Heftige Kämpfe in KurskKreml ist siegessicher, aber sogar Putins eigene Leute zweifeln
dpa
7.8.2024 - 14:53
Die Lage in der Region Kursk ist unübersichtlich. Der Kreml spricht nach aussen von einer klaren Situation – doch eigene Militärblogger widersprechen.
DPA
07.08.2024, 14:53
07.08.2024, 14:59
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
In der Region Kursk halten die Kämpfe an.
Die Lage ist unübersichtlich.
Das russische Verteidigungsministerium spricht von «Vernichtung», Militärblogger hingegen sagen, die Ukraine sei tief ins russische Gebiet vorgestossen.
Angesichts der seit Dienstag anhaltenden Angriffe ukrainischer Kräfte auf die westrussische Grenzregion Kursk hat Russlands Präsident Wladimir Putin Kiew eine «gross angelegte Provokation» vorgeworfen. «Wie Sie wissen, hat das Kiewer Regime eine weitere gross angelegte Provokation unternommen», sagte Putin am Mittwoch in einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit Regierungsvertretern. Die Ukraine feuere auch auf zivile Ziele.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, etwa 300 ukrainische Soldaten seien unterstützt von elf Panzern und mehr als 20 gepanzerten Fahrzeugen über die Grenze vorgestossen. Sie seien aber nicht weit gekommen und hätten schwere Verluste erlitten.
Armee und Grenzschutz seien noch dabei, die Eindringlinge zu vernichten. Russland werde siegen, so das Verteidigungsministerium. Überprüfen liessen sich diese Angaben nicht. Ukrainische Regierungsvertreter verweigerten einen Kommentar.
Belege werden angezweifelt
Doch russische Militärblogger, die sich als Kenner der Kriegslage erwiesen haben, beurteilen die Lage anders. Sie teilten ebenfalls mit, ukrainische Soldaten seien in Kursk. Der Telegram-Kanal Rybar des pensionierten Presseoffiziers Michail Swintschuk schrieb, ukrainische Truppen hätten drei Siedlungen in der Region eingenommen und kämpften sich weiter vor. Der kremlnahe Militärblog «Zwei Majore» schrieb, ukrainische Soldaten seien bis zu 15 Kilometer in die Region vorgedrungen – ein deutlicher Widerspruch zum Verteidigungsministerium. Auch diese Angaben waren nicht zu überprüfen.
Das in Washington beheimatete Institute for the Study of War bezweifelte die Echtheit von Aufnahmen, mit denen russische Militärblogger die Angriffe belegen wollen. Die meisten der gezeigten Schäden «scheinen das Ergebnis eines routinemässigen ukrainischen Beschusses zu sein und deuten nicht auf Bodenaktivitäten in dem Gebiet hin», schrieb das ISW und erklärte, es könne nicht bestätigen, dass die auf Bildern gezeigten beschädigten und verlassenen Fahrzeuge aus der Ukraine stammten.
Wegen dem Kämpfen hat der dortige Gouverneur die Einwohner zu Blutspenden aufgerufen. Die Region verteidige sich heldenhaft, schrieb Alexej Smirnow auf Telegram, Notfalldienste seien in Alarmbereitschaft, die Blutbanken stockten ihre Bestände auf.
Weitere Ausdünnung?
Falls die Berichte über einen Vorstoss nach Russland zutreffen, versucht die Ukraine womöglich, russische Reserveverbände in das Gebiet zu locken und so die russischen Angriffe in der ostukrainischen Region Donezk zu schwächen. Allerdings könnten wegen einer solchen Aktion die ohnehin unterlegenen ukrainischen Truppen an der mehr als 1000 Kilometer langen Front weiter ausgedünnt werden.
Bereits im vergangenen Jahr waren Verbände undurchsichtiger Herkunft nach Russland vorgestossen. Nach ukrainischen Angaben handelte es sich um die ausschliesslich aus Russen zusammengesetzten Gruppen «Russisches Freiwilligenkorps» und «Legion Freiheit Russlands». Diese wurden zwar schliesslich zurückgeschlagen, richteten jedoch Schäden an und brachten die russischen Behörden in Verlegenheit.