«Eine dominante Figur» Giuliani - vom moderaten Bürgermeister zum bissigen Trump-Versteher

AP

6.5.2018

Alte Freunde: US-Präsident Donald Trump und sein neuer Anwalt, der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani. (Archivbild)
Alte Freunde: US-Präsident Donald Trump und sein neuer Anwalt, der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani. (Archivbild)
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Als neuer Anwalt von US-Präsident Trump hat Rudy Giuliani einen aggressiven Start hingelegt. Sein Ton ähnelt dem seines Chefs, der ihn wiederum schon zum Anfang zurückpfeifen musste.

Früher war er bekannt als «Bürgermeister Amerikas» und wurde hoch gelobt für seinen positiven Einfluss auf eine Stadt unter Schock - New York nach dem 11. September 2001. Nun ist Rudy Giuliani zum harten neuen Gesicht des Anwaltsteams von US-Präsident Donald Trump geworden. Als sein neuer Rechtsbeistand hat Giuliani sofort die Attacken des Präsidenten auf das Justizministerium verschärft. Für Brisanz sorgten seine Bemerkungen in der Affäre Stormy Daniels - auch bei Trump selbst, der ihn persönlich korrigierte.

New-York-Connection

Die beiden Männer sind schon lange über eine spezielle New-York-Connection verbandelt. Giulianis Offensiven im Fernsehen unterstreichen seine Wandlung vom moderaten republikanischen Oberhaupt einer liberalen Stadt zum hitzigen konservativen Helden. Er rief zu einer strengen Begrenzung der Russland-Untersuchungen von FBI-Sonderermittler Robert Mueller auf und stellte die juristische Strategie des Weissen Hauses auf den Kopf. Offenbar sehen sowohl Giuliani als auch Trump eine existenzielle Bedrohung für die Präsidentschaft.

«Berichte über geheime Absprachen mit Russland sind totale Fake News», sagte der ehemalige Staatsanwalt jüngst im Sender Fox News. «Leider sind sie zur Grundlage der Ermittlung geworden. Und Mueller schuldet uns einen Bericht, der klarstellt, dass es keine geheimen Absprachen mit Russland gegeben hat.» Die gesamte Untersuchung sei total unnötig gewesen, beklagte er.

Dominante Figur an Trumps Seite

Giuliani war rasch zur dominanten Figur von Trumps umgebauten Anwaltsteam geworden, in dem der Präsident seinen politischen inneren Zirkel mit fernsehtauglichen Gesichtern aufstockt. Beide Männer kamen in den vergangenen Tagen mehrfach zu privaten Unterredungen zusammen. Dabei fachte Giuliani nach Angaben aus informierten Kreisen Trumps Ärger über Muellers Ermittlungen weiter an. Er riet dem Präsidenten davon ab, gegenüber Mueller eine Aussage zu machen. Und er warnte Trump davor, dass dessen langjähriger persönlicher Anwalt Michael Cohen die Seiten wechseln könnte - er solle die Kommunikation mit ihm lieber einstellen.

Neue Kommunikationsstrategien

Nach einer FBI-Razzia in Cohens Büro und Wohnhaus schien Giuliani zudem die Kommunikationsstrategie im Fall Stormy Daniels zu ändern. Hintergrund ist eine Schweigegeldzahlung von 130 000 Dollar, die Cohen an die Pornodarstellerin zahlte, damit diese nicht über eine angebliche Affäre mit Trump redete. In einem Interview mit Fox-Moderator Sean Hannity erklärte Giuliani, der Präsident habe von der Zahlung gewusst und Cohen das Geld zurückerstattet. Damit sei klargestellt, dass es sich nicht um Wahlkampfmittel gehandelt habe.

Auch von anderen bisherigen Erklärungen aus dem Weissen Haus wich Giuliani ab. Trump habe im vergangenen Jahr FBI-Direktor James Comey entlassen, weil dieser den Präsidenten nicht öffentlich vom Vorwurf des Fehlverhaltens in der Russland-Affäre habe freisprechen wollen, sagte er. Präsidententochter Ivanka Trump würde er verteidigen, deren Ehemann Jared Kushner sei aber «verzichtbar». Zugleich verspottete er die Beamten, die Cohens Büro durchsuchten - und damit indirekt auch die Staatsanwaltschaft von Manhattan, die den Einsatz genehmigt hatte und die er selbst in der Vergangenheit geleitet hatte.

«Ein grossartiger Typ»

Interessant war denn auch die Reaktion von Trump. Am Freitag sagte er mit Blick auf Giuliani und die Affäre Stormy Daniels, Giuliani müsse noch einige Fakten klären. Er sei «ein grossartiger Typ, aber er hat erst vor einem Tag angefangen». Trump fügte hinzu, «praktisch alles», was über Zahlungen an die Pornodarstellerin berichtet worden sei, sei falsch. Und zugleich bekräftigte er, sehr gerne mit dem Sonderermittler Robert Mueller sprechen zu wollen. Es müsse aber sichergestellt werden, dass er fair behandelt werde.

Kenner der politischen Szene werten die Aussagen Giulianis als eine Überraschung. «Es ist ein anderer Rudy», sagt etwa George Arzt. Er ist der früherer Pressesprecher des Demokraten Ed Koch, eines Vorgängers von Giuliani als New Yorker Bürgermeister. «Er war schon immer taff, aber seit er Ambitionen auf Bundesebene hat, hat er sich geändert.» Weil er sich an Trump gebunden habe, sei von seiner Beliebtheit in seiner Heimatstadt nichts mehr übrig.

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