Fall erschüttert ÖsterreichFrau stirbt, weil vier Kliniken sie abweisen
Sven Ziegler
28.10.2025
Die Frau kam erst zu spät ins Spital. (Symbolbild)
KEYSTONE
Eine 54-jährige Frau erleidet in Oberösterreich einen Riss der Hauptschlagader. Vier Spitäler lehnen ihre Aufnahme ab, weil Betten oder Personal fehlen. Zwei Stunden später ist sie tot – nun steht das Gesundheitssystem unter Druck.
Redaktion blue News
28.10.2025, 11:30
Sven Ziegler
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Eine Patientin mit Aortendissektion starb, weil vier Krankenhäuser in Österreich ihre Aufnahme verweigerten.
Die Kliniken begründeten ihre Absagen mit fehlenden Intensivbetten und Überlastung.
Die Politik spricht von einem «Versagen des Systems» und fordert eine lückenlose Aufklärung.
Der Tod einer 54-jährigen Frau in Oberösterreich hat eine landesweite Debatte über die Überlastung des Gesundheitssystems ausgelöst. Die Patientin war am 14. Oktober mit starken Brustschmerzen in die Notaufnahme des Spitals in Rohrbach eingeliefert worden. Die Diagnose war eindeutig – und lebensbedrohlich: Aortendissektion, ein Riss der Hauptschlagader, bei dem jede Minute zählt.
Doch das Bezirkskrankenhaus war für eine solche Notoperation an der Aorta nicht ausgerüstet. Wie mehrere österreichische Medien berichten, telefonierten die Ärztinnen und Ärzte daraufhin mit fünf Kliniken in Ober- und Niederösterreich sowie Bayern. Vier Spitäler – darunter Linz, St. Pölten, Passau und Wels-Grieskirchen – lehnten die Aufnahme ab. Begründung: kein freies Intensivbett oder bereits überlastete Chirurgieabteilungen.
Hilfe kam zu spät
Erst die Universitätsklinik Salzburg erklärte sich bereit, die Patientin zu übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt war die Frau jedoch bereits zu instabil für einen Transport. Zwei Stunden nach der Einlieferung starb sie im Spital von Rohrbach.
In ihrem Heimatort erinnert inzwischen ein Foto in der Kirche an die Verstorbene. Angehörige und Nachbarn sprechen von einem «unfassbaren Versagen».
Gesundheitsministerin fordert Untersuchung
Die Politik reagierte mit scharfer Kritik. Peter Binder, SPÖ-Aufsichtsrat der Oberösterreichischen Gesundheitsholding, sprach von einem «beispiellosen Versagen unseres Gesundheitssystems». Gesundheitsministerin Christina Haberlander kündigte eine vollständige Untersuchung des Falls an:
«Es muss geklärt werden, wie in einem modernen Gesundheitssystem ein Mensch sterben kann, weil kein Platz gefunden wird.»
In den kommenden Tagen sollen sich Vertreterinnen und Vertreter der Länder-Gesundheitsministerien beraten, wie künftig Notfallkapazitäten besser koordiniert werden können.
Der Fall rückt ein strukturelles Problem in Österreichs Spitälern ins Licht: Während Operationsteams oft rund um die Uhr im Einsatz sind, fehlen vielerorts freie Intensivplätze und Pflegepersonal, um Notfälle adäquat zu versorgen.