dpatopbilder - Palästinenser, die bei der israelischen Bombardierung des Gazastreifens verwundet wurden, warten vor dem Grenzübergang Rafah nach Ägypten. Verwundete und kranke Palästinenser dürfen den Gazastreifen zur medizinischen Behandlung verlassen. Foto: Jehad Alshrafi/AP/dpa
Keystone
Erstmals seit fast neun Monaten ist der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wieder geöffnet worden. Mehrere Patienten wurden aus Gaza über Rafah zur ärztlichen Behandlung nach Ägypten gebracht, wie Sicherheitskreise und der Ägyptische Rote Halbmond bestätigten. Der staatsnahe TV-Sender Al-Kahira News zeigte Bilder der ausreisenden Patienten. Zunächst sollten rund 50 von ihnen Gaza verlassen.
Keystone-SDA
01.02.2025, 13:24
SDA
Der einzige Grenzübergang, der nicht über israelisches Gebiet führt, wurde geschlossen, nachdem Israels Armee dort im vergangenen Mai auf palästinensischer Seite die Kontrolle übernommen hatte.
Al-Kahira News zufolge wurden zunächst ein Junge mit einer Immunkrankheit in Begleitung seiner Mutter sowie ein Mädchen, der ein Bein amputiert werden sollte, nach Ägypten gebracht. Sie fuhren in Krankenwagen auf der palästinensischen Seite in den Transitbereich des Übergangs ein, wo ägyptische Krankenwagen auf sie warteten. Mit solchen Transfers hatten Kranke und Verletzte das Gebiet auch vor der Schliessung Rafahs verlassen.
Der Grenzübergang ist für die Ausreise verletzter und kranker Menschen zur Behandlung in Ägypten und anderen Ländern ebenso wichtig wie für die Einfuhr von Hilfsgütern nach Gaza. Dort leiden nach UN-Angaben rund zwei Millionen Menschen an Hunger.
Es gab zunächst aber keine Hinweise darauf, dass auch die Hilfslieferungen nach Gaza über Rafah wieder starten würden. Diese kommen seit Monaten nur über von Israel kontrollierte Übergange nach Gaza.
2.500 Kinder brauchen dringend medizinische Hilfe
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde in Gaza veröffentlichte Bilder, wie eine Gruppe von Kranken und Verletzten nach Rafah gefahren werden. Dem TV-Sender Al Jazeera zufolge sollten rund 50 Patienten mit Krebs- und Herzerkrankungen ausreisen können. Diese Zahl bestätigte auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, die die Ausreisenden mit einem Team vor Ort unterstützte. Al-Kahira News berichtete, dass rund 100 Menschen ausreisen würden, darunter Kranke, Verletzte und deren Begleitpersonen.
Insgesamt benötigen nach WHO-Angaben 12.000 bis 14.000 Personen dringend medizinische Hilfe, die im Gazastreifen nicht geleistet werden kann. Darunter seien mindestens 2.500 Kinder. Es geht um Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten oder Kriegsverletzungen.
3.000 Lastwagen stehen bereit
Die Wiedereröffnung des Grenzübergangs Rafah gehört zu einer Drei-Phasen-Vereinbarung zwischen der Hamas und Israel zur Beendigung des Gaza-Kriegs. Dem Ägyptischen Roten Kreuz zufolge wurden auch 3.000 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern im Sinai für die Einreise nach Gaza über den Rafah-Übergang vorbereitet.
Bisher fahren die Lkw von Rafah unter anderem zum Übergang Kerem Schalom, der über israelisches Gebiet führt. Dort werden sie untersucht und die Güter für die Verteilung in Gaza freigegeben.
Ein Sprecher des US-Aussenministeriums hatte gesagt, Washington hoffe auf die Einfuhr von mehr als 500 Lastwagen täglich nach Gaza. Dies werde aber nicht «über Nacht» passieren. Erschwert würden die Lieferungen wegen der Sicherheitslage in dem Küstengebiet. Die Verteilung scheiterte zuvor unter anderem wegen fehlender Lkw und Fahrer, zudem kam es in Gaza zu Plünderungen.
Lebensmittelrationen für eine Million Menschen
Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen drängen seit Monaten auf eine Wiederöffnung Rafahs, um Hunderttausende Menschen in Gaza humanitär besser zu versorgen. Wegen der Schliessung des Übergangs kamen Hilfsgüter wie Lebensmittel, Wasser und Arzneimittel in vergangenen Monaten nur durch von Israel kontrollierte Übergänge wie Kerem Schalom, Erez und Kissufim.
Das Welternährungsprogramm (WFP) teilte mit, es könne Lebensmittelrationen für mehr als eine Million Menschen in Gaza zur Verfügung stellen und die Wirtschaft und örtliche Lebensmittel-Produktion unterstützen.
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