Video von Kremlgegner Nawalny scherzt über «schlechtes Wetter» in neuem Straflager

dpa/red.

10.1.2024 - 18:47

Kremlkritiker Nawalny in Video zu sehen

Kremlkritiker Nawalny in Video zu sehen

Der inhaftierte Kremlkritiker Alexej Nawalny war zum ersten Mal seit seiner Verlegung in eine arktische Strafkolonie in einem Video zu sehen. Sein Auftritt stand offenbar im Zusammenhang mit einer Befragung durch einen Richter.

10.01.2024

Mehr als zwei Wochen lang galt Kremlgegner Nawalny als verschwunden. Nun gibt es ein erstes Video aus dem neuen Lager im hohen Norden. Sein Team ruft unterdessen zu Protesten auf.

DPA, dpa/red.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Noch bis vor kurzem herrschte grosse Sorge um Alexej Nawalny. Der Kremlkritiker war wochenlang verschollen.
  • Nun meldete sich. der inhaftierte Oppositionelle in einer Videobotschaft aus seinem Straflager zu Wort – und war zu Witzen aufgelegt.
  • Sein Team appellierte indes an Demonstranten aus dem Ausland, weiter für Nawalny einzutreten.

Wenige Wochen nach seiner Verlegung in ein neues Straflager im hohen Norden Russlands ist von dort erstmals ein Video von Kremlgegner Alexej Nawalny aufgetaucht. Der kurze Clip, den russische Medien veröffentlichten, stammt aus einer Videoschalte, über die Nawalny zu einem Gerichtstermin in die Region Wladimir unweit von Moskau zugeschaltet wurde.

Es gehe ihm gut, liess er die dort vor dem Bildschirm sitzenden Journalisten wissen. «Es gibt nur ein Problem», fügte er in seiner gewohnt scherzhaften Art hinzu. «Ich weiss aber nicht, an welches Gericht ich mich damit wenden soll: Das Wetter ist schlecht.»

Erstes Lebenszeichen nach wochenlanger Suche

Erst Ende Dezember war bekannt geworden, dass der 47-Jährige in das entlegene Straflager «Polarwolf» in der Jamal-Region weitab vom Machtzentrum Moskau verlegt worden war. Zuvor hatten seine Unterstützer wochenlang nach ihm gesucht, weil das russische Strafvollzugssystem ihnen keine Auskunft über Nawalnys Verbleib gab.

Seine Angehörigen reagierten damals zwar erleichtert auf das erste Lebenszeichen – zugleich betonten sie, dass der Machtapparat von Präsident Wladimir Putin den Kremlgegner in dem als besonders brutal geltenden Lager wohl noch mehr isolieren wolle.

In dieser Woche wurde zudem bekannt, dass Nawalny wegen eines angeblichen Regelverstosses erneut in eine Einzelstelle gesteckt werden soll. Diese Strafmassnahme musste er schon in seinem alten Lager oft erdulden; Menschenrechtler sehen darin eine Art von Folter sowie den Versuch, den Willen des Oppositionspolitikers zu brechen.

Alexej Nawalny ist auf einem Fernsehbildschirm zu sehen, als er per Video aus einem Gerichtssaal erscheint.
Alexej Nawalny ist auf einem Fernsehbildschirm zu sehen, als er per Video aus einem Gerichtssaal erscheint.
dpa

Drittes Jahr in Haft: Proteste in Deutschland

Anlässlich des dritten Jahrestags seiner Inhaftierung riefen Nawalnys Anhänger unterdessen weltweit zu Demonstrationen am 21. Januar auf. «Lasst Putin nicht gewinnen», schrieb Nawalnys ins Ausland geflüchteter Chefstratege Leonid Wolkow auf seinem Telegram-Kanal. Geplant sind Demonstrationen allerdings nur im Ausland – auch wegen der starken Repressionen in Russland.

Besonders aktiv soll in Deutschland demonstriert werden. Hier sind gleich zehn Veranstaltungsorte aufgeführt: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hannover, Saarbrücken, Ludwigshafen und Göttingen.

Nawalny ist unter anderem wegen angeblichem «Extremismus» zu insgesamt 19 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. International jedoch wird der Politiker, der 2020 nur knapp einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebte, als politischer Gefangener eingestuft. Menschenrechtsorganisationen fordern seit langem Nawalnys Freilassung.