USA Ex-Aussenminister Colin Powell stirbt nach Corona-Infektion

dpa/tsha

18.10.2021

Colin Powell wurde als erster Schwarzer US-Aussenminister. Seine Amtszeit wurde überschattet von den Kriegen in Afghanistan und im Irak. Sein Werben für den Kampf gegen Iraks damaligen Diktator Saddam Hussein bereute er später.

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Der frühere US-Aussenminister Colin Powell ist infolge von Komplikationen nach einer Corona-Infektion gestorben. Powell, ein pensionierter General und einstiger Chef des Generalstabs der US-Streitkräfte, starb am Montag im Alter von 84 Jahren, wie seine Familie in einem Facebook-Post mitteilte. Powell sei vollständig gegen das Coronavirus geimpft gewesen, hiess es. Powell hatte Medienberichten zufolge seit Längerem gesundheitliche Probleme. «Wir haben einen herausragenden und liebevollen Ehemann, Vater, Grossvater und einen grossen Amerikaner verloren», so die Familie.

Powell, ein Sohn jamaikanischer Einwanderer aus New York, wurde 2001 unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush der erste schwarze Aussenminister der USA. Bush und seine Frau Laura erklärten am Montag, Powell habe dem Land herausragend gedient, «beginnend mit seiner Zeit als Soldat in Vietnam». Viele Präsidenten hätten seinem Rat vertraut. Er sei ein Freund und herausragender Mann gewesen.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte während einer Reise in Georgien, die Welt habe «eine der herausragendsten Führungspersönlichkeiten verloren». Powell sei als erster Schwarzer Generalstabschef und Aussenminister geworden. Er sei seit vielen Jahren ein Freund und Mentor für ihn gewesen, sagte der der ebenfalls schwarze frühere General. «Wir werden ihn definitiv vermissen. Ich fühle mich, als hätte ich ein Loch in meinem Herzen», sagte Austin.

Powell warb für den Irakkrieg

Powells Amtszeit als Aussenminister wurde von den Ereignissen nach den Anschlägen vom 11. September überschattet, also dem Kampf gegen den Terror und dem Beginn der Kriege in Afghanistan und dem Irak. Powell galt in der Bush-Regierung als Verfechter des Multilateralismus und als gemässigte Kraft, wohingegen Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld den Ruf von Hardliner hatten.

Dies zeigte sich besonders vor dem Beginn des Irakkriegs: Die Hardliner drängten unter Berufung auf angebliche Erkenntnisse der Geheimdienste zu Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen auf ein militärisches Vorgehen. Im Februar 2003 warb Powell schliesslich in einer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat unter Berufung auf die später diskreditierten Geheimdiensterkenntnisse um Zustimmung für den Irakkrieg. Im Ruhestand bezeichnete Powell diese Rede später als grossen Fehler.



Powell erklärte nach Bushs Wiederwahl im November 2004 seinen Amtsverzicht. Vor der Wahl 2008 überraschte der Republikaner seine Parteikollegen, als er sich für den demokratischen Kandidaten Barack Obama aussprach.

Kritiker von Donald Trump

Auch dem späteren republikanischen Kandidaten Donald Trump stand Powell kritisch gegenüber und er sprach sich schliesslich für die Demokratin Hillary Clinton aus. Vor der Wahl 2020 kündigte Powell an, für den Demokraten Joe Biden zu stimmen. Trump entferne sich von der Verfassung und werde «gefährlich für unsere Demokratie, gefährlich für unser Land», sagte Powell damals. «Er lügt über Dinge und er kommt damit durch, weil Menschen ihn nicht zur Rechenschaft ziehen», erklärte er weiter.

Nach dem Tod des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz 2020 äusserte sich Powell auch kritisch zum Problem des Rassismus in den Vereinigten Staaten. Powell kritisierte wiederholt auch Trumps feindselige Haltung gegenüber Immigranten.



Powell schloss 1958 seine Offiziersausbildung ab und wurde Leutnant im Heer der US-Streitkräfte. Von 1962 bis 1963 kämpfte er in Vietnam, wo er verwundet wurde. Bei seinem zweiten Vietnam-Einsatz 1968 befehligte er zunächst als stellvertretender Kommandeur ein Infanteriebataillon und war dann Stabsoffizier im Divisionshauptquartier. 1972 wurde er erstmals nach Washington versetzt und machte im Verteidigungsministerium Karriere.

Jahrzehntelang im Dienst der USA

Powell diente dem US-Militär rund 35 Jahre lang. Unter Ex-Präsident Ronald Reagan stieg Powell zum Leiter des Nationalen Sicherheitsrats im Weissen Haus auf. Während des ersten Irakkriegs 1991, unter dem damaligen Präsidenten George Bush senior, diente Powell als US-Generalstabschef. Ende 1993 ging er in den Ruhestand. Als Berater und Redner verdiente er Medienberichten zufolge jährlich Millionen US-Dollar, auch seine Biografie verkaufte sich gut.

Powell wurde mehrfach als möglicher Präsidentschaftskandidat der Republikaner gehandelt – etwa vor der Wahl 1996. Powell schien aber nie wirklich Interesse zu haben, sich als Kandidat in die politische Arena zu begeben.

Powell hinterlässt seine Frau Alma und drei erwachsene Kinder. Powell wurden zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen verliehen, darunter die Freiheitsmedaille des US-Präsidenten.

Colin Powell (rechts) war ein enger Vertrauter von US-Präsident George W. Bush.
Colin Powell (rechts) war ein enger Vertrauter von US-Präsident George W. Bush.
Bild: Keystone