Klimaproteste Abertausende gehen auf die Strasse – auch in der Schweiz

SDA

29.11.2019 - 04:28

Auch in der Schweiz wollen an diesem Freitag wieder Klimastreikende auf die Strasse gehen. International soll es Proteste in über 2400 Städten geben.
Auch in der Schweiz wollen an diesem Freitag wieder Klimastreikende auf die Strasse gehen. International soll es Proteste in über 2400 Städten geben.
Source: Keystone

Drei Tage vor dem Start der Weltklimakonferenz in Madrid gehen am Freitag erneut Abertausende Menschen in aller Welt für mehr Klimaschutz auf die Strasse. Auch in der Schweiz sind zahlreiche Veranstaltungen geplant.

Vor der Klimakonferenz in Madrid wollen sich die Aktivisten von Fridays for Future noch einmal Gehör verschaffen, damit mehr gegen die Erderhitzung getan wird. Ihre Vorreiterin Greta Thunberg wird den Tag erneut an einem eher ungewohnten Ort verbringen.

Nach den Grossprotesten im März und Mai sowie der globalen Streikwoche im September starten die Aktivisten nun die vierte Auflage ihres weltweit koordinierten Protests. International sind nach Angaben des Netzwerks über 2400 Städte in 157 Ländern dabei.

Die «Klimastreik»-Bewegung in der Schweiz hat in zahlreichen Städten und Orten Veranstaltungen angemeldet. Sie fordert ihre Anhänger auf, an dem Ausverkaufs-Freitag nichts zu kaufen und statt dessen zu demonstrieren.

Der deutsche Ableger der Klimabewegung Fridays for Future kündigte vorab Demonstrationen in mehr als 500 Städten an. Allein in Berlin sollen 50 000 Menschen an einer Demonstration teilnehmen.

EU ruft «Klimanotstand» aus

Für Deutschland fordert Fridays For Future unter anderem, unverzüglich alle Subventionen für fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas zu streichen sowie ein Viertel der Kohlekraft abzuschalten. Zudem müsse Deutschland bis 2035 auf eine komplett erneuerbare Energieversorgung umschwenken.

Das Thema Erderhitzung treibt derzeit auch die EU um. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat starke Anstrengungen gegen den Klimawandel versprochen. Und das EU-Parlament hatte am Donnerstag den «Klimanotstand» für Europa ausgerufen.

Eine deutliche Mehrheit der Abgeordneten sprach sich dafür aus, als erster ganzer Kontinent überhaupt einen solchen Notstand zu erklären. Das soll nach Wunsch der Abgeordneten die Dringlichkeit des Themas zeigen – konkrete Folgen hat der Schritt aber vorerst nicht.

Kritik am deutschen Klimapaket

Fridays for Future reichte das nicht. «Dass die EU den Klimanotstand ausruft, ohne zu handeln, ist wie wenn die Feuerwehr im Einsatz nur noch «Es brennt!» schreit, statt zu löschen», schrieb die Gruppe auf dem deutschen Twitter-Account.

In Deutschland richtet sich ihre Kritik vor allem gegen das Klimapaket der Bundesregierung. «Mit business as usual und viel Pillepalle sind diese Massnahmen nur eine weitere Folge in der Reihe des klimapolitischen Versagens der GroKo», erklärte das Netzwerk.

Die Klimaproteste gehen auf einen Protest der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg zurück, die sich viele Menschen in aller Welt im Kampf gegen die Klimakrise zum Vorbild genommen haben.

Thunberg segelt über den Atlantik

Thunberg selbst wird den Protesttag an einem ungewohnten Ort verbringen: Die 16-Jährige segelt gerade auf einem Katamaran über den Atlantik zurück, um an der am Montag beginnenden Weltklimakonferenz sowie an einem grossen Protest in Madrid am kommenden Freitag teilnehmen zu können. Ob sie es zeitlich schafft, ist unklar. Bis zum Donnerstag hatte sie etwas mehr als zwei Drittel der Strecke geschafft.

Thunberg warb am Donnerstag via Twitter für den Protesttag: «Im September sind 7,5 Millionen Menschen rund um den Globus auf die Strasse gegangen. Morgen machen wir das nochmal.» Jeder werde gebraucht, jeder sei willkommen.

Erde hat sich bereits um 1 Grad aufgeheizt

Schon jetzt hat sich Erde nach Befunden des Weltklimarats IPCC um ein Grad aufgeheizt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Zu den fatalen Folge zählen mehr extreme Wetterereignisse, also je nach Region mehr Hitzewellen, Dürren und Waldbrände, aber auch verheerende Stürme, Überschwemmungen und Starkregen.

Zwei aktuelle Untersuchungen weisen auf die Dringlichkeit eines entschiedeneren Vorgehens gegen die drohende Klimakatastrophe hin. So warnte das Uno-Umweltprogramm Unep am Dienstag, alle Länder müssten ihre Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel immens verstärken, wenn sie gemeinschaftlich das 1,5-Grad-Ziel erreichen wollten.

Wenn die Weltbevölkerung so weiterlebe wie derzeit, drohe die Temperatur bis 2100 um 3,4 bis 3,9 statt wie angestrebt um nur 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu steigen.

Ein neuer Monitoringbericht der deutschen Regierung zeigte zudem, dass die Folgen der Erwärmung auch in Deutschland spürbarer werden und sich immer besser belegen lassen. Demnach hat sich die mittlere Lufttemperatur dort von 1881 bis 2018 um 1,5 Grad erhöht.

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