Regierungsstürmung in Brasilien Expertin: «Das war kein Staatsstreich»

Von Neva Brunner, Melina Dinkel und Monique Misteli

10.1.2023

Lateinamerika-Forscherin: «Das war kein Staatsstreich»

Lateinamerika-Forscherin: «Das war kein Staatsstreich»

Erst die USA, jetzt Brasilien: Ein Mob aus Rechtsextremen stürmt das Regierungsgebäude. Was heisst das für Brasilien und die Demokratie? Die Forscherin Yanina Welp vom Graduate Institute in Genf antwortet im Gespräch mit blue News.

10.01.2023

Erst die USA, jetzt Brasilien: Ein Mob aus Rechtsextremen stürmen drei Regierungsgebäude. Was heisst das für das Land und die Demokratie? Die Forscherin Yanina Welp antwortet im Interview mit blue News.

Von Neva Brunner, Melina Dinkel und Monique Misteli

Es waren wüste Szenen, die sich während der Erstürmung des brasilianischen Kongressgebäudes, Präsidentenpalastes und Obersten Gerichts ereigneten: Ultra-Rechte und Anhänger des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro haben am Sonntag die Regierungsgebäude in «El Planalto» in der Hauptstadt Brasília gestürmt.

1500 Festnahmen und geräumte Camps

Mittlerweile sind rund 1500 Personen festgenommen worden. Am Montag räumten Sicherheitskräfte ein Camp der Bolsonaro-Sympatisanten vor dem Militärkomplex in Brasília. Auch in anderen Grossstädten wie Rio de Janeiro und São Paulo gab es ebenfalls Festnahmen und Räumungen von weiteren Camps. Das melden das Justizministerium sowie brasilianische Medien.

Und nun?

Was heisst das nun für die Regierung und den seit Anfang Jahr amtierenden Luiz Ignazio Lula da Silva? Und ist die Demokratie, wie wir sie kennen, in Gefahr? Yana Welp antwortet im Interview mit blue News.

Zur Person

Yanina Welp ist Research Fellow am Albert Hirschman Centre on Democracy. Zwischen 2008 und 2018 war sie leitende Wissenschaftlerin am Zentrum für Demokratieforschung und Co-Direktorin des Zürcher Lateinamerika-Zentrums (2016–2019), beide an der Universität Zürich. Sie schloss 2015 ihre Habilitation an der Universität St. Gallen mit der venia legendi in Lateinamerikastudien ab und verfügt über zwei Bachelor-Abschlüsse in Sozialer Kommunikation und Politikwissenschaft der Universität Buenos Aires (Argentinien) sowie einen Doktortitel in Politik- und Sozialwissenschaften der Universität Pompeu Fabra (Spanien). Sie forscht unter anderem zu Demokratie und Demokratisierung, politischen Institutionen sowie Protest und soziale Bewegungen.