Befragung zu Datenskandal Zuckerberg im Dauer-«Sorry»-Modus

SDA

10.4.2018 - 23:06

Ein Mea Culpa des Facebook-Geschäftsführers im US-Kongress: Zuckerberg übernimmt im Datenskandal um Cambridge Analytica die Verantwortung und kündigt Verbesserungen an. Ein möglicher Rücktritt vom Chefposten wird nicht debattiert.

Unter verbalem Beschuss von US-Senatoren hat sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg in einer Anhörung vorm Kongress gleich mehrfach für den jüngsten Datenskandal entschuldigt. Im Management des Konzerns seien viele Fehler gemacht worden, sagte er am Dienstag (Ortszeit). Facebook müsse härter daran arbeiten, dass die vom Netzwerk entwickelten Instrumente «auf guten und gesunden» Wegen genutzt würden. Eine Zusammenarbeit mit FBI-Sonderermittler Robert Mueller in der Russland-Affäre räumte er ein.

In einer fünfstündigen Befragung nahmen die Senatoren Zuckerberg wegen des Skandals um die Analysefirma Cambridge Analytica in die Mangel. Sie soll Daten von mehr als 80 Millionen Facebook-Nutzern ohne deren Wissen abgeschöpft haben und 2016 zugunsten des heutigen US-Präsidenten Donald Trump Einfluss auf das Wahlverhalten von Bürgern genommen haben.

Sichtlich nervös

Der Milliardär, ausnahmsweise in Anzug und Krawatte statt Jeans und T-Shirt, war während der ersten Anhörung seiner Karriere vor dem US-Kongress sichtlich nervös. Er entschuldigte sich wiederholt für begangene Fehler. Im Laufe der Befragung schien er jedoch an Selbstbewusstsein zu gewinnen. Am (heutigen) Mittwoch wird er in zweiter Runde vor Vertretern des Repräsentantenhauses aussagen.

«Es war mein Fehler, und es tut mir leid. Ich habe Facebook begonnen, ich betreibe es, und ich bin dafür verantwortlich, was hier passiert», so Zuckerberg. Aus seinen Notizen, auf die ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP einen kurzen Blick werfen konnte, schien hervorzugehen, dass der Unternehmer Fragen zu einem möglichen Rücktritt erwartete. Darin war vermerkt, das Netzwerk stehe vor einer «grossen Herausforderung», die aber gelöst werde.

Im Gegensatz zum traditionellen Selbstverständnis von Internetkonzernen als neutrale Plattformen betonte Zuckerberg die Verantwortung seines Unternehmens für die dort verbreiteten Inhalte. Facebook müsse eine «breitere Sicht» auf seine Verantwortung in der Welt einnehmen. Fortschritte bei künstlicher Intelligenz bedeuteten, dass Konzerne wie seiner darüber nachdenken müssten, fragwürdige Inhalte vorbeugend zu entfernen. Und damit beispielsweise nicht erst, nachdem ein Nutzer die Inhalte gemeldet habe, sagte er. Dies bringe aber moralische und rechtliche Fragen mit sich.

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