EU-Parlament würdigt Charlie Kirks – und niemand schaut hin
Das Europäische Parlament hat offiziell des ermordeten US-Influencers Charlie Kirk gedacht – ohne grosses Echo in den europäischen Medien.
08.10.2025
Das Europäische Parlament hat offiziell des ermordeten US-Influencers Charlie Kirk gedacht – ohne grosses Echo in den europäischen Medien.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Das EU-Parlament hat am Montag still des ermordeten US-Influencers Charlie Kirk gedacht – ein Vorgang, der europaweit kaum Beachtung fand.
- Parlamentspräsidentin Roberta Metsola mahnte dabei zu Mässigung und warnte vor politischer Hetze.
- Zuvor hatte die ultrarechte Fraktion ECR Kirks Tod für eine lautstarke Empörungskampagne genutzt, nachdem eine sofortige Schweigeminute abgelehnt worden war.
Fast unbeachtet von Europas Medien hat das Europäische Parlament am Montag des ermordeten US-amerikanischen Polit-Influencers Charlie Kirk gedacht. Parlamentspräsidentin Roberta Metsola erinnerte zu Beginn der Sitzungswoche in Strassburg an den 31-Jährigen, der im vergangenen Monat auf einem Universitätscampus in den USA getötet worden war.
«Wir alle wurden Zeugen der schockierenden Ermordung von Charlie Kirk», sagte Metsola. «Er war 31 Jahre alt und bekannt für jeden, der ein Social-Media-Konto hat. Diese sinnlose Tat des Mordes sollte mit Würde behandelt werden. Ich möchte alle dazu aufrufen, politisches Theater oder billige Punktejagd zu vermeiden.»
«Diese sinnlose Tat des Mordes sollte mit Würde behandelt werden.»
Roberta Metsola
EU-Parlamentspräsidentin
In ihrer Erklärung betonte Metsola zudem die Verantwortung der Politik für den öffentlichen Diskurs: «Diese Ermordung unterstreicht, wie wichtig es ist, dass wir alle im öffentlichen Leben tun, was wir können, um die spalterische Rhetorik und die Dämonisierung politischer Gegner zu verringern. Wir können es besser machen. Gewalt hat keinen Platz in unserer Gesellschaft. Worte und Ideen – nicht Waffen und nicht Hass – müssen unseren Dialog prägen.»
Gewalt habe weltweit immer wieder «schreckliche Folgen» gehabt, sagte sie, und verwies auf die jüngsten Angriffe in den USA und in Europa.
Streit um Schweigeminute
Die Würdigung erfolgte mehr als drei Wochen nach Kirks Tod – und damit im üblichen Rhythmus des EU-Parlaments. Schweigeminuten finden traditionell zu Beginn einer Sitzungsperiode statt, nie mitten in einer laufenden Woche.
Genau diese Regel hatte zu einem Eklat geführt: Abgeordnete der nationalkonservativen Fraktion ECR forderten unmittelbar nach Kirks Tod eine sofortige Schweigeminute. Sitzungsleiterin Katarina Barley (SPD) wies dies mit Verweis auf die Geschäftsordnung zurück.
Ultrarechte poltern im EU-Parlament
Lauter Eklat im EU-Parlament: Rechte Abgeordnete wollten nach dem Mord am US-Provokateur Charlie Kirk eine Schweigeminute erzwingen. Doch die Parlamentsleitung blockte ab – und erntete wütendes Tischklopfen.
15.09.2025
Der schwedische ECR-Abgeordnete Charlie Weimers versuchte daraufhin, seine Redezeit für eine «eigene Schweigeminute» zu nutzen – eine Praxis, die im Plenarsaal nicht vorgesehen ist. Barley unterband den Versuch umgehend. Rechte Abgeordnete reagierten mit lautem Protest, Aufnahmen der Szene verbreiteten sich rasch in den sozialen Medien.
Nach Recherchen von blue News reichte Weimers seinen Antrag nur wenige Stunden nach Kirks Tod ein, um 01.06 Uhr Schweizer Zeit. Rund elf Stunden später lehnte das Parlament das Gesuch ab.
Ultrarechte bewirtschaftet Empörung
Politiker der extremen Rechten nutzten den Vorgang für eine europaweite Empörungskampagne und warfen der Parlamentsleitung Doppelmoral vor. In Madrid inszenierte die spanische Vox-Partei später eine eigene Schweigeminute für Kirk, unterstützt von Mitgliedern der neuen, von Viktor Orbán initiierten Fraktion «Patrioten für Europa».
Weimers selbst liess der offiziellen Schweigeminute in dieser Woche zumindest in den sozialen Medien keine grosse Beachtung zukommen. Stattdessen forderte er, das EU-Parlament solle «keine Sonderdebatten über Selbstdarsteller» führen – gemeint war nicht etwa ein Fraktionskollege, sondern die 22-jährige Schwedin Greta Thunberg, die neben rund 500 anderen Menschen die israelische Blockade zum Gazastreifen durchbrechen wollte.
Schweigeminute auch für Hamas-Opfer und Gaza-Krieg
Neben Kirk erinnerte Parlamentspräsidentin Roberta Metsola am Montag auch an andere Ereignisse: Sie gedachte der iranischen Aktivistin Jina Mahsa Amini, sprach über den Angriff auf eine Synagoge in Manchester sowie über den zweiten Jahrestag der Hamas-Angriffe auf Israel. Die Schweigeminute galt somit nicht allein Kirk, sondern auch weiteren Opfern.
Schweigeminuten haben im EU-Parlament eine längere Tradition und werden üblicherweise zu Sitzungsbeginn abgehalten. Anfang September gedachte das Parlament etwa dem «Horror» im Gazastreifen; auch nach dem Schulmassaker in Graz kam es zu einer Gedenkminute.
Hinweis: Der letzte Absatz wurde nach der Publikation präzisiert, um klarzustellen, dass es sich um eine gemeinsame Schweigeminute handelte.
Schweigemoment im EU-Parlament für George Floyd im Jahr 2020
Im Plenum des Europäischen Parlaments in Brüssel gedenkt Präsident David Sassoli am 17. Juni 2020 George Floyd. Zu Ehren des in Minneapolis verstorbenen Afroamerikaners bittet er die Abgeordneten um eine Schweigeminute.
15.09.2025