Coronakrise in BrasilienGangster setzen in Favelas Ausgangssperren durch
Von Philipp Dahm
27.3.2020
Während Jair Bolsonaro die Corona-Krise als Verschwörung abtut, nehmen die Brasilianer die Gefahr ernst. Gouverneure verweigern dem Präsidenten die Gefolgschaft – und Gangs wollen Ausgehverbote durchsetzen.
Als am 12. März bekannt wird, dass der Pressesprecher des Präsidenten an Covid-19 erkrankt ist, macht das manchem besorgten Brasilianer Hoffnung. Nicht weil sie Fabio Wajngarten dieses Schicksal gönnen würden, sondern weil sie hoffen, dass Jair Bolsonaro endlich aufwacht – und die weltweite Corona-Krise ernst nimmt.
Sie haben sich getäuscht. «Wenn man Fussball und anderes verbietet, verfällt man in Hysterie. Solche Verbote können die Ausbreitung nicht eindämmen», predigt der Staatschef am Sonntag, den 15. März, von der Fernsehkanzel. Die Ratschläge seiner Fachleute, soziale Kontakte zu meiden, schlägt Bolsonaro in den Wind: Der Populist schüttelt vor dem TV-Interview in der Öffentlichkeit demonstrativ Hände.
Es vergehen noch mal zwei Tage, bis der Druck auf den 65-Jährigen gross genug und der Notstand ausgerufen wird – eine Grundvoraussetzung, damit Sondermittel etwa für die Anschaffung von Covid-19-Tests fliessen können. In der Bevölkerung hat der Präsident derweil Rückhalt verloren: nicht weil Matches ausfallen, sondern weil die Menschen mit dem Krisenmanagement des Ex-Militärs unzufrieden sind.
Brazilians bang pots and pans from their balconies to protest Jair Bolsanaro’s handling of the coronavirus pandemic 🔊 pic.twitter.com/lwCmxqfd27
Während die Schweizer sich auf Balkonen versammeln, um Ärzten und Pflegepersonal per Applaus Tribut zu zollen, sammeln sich die Brasilianer, um mit Topfschlagen ihren Unmut mit der Regierung auszudrücken. Das schlägt sich in den Umfragewerten nieder: Anfang der Woche finden bloss 34 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage, Bolsonaro reagiere «gut» oder «sehr gut» auf die Pandemie.
Shoot the Messenger
Der fünffache Vater reagiert, indem er den Überbringer der schlechten Botschaft angreift. Am vergangenen Sonntag hält Bolsonaro erneut TV-Gericht und beschuldigt im Interview Medien und Oppositionelle der Manipulation der Massen.
«Die Leute werden sehr bald sehen, dass sie, wenn es um das Coronavirus geht, von Gouverneuren und grossen Teilen der Presse getäuscht worden sind», sagt er, obwohl zu jenem Zeitpunkt bereits über 1'500 Infektionen im Land bekannt und 25 Menschen gestorben sind.
«Bolsonaro, der Regenwald gehört nicht dir»: Demonstranten am Freitag in Zürich.
Bild: Keystone/Melanie Duchene
«Unsere Lunge brennt»: Kundgebung für einen besseren Klimaschutz in Zürich und anderen Schweizer Städten. Die politischen Akteure werden zum Handeln aufgefordert.
Bild: Keystone/Melanie Duchene
Klartext an der Klimaschutzkundgebung in Zürich.....
Bild: Keystone/Melanie Duchene
Mehrere 100 Personen nahmen am Protest in Zürich gegen die Amazonas-Politik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro teil.
Bild: Keystone/Melanie Duchene
Mehr noch: Das seit sechs Wochen anhaltende, sonntägliche Topfschlagen wie auch die schlechten Umfragewerte seien das Ergebnis einer Intrige, glaubt Bolsonaro. «Es ist eine schamlose Kampagne, eine kolossale und absurde Kampagne gegen den Kopf des Staates. Sie wollen mich rausdrängen – auf welchem Weg auch immer.»
