«Ich kämpfe um mein Überleben»Für ihr Leben im Luxus nimmt dieses Ehepaar Senioren gnadenlos aus
Sven Ziegler
17.10.2025
Privatjet auf Kosten der Alten: Mark und Nicola Rowe.
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Privatjets, Villen, teure Kunst – und Tausende betrogene Rentner: Ein britisches Ehepaar lebte jahrelang im Luxus, während ihre Opfer um ihre Ersparnisse gebracht wurden. Nun kommt der grösste Timeshare-Betrug Grossbritanniens vor Gericht.
Ein Haus mit Stallungen, Reisen im Privatjet, Kunstwerke von L. S. Lowry an den Wänden – Mark und Nicola Rowe führten das perfekte Luxusleben. Doch hinter der glänzenden Fassade lag ein System aus Täuschung, Druck und Verzweiflung: Tausende ältere Menschen verloren durch sie ihr gesamtes Vermögen.
Wie die britische Zeitung «The Sun» berichtet, betrieben die Rowes über Jahre hinweg einen der grössten Timeshare-Betrugsfälle des Landes. Sie gaben sich als Retter für Rentner aus, die ihre Ferienbeteiligungen loswerden wollten – und versprachen lukrative Alternativen. In Wahrheit organisierten sie ein aufwändig inszeniertes Täuschungsnetz, das Opfer gezielt in die Falle lockte.
Ihre Masche war ebenso raffiniert wie skrupellos: Senioren wurden nach Teneriffa geflogen, untergebracht in Hotels mit seriösem Anstrich – und dort über Stunden hinweg in Verkaufsgespräche verwickelt. In modernen Büros mit geschultem Personal und Hochglanzbroschüren wirkten die Angebote glaubwürdig. Doch die versprochenen «Monster Credits», mit denen man Timeshares gegen vermeintliche Ferienrabatte tauschen konnte, waren wertlos.
Betrüger überliessen nichts dem Zufall
Viele investierten ihre gesamten Ersparnisse – teils bis zu 80’000 Pfund, umgerechnet rund 85'000 Franken. Insgesamt sollen 3583 Menschen auf das Paar hereingefallen sein. Einige nahmen Kredite auf, um ihre angebliche Zukunftsinvestition zu finanzieren. Das Geld floss in den luxuriösen Lebensstil der Rowes: Privatschulen für 110’000 Pfund, eine Villa im Wert von zwei Millionen, ein Privatjet für 26’000 Pfund pro Flug.
Dabei liessen die Betrüger nichts dem Zufall. Sie nutzten einen Teil der Beute, um die Fassade aufrechtzuerhalten – investierten in Werbung, Websites und Angestellte, die selbst nichts vom Betrug wussten. Sogar die britische Schauspielerin Julie Peasgood wurde als Werbebotschafterin engagiert – ohne zu ahnen, dass sie eine Betrugsfirma bewarb.
Täter müssen jetzt vor Gericht
Nach einer sechsjährigen Ermittlung endete der Fall nun am Southwark Crown Court in London. Mark Rowe wurde zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt; der Richter nannte ihn einen «korrumpierenden Einfluss», der eine «Spur des Elends» hinterlassen habe. Seine Frau Nicola, die sich der Geldwäscherei schuldig bekannte, soll noch diese Woche ihr Strafmass erhalten. Weitere 13 Komplizen erhielten teils mehrjährige Haft- oder Bewährungsstrafen.
Ein Opfer beschrieb das Ausmass der Zerstörung gegenüber der «Sun» mit erschütternden Worten: «Ich sollte jetzt meinen Ruhestand geniessen. Stattdessen kämpfe ich ums Überleben. Ich kann nicht einmal meine Miete bezahlen.»
Einige der Geschädigten erlebten die Urteile nicht mehr – sie starben, bevor der Prozess abgeschlossen war.