Angst um das Klima Greta Thunberg – Gesicht einer Generation von Weltveränderern

AFP/ Hélène Dauschy, Tom Little

22.9.2019

Greta Thunberg sprach am Uno-Jugendgipfel für Klimaschutz. Der Uno-Generalsekretär Antonio Guterres hörte der jungen Schwedin zu.
Greta Thunberg sprach am Uno-Jugendgipfel für Klimaschutz. Der Uno-Generalsekretär Antonio Guterres hörte der jungen Schwedin zu.
Bild: Keystone

Als sie sich am 20. August 2018 mutterseelenallein vor das schwedische Parlament setzte, um für das Klima zu streiken, kannte noch fast niemand das junge Mädchen mit den geflochtenen Zöpfen. Heute ist die 16-jährige Greta Thunberg weltberühmt.

Sie ist für den Friedensnobelpreis nominiert und gilt als die Stimme und das Gesicht einer neuen Generation junger Klima-Aktivisten aus allen Teilen der Erde: In weniger als einem Jahr hat es die 16-Jährige geschafft, sich weit über die schwedischen Grenzen hinaus einen Namen zu machen.

Thunberg schart heute Millionen Kinder und Jugendliche von Schweden über die Schweiz und andere europäische Länder, von Australien über Asien und Afrika bis nach Amerika hinter sich, die freitags den Unterricht schwänzen, um auf den Demonstrationen der Bewegung Fridays for Future mehr Klimaschutz einzufordern.

Allein am grossen Klimastreik am Freitag nahmen rund vier Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf allen Kontinenten teil. Sie waren einem der grössten Protestaufrufe der Geschichte gefolgt.

Statt mit ihren Mitschülern im Klassenraum über Matheaufgaben zu grübeln, hat Thunberg in den vergangenen Monaten wie selbstverständlich Staats- und Regierungschefs getroffen und sie mit ihrer ganz besonderen Willensstärke und Hartnäckigkeit mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. Sie gab ein Interview nach dem anderen und war regelmässig auf den Titelseiten internationaler Zeitungen und Magazine zu sehen – vom «Time»-Magazin bis zur «Vogue».

Frühes Interesse für Klimaschutz

In New York rief Thunberg am Freitag bei der Kundgebung mit rund 250'000 Demonstranten die Politiker auf, Verantwortung zu übernehmen. «Jetzt, wo wir gezeigt haben, dass wir es können, müssen sie zeigen, was sie tun können», sagte sie mit Blick auf die Staats- und Regierungschefs beim Uno-Klimagipfel, der am Montag in New York beginnt und zu dem sie eingeladen ist.

Am Samstag nahm sie dort bereits am Uno-Jugendgipfel für Klimaschutz mit Uno-Generalsekretär Antonio Guterres teil und machte die Entschlossenheit ihrer Generation deutlich: «Die jungen Leute können nicht aufgehalten werden.»

Mit acht oder neun Jahren habe sie angefangen, sich für das Klima zu interessieren, berichtete Thunberg der Nachrichtenagentur AFP. «Meine Lehrer haben mir gesagt, dass ich mit Papier sparsam umgehen und das Licht ausschalten soll – ich habe sie gefragt warum, und sie haben mir geantwortet, dass es etwas gibt, das sich Klimawandel und Erderwärmung nennt und von den Menschen ausgelöst wurde.»

Ab diesem Zeitpunkt verzichtete die Tochter eines Schauspielers und Produzenten sowie einer Opernsängerin auf Fleisch und Milch und kaufte nur noch dann neue Sachen, wenn es wirklich notwendig war. «Es sind nur kleine Veränderungen in meinem Alltag», sagte Thunberg dazu.

Depression wegen «existentieller Bedrohung»

Weil ihre Sorge um die «existentielle Bedrohung» durch den Klimawandel immer grösser wurde, fiel sie mit elf Jahren in eine Depression. Sie ass nichts mehr, sie sprach nicht mehr, sie ging nicht mehr zur Schule, wie ihr Vater Svante Thunberg erzählte.

Im Alter von zwölf Jahren diagnostizierten Ärzte bei ihr das Asperger-Syndrom. «Mein Gehirn arbeitet ein bisschen anders, also habe ich einen anderen Blickwinkel auf die Welt, ich sehe sie hauptsächlich in Schwarz und Weiss», erklärte Thunberg.

Aus ihrer Andersartigkeit schöpfe sie jedoch ihre Stärke. «Ich bin sehr direkt, ich sage die Dinge so, wie sie sind, und wenn ich mich entschieden habe, etwas zu tun, mache ich es gut.»

Thunberg traf die Entscheidung, in diesem Schuljahr eine Unterrichtspause einzulegen und überquerte im August in einem Segelschiff möglichst klimaneutral den Atlantik.

«Die Dinge werden sich ändern»

Neben der weltweiten Welle an Zuspruch stösst ihr Engagement aber immer wieder auf Kritik. Ihre Gegner werfen ihr unter anderem vor, mit ihrem Klima-Aktivismus apokalyptische Thesen zu vertreten.

«Sie müssen uns nicht zuhören, wir sind ja nur Kinder», antwortete Thunberg im Juli bei einem Besuch in Frankreich ironisch ihren Kritikern. Mit Blick auf alle Zweifler und zögernde Politiker warnte sie in New York jedoch: «Die Dinge werden sich ändern, ob es ihnen gefällt oder nicht.»

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