Grossstädte ergreifen die Initiative
Zwischen Sonntag und Mittwoch steigen die Zahlen der Infektionen und Toten auf 2'433 und 57 an.
Sie müssten höher sein, wenn mehr Menschen handeln würden, wie es Bolsonaro am Vortag in einer landesweiten TV-Ansprache empfohlen hat. Das Virus sei nur für die Generation Ü60 ein Problem, wobei ihm als 65-Jährigen wegen seiner «Vorgeschichte als Athlet» keine Gefahr drohe. Und auch andere Viren würden töten, wegen denen werde aber «nicht so viel Aufhebens» gemacht.
Die Fallzahlen wären wohl noch höher, würden sich die Gouverneure der grossen Bundesstaaten nicht widersetzen: In Rio de Janeiro und São Paulo sind Geschäfte geschlossen und der Nahverkehr eingestellt worden.
Umdenken: Polizisten vertreiben per Helikopter Touristen vom Strand.
Selbst das Militär unterstützt eine Ausgangsperre, doch Bolsonaro will der Wirtschaft keine Steine in den Weg legen. Am Donnerstag verfügt der Präsident per Dekret, dass Kirchen trotz Ausgangssperren weiterhin Messen abhalten dürfen.
Gangs als Gesundheitspolizei
Ob der staatlichen Ignoranz ist es sogar so weit gekommen, dass kriminelle Gangs plötzlich zur Gesundheitspolizei werden. «Wenn die Regierung nicht das Richtige tut, tut es das organisierte Verbrechen», heisst es nun in Rio de Janeiro.
Ein Aufruf im Internet liest sich wie folgt: «Achtung, Bewohner von Rio das Pedras, Muzema und Tijuquinha! Ausgangssperre ab 20 Uhr. Wer danach auf der Strasse gesehen wird, wird lernen, die nächste [Ausgangssperre] zu respektieren.»
Gangs in the Rio de Janeiro favelas have enforced a lockdown from 8pm tonight. The statement reads: "If the government won't do the right thing, organised crime will" pic.twitter.com/dK0wtAR3KA
In anderen Drohungen steht lokalen Medien zufolge noch, die Gangs wollten «nur das Beste für die Bevölkerung». 1,5 Millionen Menschen leben dicht gedrängt in Rios Favelas, in denen Schulen und Geschäfte geschlossen sind. Die erste Infektion ist in Brasilien am 26. Februar nachgewiesen worden. Inzwischen sind 2'988 Infizierte und 77 Todesopfer zu beklagen.
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Bild: KEYSTONE
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Bild: Georg Wendt/dpa
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Bild: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Bild: Stefan Jaitner/dpa
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
Bild: Cecilia Fabiano/dpa
Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
Bild: Julian Stratenschulte/dpa
Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Abgeschirmte Speisekuppel. So geht es auch. Im israelischen Jerusalem speisen Restaurantbesucher abgeschirmt von anderen Gästen in einer Kuppel. Israel plant trotz anhaltend hoher Infektionszahlen erste Lockerungen einleiten. (06.02.2021)
Bild: Muammar Awad/XinHua/dpa
Ein überfluteter Platz beim Flussufer in Saint-Ursanne. Der Fluss Doubs trat nach starken Regenfällen über die Ufer. (31.1.2021)
Bild: Keystone
Während einer Demonstration gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny führen russische Polizisten einen Mann ab. (31.1.2021)
Bild: Aleksander Khitrov/AP/dpa
Imposante Kulisse: In Los Angeles können sich die Menschen unter anderem auf dem Parkplatz des Dodger Stadium gegen Corona impfen lassen. (31.1.2021)
Bild: Damian Dovarganes/AP/dpa
Mehr als zwei Kilometer durch den eiskalten Bodensee: Der Extremschwimmer Paul Bieber hat mit seinem Versuch den deutschen Rekord im Distanz-Eisschwimmen gebrochen. Der 37-Jährige schwamm bei unter fünf Grad Wassertemperatur 2210 Meter weit. 43,03 Minuten brauchte er dafür. (30.1.2021)
Bild: Felix Kästle/dpa
