hiess es, es seien in beiden Fällen vorsätzlich sogenannte Lichtwellenleiterkabel beschädigt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen.
Nach Einschätzungen aus Sicherheitskreisen setzt das Vorgehen Insiderwissen über die Bahn voraus. Dass bislang kein Bekennerschreiben bekannt wurde, spricht gegen Täter aus der linksextremistischen Szene, denen in der Vergangenheit Anschläge gegen die Bahn zugeschrieben wurden. Die «Bild»-Zeitung berichtete am Sonntag, das Bundeskriminalamt (BKA) halte in einer internen Einschätzung auch staatliche Sabotage für denkbar. BKA und Bundesinnenministerium kommentierten den Bericht auf Nachfrage nicht.
Sicherheitsexperte: Angriff Russlands möglich
Der Sicherheitsexperte Peter Neumann hält einen Angriff Russlands auf die kritische Infrastruktur in Deutschland für möglich. «Russland hat schon ein Interesse daran, in Europa Panik zu verursachen und zu signalisieren, dass es ganz heftig das Leben lahmlegen kann», sagte der Wissenschaftler dem Sender RTL. Es benötige erhebliches Wissen, um diese Knotenpunkte anzugreifen. Allerdings gebe es natürlich keine eindeutigen Beweise. «Momentan ist es noch eine Theorie.»
In der SPD gibt es einem Bericht zufolge Überlegungen, der Bundespolizei mehr Befugnisse zu verschaffen. «Die Bedrohungslage ist hoch. Dies haben die Sabotageakte auf unsere Infrastruktur nochmal sehr deutlich gemacht», sagte Fraktionsvize Dirk Wiese der «Rheinischen Post». Wichtig sei daher, «dass unsere Sicherheitsbehörden die erforderlichen Ermittlungsbefugnisse zur Verfügung haben. Insbesondere müssen wir jetzt sehr schnell ein modernes Bundespolizeigesetz im Bundestag auf den Weg bringen.» Die letzte Reform sei aus dem Jahre 1994, seitdem habe sich viel geändert. 2021 scheiterte eine Reform des Bundespolizeigesetzes im Bundesrat.