Langfristige AgendaDarum pumpt Katar Millionen in europäische Moscheen
uri
21.11.2022
Bei der Fussball-WM klotzt Katar mit Milliarden – und auch in der Schweiz investiert das Emirat Millionen, um seinen Einfluss geltend zu machen. Hierzulande geht es vor allem um die Förderung des Islams.
uri
21.11.2022, 16:11
uri
Katar hat über eine seiner NGOs den Bau von Moscheen in La Chaux-de-Fonds, Biel, Lugano und Genf mit fast vier Millionen Euro finanziert – das hat der französische Journalist Christian Chesnot für das Buch «Qatar Papers» recherchiert.
Laut Chesnot hat zudem eine andere NGO des Emirats den Genfer Prediger Tariq Ramadan über viele Jahre hinweg als «Berater» bezahlt. Insgesamt schätzen er und sein Kollege Georges Malbrunot die Zahl der Projekte zur Finanzierung von Moscheen in ganz Europa für 2019 auf 140.
In einem Interview mit den Zeitungen der ESH-Gruppe erklärt der Spezialist für den Nahen Osten, was Katar mit diesen Investments, aber auch der Fussball-WM im eigenen Land bezweckt.
Meister der «Soft Power»
Das kleine Emirat sei ein Meister im Einsatz von «Soft Power» und versuche vor allem, auf der internationalen Bühne zu bestehen, so Chesnot. Dabei betreibe das Land aber auch «ein echtes Bekehrungsunternehmen». Indes sei Katar niemals nur «weiss oder schwarz», denn der Emir gelte etwa in Sachen Religionsfreiheit eher als aufgeklärt.
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18.11.2022
Vor dem Hintergrund der oben genannten Aktivitäten würden sich aber natürlich Fragen stellen, findet Chesnot. Am Kauf von Hotels, Geschäften und Sportvereinen in Lausanne, Paris und Barcelona, gebe es nichts auszusetzen, denn das gehöre zum Geschäft.
Hinterfragen müsse man aber schon, warum das kleine Land an so vielen Moscheeprojekten im Ausland beteiligt sei oder auch an einem muslimischen Gymnasium in Frankreich und einem Ausbildungszentrum für Imame. Allein in Frankreich habe die Organisation Qatar Charity zwischen 2008 und 2019 rund 30 Millionen Euro an 22 islamische Vereinigungen oder Zentren vergeben, darunter die Moschee von Mulhouse.
Im Visier: die Olympischen Spiele 2036
Der Experte sieht dahinter das Bestreben, Einfluss zu erwerben. Die Kataris wollten «Netzwerke der Treue und Loyalität schaffen». In dieser Grauzone verberge sich zugleich aber auch ein veritables Missionierungsunternehmen, das sich nicht auf die Finanzierung des Islams in Europa beschränke.
Denn Doha finanziere zusammen mit der NGO Qatar Charity neben Brunnenprojekten auch Moscheen in Afrika. In Ländern wie Niger, Senegal oder Mali gehe es dabei offensichtlich nicht um die «Verbreitung eines Islams der Aufklärung», vermutet Chesnot.
Für Chesnot ist dabei auch die Fussball-WM von Beginn an als «Soft-Power-Operation» konzipiert. Das Ereignis stelle das Land in Bezug auf Alkohol oder ausserehelichenSex zwar durchaus vor spannungsreiche Fragen. Doha scheine davor aber keine Angst zu haben, sagt Chesnot. Die WM werde hier als Sprungbrett für die Olympischen Spiele 2036 verstanden.