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
Vor einem pittoresken Wolkenhimmel zeigt Max Ross auf einer Slackline im Hillcrest Park im kalifornischen Fullerton sein Können. (30.1.2021)
Bild: Mark Rightmire/The Orange County Register/dpa
Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11‘050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Bild: Frank Glaw/SNSB-ZSM/dpa
Und dann hatte Hamburg eine Mülldeponie mehr: Im Stadtteil Norderstedt der Hansestadt türmt sich in einem Gewerbegebiet bis zu sechs Meter Müll wie Bauschutt, Teerpappe, Dämmstoffe, Asbest und anderes. Der Unternehmer, der dort bestimmte Stoffe nur zwischenlagern durfte, ist verschwunden. Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach ihm. (27.1.2021)
Bild: Christian Charisius/dpa
«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Bild: Noah Berger/AP/dpa
Gedenken: Die New Yorker Verkehrsbetriebe ehren 136 Mitarbeiter, die am Coronavirus gestorben sind, mit einer digitalen Gedenkstätte an 107 U-Bahn-Stationen – wie hier in der Moynihan Train Hall im New Yorker Stadtteil Manhattan. (29.1.2021)
Bild: John Minchillo/AP/dpa
Schlange an der Notaufnahme: Rettungssanitäter warten vor dem Santa Maria Krankenhaus in Lissabon, um Covid-19-Patienten zu übergeben. Portugal gehört momentan zu den Ländern mit den weltweit höchsten Neuinfektionszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. (28.1.2021)
Bild: Armando Franca/AP/dpa
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Bild: Keystone
Strand ohne Leben: Ein Bademeister arbeitet am leeren Strand von Palma auf Mallorca. Derzeit gibt es Corona-bedingt kaum Touristen auf der Ferieninsel. (28.1.2021)
Bild: Mar Granel Palou/dpa
Da kann man auch grosse Augen machen: Auf einer österreichischen Landstrasse ist eine Waldohreule mit einem Auto zusammengestossen. Der Vogel überstand den Crash mit dem Bruch eines Flügels und wird derzeit auf einer Greifvogelstation aufgepäppelt. (28.1.2021)
Bild: APA/Keystone
Phantompatienten: An der Universität Leipzig warten Dummys mit einem Metallkopf, in den künstliche Gebisse hineingeschraubt werden können, auf Zahnmedizinstudenten. (28.1.2021)
Bild: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Bild: Ken Bohn/San Diego Zoo Global/dpa
Auf glühenden Kohlen: Ein Mann produziert im Gaza-Streifen beim dort grössten Produzenten Holzkohle. Als bestes und teuerstes Holz für diesen Zweck gilt das von Zitrusbäumen, aber auch das von Olivenbäumen wird gerne verwendet. (26.1.2021)
Bild: Keystone
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Bild: Eugene Hoshiko/AP/dpa
Schnack beim Snack: Fischer Willy Rivas scherzt im peruanischen Lima mit einem Freund beim Essen in der Fischerbucht in Chorrillos. (26.1.2021)
Bild: Rodrigo Abd/AP/dpa
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Bild: Slamet Riyadi/AP/dpa
Stausee verkommt zu «fliessenden Müllhalde: Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Bild: Darko Vojinovic/AP/dpa
Dickschädeltest: Stirn an Stirn messen zwei Rinder im deutschen Naturschutzgebiet Boberger Niederung ihre Kräfte. (25.1.2021)
Bild: Daniel Bockwoldt/dpa
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Bild: Kapo TG
Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
Bild: Peter Dejong/AP/dpa
Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Bild: KEYSTONE
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Bild: Keystone
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Bild: Bruna Prado/AP/dpa
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Bild: Brenton Edwards/ADELAIDE ADVERTISER/AAP/dpa
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