Wie du mir, so ich dir: Nach diesem Prinzip ging es jahrelang Hin und Her zwischen der EU und den USA im Streit um Subventionen für den Flugzeugbau. Jetzt erzielen beide Seiten einen Durchbruch.
DPA
15.06.2021, 14:39
dpa, lpe
Die EU und die USA haben einen Kompromiss im Streit über Strafzölle wegen Subventionen für Airbus und Boeing erzielt und damit einen ihrer schwierigsten Handelskonflikte entschärft. Dies teilten beide Seiten am Dienstag am Rande des EU-USA-Gipfels in Brüssel mit.
Zentraler Punkt ist, dass die gegenseitig verhängten Strafzölle für fünf Jahre ausgesetzt werden. Profitieren könnten Verbraucher, weil Aufpreise für importierte Waren wegfallen.
«Dieses Treffen begann mit einem Durchbruch bei Flugzeugherstellern», erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schriftlich. «Das öffnet wirklich ein neues Kapitel in unseren Beziehungen, weil wir von Klagen zur Kooperation bei Flugzeugen übergehen – nach 17 Jahren Streitigkeiten.» Zuvor hatte von der Leyen bereits gesagt, dass sie eine Einigung im Rahmen des Treffens mit US-Präsident Joe Biden an diesem Dienstag erwartet.
Gemeinsam gegen China
Beide Seiten hatten über viele Jahre die jeweils eigenen Flugzeugbauer subventioniert und sich dann gegenseitig wegen Wettbewerbsverzerrung vor der Welthandelsorganisation WTO verklagt. WTO-Schiedsgerichte hatten die Subventionen für illegal erklärt und milliardenschwere Strafzölle erlaubt.
Die US-Handelsbeauftragte Katherine Tai nannte Einzelheiten zur Einigung und machte auch die Stossrichtung deutlich: «Statt mit einem unserer engsten Verbündeten zu streiten, verbünden wir uns endlich gegen eine gemeinsame Bedrohung: Wir haben vereinbart, Chinas nicht-marktkonformen Praktiken in diesem Sektor mit einzelnen Massnahmen zu kontern, die unsere Standards für fairen Wettbewerb einhalten.» Das schliesse Investitionen und Technologietransfer ein.
Teil des Kompromisses sei, dass alle von der WTO genehmigten Strafzölle der USA und der EU für fünf Jahre ausgesetzt werden. Dies gelte, solange die EU-Unterstützung für Airbus sich im Rahmen der Vereinbarung bewege. Sollte die EU dagegen verstossen und US-Produzenten Wettbewerbsnachteile haben, könnten die USA reagieren und ausgesetzte Zölle reaktivieren, erklärte Tai.
Streit hat breiten Ausmass angenommen
Die Flugzeughersteller Boeing und Airbus sind auf dem Weltmarkt für Flugzeuge scharfe Konkurrenten. Beide Seiten hätten den Wettbewerb durch unerlaubte staatliche Unterstützung der Firmen verzerrt, hielten WTO-Schlichter in zwei separaten Urteilen fest.
Weil bei Airbus die beanstandeten Subventionen nicht vollends abgebaut worden seien, erlaubten Schlichter den USA im Oktober 2019, Strafzölle auf Waren im Wert von 7,5 Milliarden Dollar (heute rund 6,2 Mrd Euro) im Jahr zu erheben. Das war die höchste Summe seit Gründung der WTO 1995.
Die USA erliessen umgehend Zölle auf Käse, Butter, Wein, Komponenten für die Luftfahrtindustrie und andere Produkte aus Europa von bis zu 25 Prozent. Sie straften vor allem Länder, die Airbus unterstützten: Deutschland, Frankreich, Spanien, Grossbritannien.
Etwa ein Jahr später passierte dasselbe im Boeing-Fall: weil US-Regierung und Behörden die illegale Förderung der US-Firma nicht ganz einstellten, genehmigten WTO-Schlichter der EU Strafzölle auf US-Importe im Umfang von knapp 4 Milliarden Dollar (heute rund 3,2 Mrd Euro) im Jahr.
Die EU verhängte ebenfalls Zölle auf Flugzeugkomponenten sowie Agrar- und Industriewaren aus den USA von bis zu 25 Prozent. Die Zeche zahlen auf beiden Seiten die Verbraucher: importierte Produkte werden dadurch teurer.
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