Ein Freund des getöteten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi veröffentlicht einen gemeinsamen WhatsApp-Chat. Khashoggi findet darin drastische Worte für den saudischen Kronprinzen. Der Chat soll durch saudische Behörden gehackt worden sein.
Der regierungskritische saudische Journalist Jamal Khashoggi hat sich vor seiner Ermordung ausgiebig in einem WhatsApp-Chat mit seinem in Kanada lebenden Mitstreiter und Freund Omar Abdulasis ausgetauscht. Der 27-jährige Abdulasis hat dem US-Nachrichtensender CNN daraus über 400 Botschaften zugespielt.
Wie CNN berichtet, findet Khashoggi in Text-, Sprach- und Videonachrichten deutliche Worte zum saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman. An verschiedenen Stellen bezeichnet Khashoggi den Kronprinzen als «eine Bestie», als einen «‹Pac-Man›, der immer mehr Opfer will, je mehr er bereits gefressen hat». Auch meint Khashoggi in derselben Nachricht, er «wäre nicht überrascht, wenn die Unterdrückung auch diejenigen erreicht, die ihm zujubeln».
Bewegung im Internet geplant
Abdulasis, der seit 2014 in Kanada im Exil lebt, plante gemeinsam mit Khashoggi eine Bewegung um Internet. Junge Saudis sollten sich hier zusammenfinden, um staatliche saudische Propganda durch Trolle in den sozialen Netzwerken zu enttarnen. Khashoggi wollte zu diesem Zweck angeblich selbst 30'000 Dollar beisteuern und Geld von reichen Spendern eintreiben.
Bereits im August waren Khashoggi und Abdulasis laut dem CNN-Bericht davon überzeugt, dass saudische Behörden ihren Chat mitlasen. Auf die Äusserung des Verdachts durch Abdulasis schrieb Khashoggi: «Gott helfe uns.» Rund zwei Monate später verschwand der Journalist nach einem Termin im saudiarabischen Konsulat in Istanbul.
Wissenschaftler der Universität von Toronto sollen das Smartphone von Abdulasis inzwischen analysiert haben. Sie seien zu dem Ergebnis gekommen, dass es mittels Spionage-Software gehackt wurde.
«Diese Schuld wird mich umbringen»
«Das Hacken meines Telefons spielt eine entscheidende Rolle, für das, was mit Jamal passierte» erklärte Abdulasis gegenüber CNN. «Diese Schuld wird mich umbringen.» Am Sonntag reichte er Klage gegen die israelische Überwachungsfirma ein, die die Spionagesoftware entwickelt haben soll.
Laut der Klage habe er 2018 einen Link erhalten und diesen angeklickt. Durch die Hacker-Technologie hätten die saudischen Behörden Zugang zu der Kommunikation auf seinem Mobiltelefon erhalten. Die Offenlegung der Nachrichten zwischen Khashoggi und ihm durch die Software habe bedeutend zu der Entscheidung beigetragen, Khashoggi zu töten.
Abdulasis fordert Schadenersatz sowie das Verbot, die Smartphone-Hacking-Technologie namens «Pegasus» an Saudi-Arabien zu verkaufen.
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